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Die Bundeswehr soll bei der Sicherung des Elbdeiches unterstützt werden Deichläufer und Schubkarren sind gesucht

Von Gudrun Billowie 07.06.2013, 03:23

Sandsäcke sind derzeit der meistbegehrte Artikel. Die Säcke, die gestern am Glindenberger Feuerwehrgerätehaus an Privatleute ausgegeben wurden, waren in kürzester Zeit vergriffen. Die Befüllung der Sandsäcke für die Deiche läuft in der Kiesgrube Farsleben auf Hochtouren.

Wolmirstedt l Heute im Laufe des Tages soll die Befüllung der 100000 Sandsäcke in der Kiesgrube Farsleben abgeschlossen sein. Doch es werden andernorts Helfer gesucht. Menschen mit Schubkaren, die die Sandsäcke auf dem Glindenberger Deich Richtung Heinrichsberg verteilen, und Menschen, die den Ohredeich von der Glindenberger Brücke bis Heinrichsberg kontrollieren. Alle Helfer sollten festes Schuhwerk mitbringen.

Helfer gab es gestern bereits reichlich. Vor der Kiesgrube Farsleben stehen am Nachmittag viele Privatfahrzeuge und Fahrräder. Rund 300 freiwillige Helfer sind gemeinsam mit ebenso vielen Helfern der freiwilligen Feuerwehren im Einsatz und befüllten Sandsäcke. Zu ihnen gehören auch Fabian Müller und Paul Seiffert. Die beiden zählen sich zum FCM-Fanclub, der mit 15 Jugendlichen zum Sandsäckefüllen gekommen war. "Dienstag waren wir in Magdeburg zum Helfen", erzählt Fabian Müller, "Mittwoch und Donnerstag in der Kiesgrube Farsleben." Sie kommen wieder, solange sie gebraucht werden. Auch Charly Schröder, Steven Osinsky und Oliver Bläß verbringen einen Teil ihres Urlaubs mit dem Befüllen von Sandsäcken. "Weil wir helfen wollen", sagt Oliver Bläß.

Die Arbeit ist körperlich schwer und die Sonne meint es gut. Hunger und Durst lassen nicht lange auf sich warten. Und während die Jungs eifrig schippen, brutzeln im Gerätehaus der Wolmirstedter Feuerwehr riesige Mengen gewürfelter Zwiebeln. Sie werden die Tomatensoße für die Nudeln bereichern. "Wir kochen für 350 Personen", sagt Martin Kotter, der Zugführer des Logistikzuges. Zu diesem Logistik-Zug gehören 18 Kameraden von verschiedenen Feuerwehren des Landkreises. Wer hier mitmachen will, braucht eine Feuerwehr-Feldkochausbildung. Die Männer müssen große Mengen von Erbsensuppe, Kartoffelsalat oder Nudeln zubereiten können. Christian Brockholz, Andreas Fischer, Harald Hinz und Daniel Gehrecke können das. "Wir wurden schon gelobt", freut sich Daniel Gehrecke.

In Glindenberg herrscht indes beim Sandberg an der alten Sandkuhle immer noch Hochbetrieb. Viele Glindenberger füllen vor Ort Sandsäcke ab, die sie aus dem Jahr 2002 aufbewahrt haben. Andere haben sich kurz nach 10 Uhr leere Säcke an der Feuerwehr abgeholt. "Nach kurzer Zeit waren kein einziger mehr übrig", berichtet Ortswehrleiter Andy Opitz.

Helga Hagemann (74) hat 20Säcke abbekommen. Sie hat das Hochwasser 2002 noch gut im Gedächtnis. "Damals mussten wir unser Haus zehn Tage lang verlassen", erinnert sie sich. Zum Glück war das Wasser nicht gekommen. Trotzdem hat die Rentnerin wieder das Hab und Gut nach oben gestellt. "Alle wichtigen Unterlagen wie Geburtsurkunden und Versicherungen haben wir zu Verwandten nach Magdburg gebracht", erzählt die Glindenbergerin. Dorthin werden sie und ihr Mann auch gehen, wenn eine Evakuierung anstehen sollte. Trotz der heiklen Situation ist Helga Hagemann gelassen: "Wir haben ja schon ein bisschen Übung."

Übung in körperlichen Kraftakten haben Bundeswehrsoldaten auch. Rund 100Kräfte der 2. Kompanie des Aufklärungsbataillons "Holstein" sind aus Eutin gekommen und erhöhen den Deich in Richtung Heinrichsberg mit zwei Sandsacklagen auf drei Kilometer Länge um 20 Zentimeter. "Unsere Soldaten sind sehr motiviert, weil sie für eine gute Sache arbeiten", betont Kompaniechef Josef Pleintinger. In der Tat packen die Männer von der Bundeswehr zu, laden sich die Sandsäcke auf die Schultern und marschieren damit über drei Kilometer auf dem Elbdeich entlang, um die Sandsäcke am Schluss ordentlich aufzuschichten.

Dennoch ist die Strecke sehr lang und irgendwann macht sich auch bei den stärksten Soldaten Erschöpfung breit. Darum ist die Bevölkerung aufgerufen, heute morgen ab 7 Uhr die Deichverstärkung zu unterstützen. Mit Schubkarren lassen sich die Sandsäcke einfacher auf dem Deich transportierten. "Wir freuen uns auf Helfer", so Andy Opitz, "aber bitten alle Bürger, die mit dem Auto kommen, nicht die Elbstraße zu befahren, sondern möglichst in den Glindenberger Seitenstraßen zu parken." Die Elbstraße ist eng und die Einsatzfahrzeuge bekommen wegen parkender Fahrzeuge womöglich Probleme beim Durchfahren.

Wer in Glindenberg helfen möchte, kann sich am Ende der Elbstraße melden, wer Deichläufer in Wolmirstedt sein möchte, unter der Telefonnummer (039201) 64731 oder (039201) 64722.