Protestaktion an der Olbetal-Grundschule - Gemeindebürgermeisterin stellt sich den Eltern Eichenbarleben demonstriert für Erhalt der Schule
Gegen die drohende Schließung der Eichenbarleber Grundschule haben Eltern, Kinder, Lehrer und Erzieher lautstark demonstriert. Sie forderten "kurze Wege für kurze Beine" und erinnerten die Gemeinde an deren postulierte Familienfreundlichkeit.
Eichenbarleben/HoheBörde l Die Olbetalschule Eichenbarleben wird nicht die vom Land geforderte Mindestschülerstärke von 60 Schülern erreichen. Deshalb droht ab dem Schuljahr 2014/15 das schleichende Aus - wenn nicht Schüler aus anderen Ortschaften der Hohen Börde zukünftig den Schulstandort Eichenbarleben stärken.
Forderung nach Änderung der Schuleinzugsbereiche
"Unsere Schule besteht seit 36 Jahren. Immer ist unser Schuleinzugsbereich derselbe geblieben. Dass wir heute mit geringen Schülerzahlen kämpfen, hat auch mit diesen Schuleinzugsbereichen zu tun. Bei uns wohnen nur 1600 Einwohner, viel weniger als in den anderen Einzugsbereichen. Ob die Wellener nun nach rechts in Richtung Irxleber Schule abbiegen oder nach links nach Eichenbarleben, das dürfte doch nicht das Problem sein. Irxleben hat auch ohne die Wellener Kinder genügend Schüler", erklärte Andreas Wetzig, der Vorsitzende des Eichenbarleber Schulelternrates, und beklagte die mangelnde Transparenz der Gemeinde bei der Entscheidungsfindung.
Eltern hinterfragten kritisch die Kosten für eine Hort-erweiterung in Irxleben. Die wäre nötig, wenn die Olbetalschüler in Irxleben beschult werden sollen. "Oder sollen unsere Kinder etwa in Irxleben zur Schule gehen und in Eichenbarleben in den Hort. Das wäre der Gipfel", empörte sich ein Vater.
Wetzig begrüßte die Gemeindebürgermeisterin Steffi Trittel, die der Einladung zur Demonstration mit ihren Mitarbeiterinnen gefolgt war. Wie Wetzig hinterfragten andere Redner die Absicht der Gemeinde, "in Hermsdorf für mehr als sechs Millionen Euro eine ¿städtische\' Schule zu bauen." Wetzig bekräftigte: "Wir wollen unseren ländlichen Charakter erhalten und unsere Schule. Wer Kindern, wie so genannte Experten ausgerechnet haben, 45 Minuten Anfahrtsweg zur Schule zumutet, der fördert Abwanderung. Es gibt für sechs Schulen genügend Schüler in unserer Gemeinde. Entscheidet mit dem Herzen und nicht mit dem Taschenrechner!"
Ihre Forderungen nach ortsnaher Beschulung hatten die großen und kleinen Protestierer auf vielen Plakaten formuliert. Die Demonstranten beklagten die von der Gemeinde angestrebte Konzentration der Schulinvestitionen in den Dörfern mit viel Zuzug im Osten der Gemeinde. Sie erhoben die Stimme dafür, auch im ländlich geprägten "Hinterland" der Gemeinde "für eine vernünftige Infrastruktur" zu sorgen. Eine Mutter fühlte sich "veräppelt". Sie hatte im Vertrauen auf den Standort Eichenbarleben mit Kita, Hort und Schule in einem Haus die frühere Eichenbarleber Kita zu ihrem Wohnhaus ausgebaut. "Und jetzt lösen sich all diese Versprechungen in Luft auf. Ist das die versprochene Kinder- und Familienfreundlichkeit der Gemeinde, auf die ich vertraut habe?"
Bürgermeisterin Steffi Trittel erklärte: "Auslöser dieser ganzen Schulentwicklungsplanung ist das Land. Wir haben uns diese Mindestschülerzahlen nicht ausgedacht. Ich muss mich dem Gesetz stellen und nach effektiven Lösungen für die Zukunft suchen. Im Gemeinderat habe ich eine Stimme. Ich verspreche Ihnen, alle Aspekte, auch die heute vorgebrachten Argumente, werden in der Diskussion berücksichtigt." Die Bürgermeisterin dankte für den "fairen Empfang hier in Eichenbarleben".
"Ob die Wellener nun nach rechts in Richtung Irxleber Schule abbiegen oder nach links nach Eichenbarleben, dürfte doch nicht das Problem sein. Irxleben hat auch ohne die Wellener Kinder genügend Schüler."
Andreas Wetzig, Vorsitzender des Schulelternrates Eichenbarleben
Nach der Demonstration diskutierten Eltern, Lehrer und Kommunalpolitiker aus Ochtmersleben und Eichenbarleben noch lange mit den Vertretern aus dem Rathaus.
Am Dienstag wird der Gemeinderat Hohe Börde die Schulentwicklungsplanung für die Hohe Börde endgültig beschließen. Eine Frage dabei wird sein: Ändert die Gemeinde die Schuleinzugsbereiche zugunsten von Eichenbarleben?