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Rettungsdienst 2011 im Landkreis: Malteser, Johanniter-Unfallhilfe und Arbeiter-Samariter-Bund sind neu dabei DRK behält nur noch drei Wachen

Von Ivar Lüthe 15.07.2010, 06:19

Die Leistungen für den Rettungsdienst im Landkreis Börde sind neu vergeben. Nach Informationen der Redaktion sind ab dem 1. Januar 2011 die Malteser, die Johanniter-Unfallhilfe und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der private Rettungsdienst Ackermann sowie das Deutsche Rote Kreuz für den Rettungsdienst zuständig. Das DRK hat Dienste verloren, soll künftig nur noch drei Rettungswachen betreiben.

Landkreis Börde. Mit dem 31. Dezember 2010 laufen die derzeitigen Verträge für den Rettungsdienst im Landkreis aus. Ein neues "Angebotsverfahren in Anlehnung an Vergabegrundsätze" ist abgeschlossen. Nach Informationen der Volksstimme wird das DRK, bisher der "Platzhirsch", im Landkreis ab 2011 nicht mehr so viele Rettungswachen betreiben wie bisher.

Bislang betreiben der DRK Rettungsdienst Börde gGmbH, die DRK Oschersleben Service gGmbH und die Firma Kran- kentransport und Rettungsdienst Ackermann GmbH neun der insgesamt elf Rettungswachen im Landkreis. Zwei Rettungswachen betreibt der Landkreis selbst – in Haldensleben und Calvörde. Der DRK-Rettungsdienst Börde betreibt bislang die Rettungswachen Behnsdorf, Hermsdorf, Erxleben, Wolmirstedt und Oebisfelde. Das DRK Oschersleben betreibt die Rettungswachen Oschersleben und Völpke sowie das Notarzteinsatzfahrzeug am Standort Krankenhaus Neindorf.

Herzig: "Alle Anbieter haben Erfahrung und Qualifikation"

Nach dem neuen Angebotsverfahren behält das DRK nach Volksstimme-Informationen nur noch drei Rettungswachen. Die gerade erst neu gebaute Rettungswache in Wolmirstedt ist nicht dabei.

Neben dem DRK sind die Malteser, die Johanniter-Unfallhilfe und der ASB (beide gründeten eine Bietergemeinschaft) sowie die Firma Ackermann künftig für die Leistungen des Rettungsdienstes zuständig. Alle Anbieter, die den Zuschlag bekommen haben, sind für die kommende Woche zu einer Beratung ins Landratsamt geladen.

Iris Herzig, zuständige Dezernentin im Landkreis Börde, wollte gestern zu den konkreten Ergebnissen des Angebotsverfahrens noch nicht viel sagen. Sie bestätigte jedoch, dass das Angebotsverfahren abgeschlossen sei. Da es immerhin ein Auftragsvolumen von insgesamt rund 8 Millionen Euro umfasst, wurde es europaweit bekannt gemacht.

"Es haben sich keine Anbieter aus dem Ausland oder aus anderen Bundesländern beworben. Alle Anbieter haben die entsprechende Erfahrung und Qualifikation", erklärte die Dezernentin. Der Rettungsdienst sei in mehreren Losen ausgeschrieben gewesen. Herzig bestätigte der Volksstimme, dass das DRK "nicht alle Lose bekommen hat, um die es sich beworben hat".

Anonymus: "70 DRK-Mitarbeiter verlieren ihren Job"

Vom DRK gab es gestern dazu auf Nachfrage keine Stellungnahme. Rüdiger Schneider, Leiter des DRK-Rettungsdienstes Börde gGmbH, wollte zu den Informationen der Volksstimme nichts sagen.

Unterdessen ist unter Mitarbeitern des DRK der Unmut groß. In einer anonymen E-Mail an die Redaktion ist davon die Rede, dass bei dem Angebotsverfahren nur der billigste Anbieter berücksichtigt worden sei. "Qualität oder langjährige Erfahrung sind bei der Ausschreibung keine Kriterien", heißt es in der E-Mail. Und weiter: "Das alles hat zur Folge, dass von den Rettungsdienstmitarbeitern des DRK Börde zum Jahresende über 70 Mitarbeiter ihren Job verlieren!"

"Im Angebotsverfahren ist das Preisangebot nur mit 30 Prozent für die Vergabe berücksichtigt gewesen. Zu 70 Prozent ging es um Qualität: zum Beispiel um die Einhaltung von Versorgungszielen wie die Hilfsfrist (12 Minuten, in denen ein Rettungsfahrzeug vor Ort sein muss – Anmerkung der Redaktion), das Personalkonzept, wie etwa die Mitarbeiter auf die Aufgaben vorbereitet werden, die Qualifikationen und mehr. Auch Organisationsmanagement, Hygienekonzept sowie der Massenanfall von Verletzten waren unter anderem Kriterien. Von allen Bewerbern wollten wir ein entsprechendes Konzept über die gesamte Laufzeit von sechs Jahren. Eine Arbeitsgruppe hat das Ganze begleitet und dann entschieden", erläuterte die Dezernentin. Es sei also nicht um das "billigste" Angebot, sondern um das wirtschaftlichste Angebot gegangen.

"Wir sind letztlich nicht der Preisverhandler"

"Letztlich sind wir auch nicht der Preisverhandler", so Herzig. Kostenträger des Rettungsdienstes sind die Krankenkassen.

Was vakante Arbeitsplätze beim DRK durch den Verlust von Rettungswachen anbelangt, so sollen sich nach Informationen der Redaktion auch Anbieter bereiterklärt haben, einige Mitarbeiter sowie Rettungswachen und Fahrzeuge zu übernehmen.

Zu den neuen Leistungserbringern im Rettungsdienst im Landkreis Börde gehört die Johanniter-Unfallhilfe. Sie hat gemeinsam mit dem Arbeiter-Samariter-Bund ihr Angebot abgegeben. Die Johanniter-Unfallhilfe betreibt derzeit 16 Rettungswachen unter anderem in den Landkreisen Stendal, Altmarkkreis Salzwedel, Salzlandkreis und Magdeburg. Etwa 200 hauptamtlich beschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Rettungsdienst tätig, sagte Reinhard Doberenz, Regionalvorstand des Regionalverbandes Magdeburg/Altmark/Börde/Harz, gestern zur Volksstimme. Seit 1991 sei man in den neuen Bundesländern im Rettungsdienst tätig. Im Landkreis Börde betreibt die Johanniter-Unfallhilfe eine Sozialpflege- station in Gröningen. Der Johanniter-Orden betreibt zudem in Oschersleben ein Pflegeheim.