Dem Ärzteschwund entgegengewirkt

Elbe-Heide.  Seit 2012 fördert die Verbandsgemeinde die Ansiedlung von Ärzten. Seitdem haben sich sieben Allgemeinmediziner in der Verbandsgemeinde niedergelassen, die meisten in Übernahme einer Praxis (Die Volksstimme berichtete). „Es gibt in diesem Zeitraum bei uns keinen Ärzteschwund zu beklagen“, teilt Thomas Schmette, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Elbe-Heide, mit. „Alle 2012 vorhandenen Praxen sind mit neuen Ärzten besetzt, bis auf die in Lindhorst, dafür gibt es jedoch eine neue Praxis in Neuenhofe.“

Der im Jahr 2012 veröffentlichten Richtlinie zufolge wird die Übernahme einer Praxis eines in der Verbandsgemeinde ansässigen Allgemeinmediziners, der seine Praxis aufgibt, oder die Neuerichtung einer allgemeinmedizinischen Praxis mit 25 000 Euro gefördert. Die Schaffung einer Außenstelle einer allgemeinmedizinischen Praxis wird mit 15 000 Euro gefördert und wird eine Praxis von zwei Allgemeinmedizinern oder mit einem zweiten Allgemeinmediziner besetzt, so kann dies mit 12,500 Euro gefördert werden. Die Gesamtkosten für die Verbandsgemeinde belaufen sich seit 2012 für diese Förderung auf 162 500 Euro.

Fragt man bei Ärzten, die eine Förderung bekommen haben, nach, ob diese eine wichtige Rolle bei der Entscheidung einer Niederlassung in der Verbandsgemeinde Elbe-Heide gespielt hat, antworten die meisten so: „Es ist gut, dass es eine Förderung gab und ich bin dankbar dafür. Aber für meine Entscheidung, mich in der Verbandsgemeinde anzusiedeln, hat das keine Rolle gespielt.“

So sagt beispielsweise Susanne Behrens, die eine Hausarztpraxis in Hillersleben betreibt: „Bevor man sich zu einer Niederlassung entscheidet, hat man andere Entscheidungen getroffen, die dazu führen.“ Sie wohnt in Haldensleben und hat in der Nähe etwas gesucht. Sie hat die Praxis 2020 eröffnet. Neben der Lage spielt die Ausstattung der Praxis eine Rolle. In ihrem Fall hat sie neu gebaut und den Patientenstamm von ihrem Vorgänger Michael Köppe übernommen. „Man guckt nicht, wo gibt es eine Förderung und sagt dann, da gehe ich hin, weil es in vielen Regionen Förderungen gibt“, so Behrens. Außerdem zahle die Kassenärztliche Vereinigung bei einer Niederlassung in bestimmten Gebieten auch eine Förderung, die je nach Region unterschiedlich hoch ist und über deren Höhe alle zwei Jahre neu entschieden werde.

Ähnlich äußert sich Janos Kiss, der eine Hausarztpraxis in Rogätz unterhält. Das Medizinische Versorgungszentrum hat die Praxis von Holger Wetzel, der 2014 verstorben ist, übernommen. 2016 wurde Dr. Janos Kiss bei dem Medizinischen Versorgungszentrum angestellt. Gefragt danach, was der entscheidende Faktor für die Ansiedlung in Rogätz war, antwortet Kiss: „Ich komme aus Ungarn und habe einen Job in Deutschland gesucht und das Medizinische Versorgungszentrum hatte diese Stelle frei. Die Dorfatmosphäre hat mir auch gefallen. Die Patienten sehen es gerne, wenn ein Arzt auf Dauer bleibt.“

Zum Glück habe er die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wo er arbeitet: „Und wenn es mir hier in Rogätz nicht gefallen würde, würde ich hier nicht bleiben. Ich fühle mich hier angekommen“, sagt Kiss. Auch das Arbeitsumfeld in der Praxis gefalle ihm: „Wir haben viele Patienten, ich habe gute, engagierte Kollegen, mit denen ich gerne zusammenarbeite. Ich werde gut angenommen und die Arbeitsabläufe werden auch immer besser.“

Jetzt in der Corona-Zeit sei die Arbeit anstrengender geworden. „Es ist wichtig, dass nicht immer nur Corona im Vordergrund steht, sondern andere Krankheiten auch.“ Ob die Förderung, die von der Verbandsgemeinde angeboten wurde, seine Entscheidung, nach Rogätz zu kommen, beeinflusst hat? „Das hat für mich keine Rolle gespielt“, sagt Kiss. „Ich habe mich zwar sehr über die Förderung gefreut und denke, es ist richtig, dass das so gemacht wird, aber meine Entscheidung fiel unabhängig davon. Und ich will noch lange hier bleiben“, sagt Kiss.