Polizei fahndet nach Brandstiftern von Niederndodeleben Döner-Grill in der Börde in Brand gesteckt: Imbissbetreiber stehen vor dem Ruin
Der gerade erst eröffnete Döner-Grill in Niederndodeleben ist von unbekannten Tätern in Brand gesteckt worden. Die Polizei ermittelt auf Hochtouren. Die Familie weiß nicht, wie es weitergehen soll.

Niederndodeleben. - Groß war die Vorfreude bei vielen Einwohnern von Niederndodeleben auf den neuen Döner-Imbiss in ihrem Ort. Doch die anfängliche Begeisterung in dem Dorf vor den Toren Magdeburgs ist nun in Wut und Fassungslosigkeit umgeschlagen. Und der Traum der kurdischen Familie Bakir, die den Imbiss betreiben wollte, ist buchstäblich in Rauch aufgegangen. Nur einen einzigen Tag hatte der Wagen geöffnet.
Im Moment präsentiert sich der eigentlich neue Imbiss in einem desolaten Zustand. Aus dem Garraum weht der Gestank von giftigem Rauch durch die Luft. Alle Wände und Küchengeräte sind mit schwarzem Ruß übersäht. Der findet sich auch auf der Terrasse vor dem Imbissstand. An der Rückseite sind erhebliche Brandspuren zu erkennen.
Familie wollte neue Existenz aufbauen
Dabei hatte alles so gut begonnen: Erst vor wenigen Jahren war die kurdische Familie aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Mit dem Döner-Imbiss wollte sie sich eine neue Existenz aufbauen und auf eigenen Beinen stehen, erzählt Sohn Bahoz Bakir. Etwa 30.000 Euro habe sein Vater investiert – finanziert über Kredite.
Am Freitag vor einer Woche dann die Eröffnung: „Wir hatten bestimmt 80 bis 100 Kunden. Alle waren zufrieden“, erzählt Vater Ahmet weiter. Um 20 Uhr schließen die Bakirs die Luke ihres Imbisswagens. Etwa zwei Stunden später tritt die Familie ihren Weg nach Hause an.
Gegen 23.20 Uhr passiert das für viele Niederndodeleber so Unfassbare: Eine Zeugin beobachtet, wie vier Männer den Standplatz des Imbisswagens neben einem Parkplatz des Netto-Marktes verlassen. Das geht aus einer Meldung des Polizeireviers Haldensleben hervor. Zeitgleich steigt dichter, beißender Rauch aus dem Wagen gen Himmel. Schnell zückt die Zeugin ihr Telefon und ruft die 112.
Feuerwehr ist schnell vor Ort
Um Punkt 23.27 ertönen in dem Dorf die Alarmsirenen. Nur wenige Minuten später prescht das erste Einsatzfahrzeug unter Blaulicht und Martinshorn die Hauptstraßen entlang. Um 23.34 Uhr ist auch das zweite Fahrzeug vor Ort. Schnell wird der Brandherd ermittelt. Dabei handelt es sich um zwei brennende Reifen auf der Rückseite des Anhängers. Doch die 15 Kameraden der freiwilligen Feuerwehr können das Schlimmste verhindern und den Imbissstand retten. Schnell ist das Feuer unter Kontrolle.
„Wir haben davon überhaupt nichts mitbekommen. Wir waren ja Zuhause“, berichtet Bahoz Bakir weiter. Doch als die Familienmitglieder am nächsten Morgen ihren neuen Dönerstand wieder öffnen wollen, trauen sie ihren Augen nicht. „Zuerst fiel uns die Absperrung der Polizei auf. Auch die Tür war versiegelt. Der Anblick war schrecklich“, berichtet sein Vater weiter. Deshalb habe er sofort die Polizei angerufen. Wenig später trafen zwei Beamte ein, um den Imbissbetreibern die Geschehnisse der vergangenen Nacht zu erläutern.

Wütend über den Brandanschlag ist das Familienoberhaupt fast eine Woche später nicht. „Was soll Wut denn bringen? Ich bin einfach nur traurig“, sagt Ahmet Bakir.
Keine Versicherung
Wie es nun weitergehen soll, das weiß er nicht. Eine Versicherung habe er noch gar nicht abschließen können, sagt er. Nun drücken Schulden und laufende Kosten wie Standmiete. „Ich mache mir Sorgen“, gibt Ahmet Bakir zu. Und sein Sohn ergänzt: „Es wäre schön, wenn es Leute gibt, die uns helfen könnten.“
Indes hat die Polizei einen Zeugenaufruf gestartet. Einer Mitteilung zufolge hätten sich die vier bisher unbekannten Personen paarweise in zwei Richtungen entfernt. Die Männer werden etwa 1,70 bis 1,80 Meter groß mit normaler Statur beschrieben. Sie sollen zwischen 30 und maximal 40 Jahre alt sei. Eine Person soll eine Brille getragen haben, eine andere hätte eine Glatze gehabt. Ein Mann sei komplett in grau, die übrigen dunkel gekleidet gewesen. Zudem fielen der Zeugin zwei Fahrzeuge in Tatortnähe auf: Ein Pkw und ein weißer Transporter.
Die Polizei fragt nun: Wer kann Hinweise zur Tat oder zu den Personen geben? Wer hat in der Nacht etwas wahrgenommen, was mit dieser Tat in Verbindung stehen könnte? Gibt es Anwohner, denen vielleicht bei ihren Überwachungskameras zum Tattag unbekannte Personen aufgefallen sind? Zeugen, die Angaben machen können, werden gebeten sich im Polizeirevier Börde unter der Telefonnummer 03904/4780 zu melden.
Retten, was zu retten ist
Für die kurdische Familie geht es derweil ans Saubermachen und Aufräumen. Die Ehefrau und der Bruder des Familienoberhauptes packen fleißig mit an. Alle tragen Handschuhe, die sich schon schwarz gefärbt haben. Geschirr und Küchengerät wird geräumt, mit Lappen und viel Wasser werden alle Oberflächen von giftigem Ruß befreit. Ob irgendetwas noch zu gebrauchen ist, wissen die Betreiber nicht – auch nicht, ob es jemals weitergeht mit ihrem Imbiss in Niederndodeleben.