Medizinischer Sonntag zu Kehlkopferkrankungen Das Leben ist auch ohne Kehlkopf lebenswert
Diesmal ging es beim medizinischen Sonntag um die Behandlung von Erkrankungen des Kehlkopfes. Dr. Oliver Philipp, Chefarzt der HNO-Klinik des Sana-Ohreklinikums hatte einen ganzen Mitarbeiterstab mitgebracht.
Wolmirstedt. Obwohl sich vor dem Katharinensaal die Oldtimerfreunde trafen, so hatten es doch viele Interessierte in die erste Etage zum Medizinischen Sonntag gezogen. Der drehte sich um Kehlkopferkrankungen. "Man kann sogar ohne Kehlkopf leben", sagte Dr. Oliver Philipp. Als Beweis stellte sich Detlef Pinkernelle aus Schricke vor, dem vor 20 Jahren der Kehlkopf entfernt wurde. "Man kann danach nicht mehr sprechen", sagte er. Aber weil er es eben doch konnte, verriet er seinen Trick. "Ich schlucke Luft und drücke sie mit der Sprache wieder heraus.." Diese Art des Sprechens nennt man auch "Rülpssprache."
Nach der Operation dauerte es ein gutes dreiviertel Jahr, bis er einfache Worte auf diese Art sprechen konnte. Mit der Zeit und der Hilfe von Logopäden verbesserte sich sein Sprechfluss immer mehr. "Ich zeige vielen Menschen, dass das Leben auch ohne Kehlkopf lebenswert ist." Dr. Philipp wies darauf hin, dass es inzwischen sogar gute Stimmprothesen gibt, die einen längeren Sprechfluss ermöglichen. Detlef Pinkernelle hat sich jedoch mit seiner Art des Sprechens arrangiert. Bis zu einer Entfernung des Kehlkopfes muss es aber bei einer Erkrankung gar nicht kommen. Viele Veränderungen sind harmlos, lassen sich gut behandeln. Dr. Cordula Schöler sprach von Wasserkissen, Knötchen und anderen Veränderungen im Kehlkopfraum. "Vieles können wir gut operieren", macht sie Mut. wichtig sei, bei Beschwerden rechtzeitig den Arzt aufzusuchen. "Jede Heiserkeit, die länger als drei Wochen dauert, muss abgeklärt werden." Besonders Menschen mit Sprechberufen, wie Lehrer, plagen sich mit Veränderungen der Stimmbänder. "Das Rauchen begünstigt die Veränderungen noch", sagt sie. Dennoch, mit Hilfe von Lasertechnik oder klassischer Chirurgie lasse sich vieles heilen. Meist ist dazu ein stationärer Aufenthalt notwenig. "Patienten mit einem starken Würgereiz lassen sich besser, in der Narkose behandeln", sagt Dr. Cordula Schöler.
Die sogenannten Schreiknötchen bei Kindern hingegen müssen in der Regel nicht behandelt werden. "Kinder sind laut, aber die Schreiknötchen, die sich manchmal auf den Stimmbändern bilden, verwachsen sich in der Pubertät. Es nützt auch nichts, den Kindern zu sagen, seid leise", sagt dr. Cordula Schöler, "besser ist es, ihnen beispielsweise in der musikalischen Früherziehung den richtigen Umgang mit der Stimme nahe zu legen."