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Coronavirus Einsatzfähig auch in Krisenzeiten

Dustin Grönke, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Elbe-Heide, erzählt vom Alltag der Feuerwehren in Zeiten der Corona-Krise.

06.04.2020, 10:47

Sie retten, leisten technische Hilfe und gehen für die Bevölkerung sprichwörtlich durchs Feuer: Frauen und Männer, die bei den Freiwilligen Feuerwehren Dienste leisten. Sie sind da, wenn man sie braucht – 24 Sunden, 365 Tage – erzählt Dustin Grönke, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Elbe-Heide, im Volksstimme-Gespräch.

Volksstimme: Vor 14 Monaten sind Sie zum Verbandsgemeindewehrleiter gewählt worden. Damit sind Sie quasi Chef aller Feuerwehren in der Verbandsgemeinde. Ziehen Sie bitte ein Fazit.
Dustin Grönke: Zusammenfassend kann ich sagen, dass es nicht langweilig war und nicht an Arbeit mangelte. Aber es konnte auch einiges erreicht werden. So konnte am Jahresanfang 2019 ein neues Feuerwehr-Verwaltungsprogramm in Betrieb genommen werden, welches die Arbeit aller Beteiligten erleichtert. Wir blicken auf insgesamt 91 Einsätze zurück, die trotz schwieriger Bedingungen immer sehr gut und diszipliniert abgearbeitet wurden. Hierfür möchte ich mich bei allen beteiligten Kameradinnen und Kameraden bedanken. Ab diesem Jahr wird die Arbeit der Atemschutzgeräteträger besonders gewürdigt.

Auf welche Weise?
Jeder Absolvent des Lehrganges Atemschutzgeräteträger erhält eine Prämie in Höhe von 100 Euro und jeder Atemschutzgeräteträger, der die jährliche Belastungsübung in der Atemschutzübungsanlage absolviert, eine Entschädigung in Höhe von 25 Euro. Die Förderung der Atemschutzgeräteträger soll deren harte Arbeit würdigen und motivieren, den Lehrgang zu absolvieren. Diese Maßnahme haben wir mit Verbandsgemeindebürgermeister Thomas Schmette besprochen und er hat dem zugestimmt, da es im Bereich der Atemschutzgeräteträger das größte Defizit gibt. Das bedeutet nicht, dass die Sicherheit der Bürger gefährdet ist, es muss aber besonders für größere Einsätze einen gewissen „Puffer“ geben.

Welche Aufgaben haben Sie zu erfüllen?
Als Gemeindewehrleiter habe ich eine beratende Funktion gegenüber dem Träger der Feuerwehr, also dem Verbandsgemeindebürgermeister. Fragen zum Thema Einsatzbereitschaft der 18 Ortsfeuerwehren der Verbandsgemeinde Elbe-Heide, die ordnungsgemäße Ausrüstung, die Erfüllung der gemäß Brandschutzgesetz geregelten Aufgaben wie der vorbeugende Brandschutz, der abwehrende Brandschutz und die Hilfeleistung bei Unglücksfällen und Notständen, die Ausbildung der Feuerwehrkameraden sowie die Sicherstellung der Funktion der Anlagen und Einrichtungen zur Brandbekämpfung fallen in meinen Aufgabenbereich. Weiterhin obliegt mir grundsätzlich die Leitung von Einsätzen der Feuerwehr innerhalb der Verbandsgemeinde, wobei ich nicht jeden Einsatz übernehme, da je nach Einsatzgröße die Führungskräfte in den Ortsfeuerwehren die Funktion des Einsatzleiters wahrnehmen.

Das klingt nach einer Menge Arbeit...
Ich werde bei der Aufgabenerfüllung von drei Stellvertretern – Kevin Porada, Mirko Schwarz und Tobias Knoost – unterstützt. Einmal monatlich führen wir mit den Ortswehrleitern eine Dienstberatung zu aktuellen Themen durch. Aktuell wird an der Fortschreibung der Risikoanalyse und Brandschutzbedarfsplan, der damit verbundenen Löschwasseranalyse und der Alarmierungs- u. Ausrückordnung gearbeitet. Auch die Neubeschaffung der Digitalfunkgeräte nimmt aktuell viel Zeit in Anspruch.

