Am Inklusionstag spielen behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam Die Stadt hat noch zu viele Bordsteine
Mitarbeiter und Bewohner des Bodelschwingh-Hauses machten gestern im Rahmen des Inklusionstages vor dem Rathaus auf die Bedürfnisse behinderter Menschen aufmerksam. Das Motto lautete: "Jede Barriere ist eine Barriere zuviel."
Wolmirstedt l Inklusion heißt Einbeziehung. "Und Inklusion beginnt im Kopf", sagte Christian Geyer, "es ist eine Frage der Haltung. Auch Barrieren fangen in den Köpfen an und sind weniger eine Frage der Bauweise." Damit Barrieren im Kopf gar nicht erst aufgebaut werden, besuchen behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam die integrative Kita "Storchennest".
Manchmal müssen sich die Wege nach der Kindergartenzeit trennen. Nicht alle Kinder können eine reguläre Schule besuchen. Doch in der Diesterweg-Grundschule werden Kinder integrativ betreut. Ein Fahrstuhl und Behindertentoiletten nehmen selbst Rollstuhlfahrern die Hürde. Angelika Schmidt-Garz steht allein den Kindern mit körperlich-motorischen Beeinträchtigungen oder Verhaltens- auffälligkeiten zur Seite. "Die Kinder der Kita Storchennest und der Grundschule haben sich bereits gegenseitig besucht", sagt Angelika Schmidt-Garz, "dieser Inklusionstag ist unsere dritte große Begegnung."
Und während dieser Begegnung war zweifellos Patrick Lohde der Star. Der "Storchennest"-Erzieher kann wunderbar trommeln, und während er trommelte, tanzten die Diesterweg- und die "Storchennest"-Kinder gemeinsam auf einer Pappinsel. Danach wollten sie selbst so gut trommeln können wie Patrick Lohde und umlagerten den Erzieher.
Doch so amüsant dieser Vormittag für die Kinder war, so ernst ist das Thema dahinter. "Wir haben einen behinderten Sohn", erzählen Karin und Harald Münch, "und es gibt in Wolmirstedt viel zu viele Bordsteinkanten. Auch Radwege fehlen." Das Ehepaar hofft, dass die Stadt sich bald der Wünsche Behinderter annimmt. Bodelschwingh-Haus-Vorstand Christian Geyer setzt auf kleine Schritte. "Kleinigkeiten kann man immer machen", sagt er. Wie beispielsweise die Arbeit mit Piktogrammen. Werden Öffnungszeiten des Rathauses mit einer geöffneten und einer geschlossenen Tür und einer analog angezeigten Uhrzeit dargestellt, ist das für Behinderte besser zu deuten.
Die amtierende Bürgermeisterin Marlies Cassuhn kennt all diese Wünsche und sagt: "Ich bin gern zu Gesprächen bereit." Christian Geyer würde eine baldige Zusammenarbeit begrüßen. Schließlich behindern Barrieren nicht nur behinderte, sondern beispielsweise auch alte Menschen. "Wir werden auf jeden Fall weiter dran bleiben", so Geyer.