Bürgerinitiative Bürger wollen die Ohre in Wolmirstedt vor der Verlandung retten
Wolmirstedt. Hartmut Hoppe hat jeden Tag die im Blick und was er sieht, bereitet ihm Sorgen. „Die Ohre wird es in dieser Form bald nicht mehr geben. Sie verlandet immer mehr und sucht sich irgendwann einen anderen Lauf.“ Deshalb hat er Mitstreiter gesucht und möchte nun die Verantwortlichen wachrütteln.
Hartmut Hoppe stört sich vor allem an den Verlandungen, die im Bereich der Ohrepromenade sichtbar sind. Er fürchtet, dass sich dort immer mehr Sedimente absetzen, die offene Wasserfläche bald verschwunden ist, sich Niedermoore bilden und die Ohre einen anderen Lauf nimmt.
Gefahr für anderen Flusslauf ausgeschlossen
Ob die Entwicklung so verläuft, ob sich der Fluss tatsächlich in absehbarer Zeit einen anderen Lauf sucht, sei dahingestellt. „Das dürfen die Verantwortlichen gar nicht zulassen“, erklärt der Nabu-Vorsitzende Jörg Brämer. Sonst wären die Brücken der alten B189 oder die Eisenbahnbrücke gefährdet.
Derzeit führt die Ohre ohnehin sehr wenig Wasser und kommt mit dem vorhandenen Bett prima klar. Lediglich in der Zeit der Schneeschmelze hat es im Bereich der Brücken, besonders an der Eisenbahnbrücke, ein paar Tage Hochwasser gegeben. Momentan ist der Wasserstand eher zu niedrig, ufernahe Baumwurzeln hängen in der Luft. Der Uferbereich ist derzeit an manchen Stellen auffallend breit.
Niedrigwasser macht der Region zu schaffen
Der niedrige Wasserstand wird schon seit Jahren beobachtet. Die anhaltende Trockenheit fordert auch vom Fluss ihren Tribut. Das macht sich auch im Grundwasserspiegel bemerkbar. Die Bäume im Küchenhorn darben seit mehreren Jahren, was vor allem die Widerstandskraft der Eschen schwächt. Hunderte sind vom Eschentriebsterben befallen und wurden gefällt, solange das Holz noch einen Marktwert erzielt.
Doch mit der allgemeinen Trockenheit als Erklärung wollen sich Hartmut Hoppe und seine Mitstreiter nicht zufrieden geben. Sie wollen, dass die Verlandungen entfernt, Flächen beräumt und Uferbereiche gemäht werden, fordern ein Wehrmanagement und vor allem, dass der Unterhaltungsrahmenplan für die Ohre umgesetzt wird.
Der sieht unter anderem vor, dass Sedimentbuckel bei Bedarf vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz entfernt werden können, ohne vorher alle anderen Beteiligten um Erlaubnis zu fragen. Doch die Ohre ist ein diffiziles Ökosystem, ein FFH-Gebiet, ein lebendiger Fluss, der sich an Hoch- oder Niedrigwasser anpassen muss. Eine geradlinige Ordnung, das Entfernen aller Auflandungen ist nicht zwingend das Ziel der Verantwortlichen.
Schilf im Uferbereich sinnvoll
Schilf im Uferbereich beispielsweise wird von Naturschützern nicht generell als störend angesehen. „Bei Hochwasser wird Schilf überspült“, erklärt Jörg Brämer , „bei Niedrigwasser verengt es den Fluss.“ Es sorgt dafür, dass Wasser schneller abfließen kann, Schilfbewuchs wirke also der Verlandung entgegen. Er bietet interessierten Bürgern Gespräche an.
Dennoch: Die Bürgerinitiative möchte auch, dass der Fluss sichtbarer ist. „Gerade in der Corona-Zeit gehen noch mehr Menschen an der Ohre spazieren“, hat Hartmut Hoppe beobachtet. Reisen ist kaum möglich, deshalb entdecken viele die Heimat neu. „Viele Bürger vermissen den Blick auf die Ohre“, weiß Jürgen Bednorz.
Der Blick war besonders im vergangenen Sommer verwehrt, weil Brennnesseln am Ohreufer in die Höhe geschossen waren. Die Bank „Ohreblick“, die zwischen Amtsbrücke und Elbeuer Brücke aufgestellt ist, konnte die Verheißung ihres Namens nicht einlösen. Die Ohre floss und unsichtbar hinter der dichten Brennnesselwand.
Landespolitiker zur Kanutour einladen
„Am liebsten würde ich die Landespolitiker zu einer Kanutour einladen“, sagt Jürgen Bednorz, „dabei können sie hautnah erleben, was der Fluss für die Wolmirstedter bedeutet.“ Marno Robert hofft vor allem, dass der Unrat aus dem Flussbett geholt wird. Mario Sowka sieht, dass die Alte Elbe regelmäßig saubergemacht wird und wünscht sich das ebenso für die Ohre.
Die Ohre ist ein Gewässer erster Ordnung und gehört damit zum Land Sachsen-Anhalt. Hartmut Hoppe und seine Mitstreiter wollen die Verantwortlichen mahnen, richten sich vor allem an das Umweltministerium und Ministerin Claudia Dalbert. Am Donnerstag, 22. April, wollen sie am E-Center im Lindenpark von 8 bis 20 Uhr Unterschriften sammeln.