Ist in Zeiten der Corona-Krise die Einsatzbereitschaft der Wehren gegeben und was müssen die Kameraden beachten?
Die Bürger müssen sich keine Sorgen machen, grundsätzlich sind alle Ortsfeuerwehren der Verbandsgemeinde einsatzbereit. Aufgrund der aktuellen Situation müssen die Kameradinnen und Kameraden jedoch starke Einschränkungen des Dienstbetriebes hinnehmen. Am wichtigsten ist, die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr aufrecht zu erhalten und das Risiko, zu erkranken so gering wie möglich zu halten. Das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre eine oder mehrere Ortsfeuerwehren in Quarantäne. Deshalb sind aktuell alle dienstlichen Veranstaltungen wie Ausbildungsabende, Jahreshauptversammlungen, Wehrleiterberatungen und auch Ausbildungslehrgänge abgesagt. Das gilt auch für Aus- und Fortbildungsveranstaltungen aus Kreis- und Landesebene. Lediglich Wartungsarbeiten an der Einsatztechnik sind durch den Gerätewart sicherzustellen. Die Ortswehrleiter sind angewiesen, den Personalaufwand bei Einsätzen so gering wie möglich zu halten. Weiterhin gelten nach wie vor die Hygienemaßnahmen an Einsatzstellen: Nicht rauchen, essen, trinken, gründliches Händewaschen. Die Einhaltung der Abstände zu Personen soll, wenn möglich, umgesetzt werden. Für begründete Verdachtsfälle oder wenn es die Einsatzsituation erfordert, führen die meisten Ortsfeuerwehren auch Schutzmasken, Infektionsschutzhandschuhe und Schutzanzüge mit. Die Verwaltung ist aktuell dabei, den Bestand der Schutzausrüstung zu erweitern.

Bewerten Sie bitte die Zusammenarbeit mit der Verwaltung der Verbandsgemeinde.
Bei den Aufgaben der Feuerwehr, die insbesondere während der Einsätze zu erfüllen sind, geht es oft um Menschenleben. Deshalb ist eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, angefangen vom frisch ausgebildeten Feuerwehrkameraden über die Führungskräfte in den Ortswehren, der Gemeindewehrleitung und der Verwaltung der Verbandsgemeinde besonders wichtig. Seit Übernahme meiner Funktion bin ich mindestens einmal wöchentlich im Verwaltungsamt in Rogätz. Es findet eine enge Zusammenarbeit mit der Verwaltung statt. Oft gilt es wichtige Entscheidungen zu treffen, zu denen ich befragt werde. Bei Bedarf finden Beratungen mit dem Verbandsgemeindebürgermeister und den betreffenden Bearbeitern aus den Fachämtern statt. Ich blicke hier auf eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten zurück, wobei es auch hier wie fast überall auch mal Ecken und Kanten gibt.

Wie ist es um Technik und Ausrüstung der Wehren in der Verbandsgemeinde bestellt und wo sehen Sie Handlungsbedarf?
In diesem Bereich ist in den letzten Jahren viel passiert. Einsatztechnik wurde erneuert und ergänzt. In die Jahre gekommene Löschfahrzeuge müssen nach Risikoanalyse und Brandschutzbedarfsplan nach 30 Jahren ersetzt werden, Mannschaftstransportwagen nach 20 Jahren. Als nächstes ist das mittlerweile 30-jährige Löschfahrzeug LF 16-TS der Ortsfeuerwehr Burgstall zu erneuern. Da moderne Fahrzeuge deutlich größer sind als zu früheren Zeiten, muss das Gerätehaus in Burgstall ebenfalls erneuert werden. Die Burgstaller Wehr ist in den letzten Jahren personell stark gewachsen. Das ist gut, führt aber zu neuen Problemen: Umkleide- und Schulungsraum sind zu klein. Hierzu hat die Gemeinde Burgstall ein Grundstück erworben und ein Planungsbüro seine Arbeit aufgenommen.

Und außerdem?
Der Fahrzeugbestand der Ortsfeuerwehr Hillersleben soll ebenfalls erweitert werden. Dazu hat die Verbandsgemeinde Fördermittel für ein Tanklöschfahrzeug Vegetationsbrandbekämpfung beantragt und den Zuschlag erhalten. Dieses Fahrzeug wird dann auch überörtlich eingesetzt, sollte es zu Großwaldbränden im Landkreis Börde oder auch in anderen Bundesländern kommen. Für die Ortsfeuerwehr Colbitz ist die Beschaffung eines neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20) geplant. Die Beschaffung wird aufgrund der Erweiterung der Bundesautobahn 14 benötigt, Wir warten auf Antwort des Landes zum gestellten Fördermittelantrag. Handlungsbedarf sehe ich bei der Einrichtung einer zentralen Kleiderkammer für die persönliche Schutzausrüstung, welche im Einsatz und zur Ausbildung getragen werden muss. Aufgrund langer Lieferzeiten nach Bestellung von Einsatzbekleidung und steigenden Anforderungen an die Einsatzhygiene wird diese Maßnahme immer wichtiger.