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Feuerwehr Spaß mit Jahre alter Pferdespritze

Einen besonderen Schatz hütet die Glindenberger Ortsfeuerwehr: eine historische Pferdespritze aus dem Jahr 1905.

Von Gudrun Billowie 27.06.2019, 01:01

Wolmirstedt l Ziemlich nass wurde „Ratsfrau“ Rebecca Lange bei der historischen Ratssitzung zum Stadtfest. Sie mimte ein Feuer, das dringend gelöscht werden musste. Zum Löschen diente die historische Pferdespritze der Glindenberger Ortsfeuerwehr, ein sehr edles Gerät. Die Spritze stammt aus dem Jahr 1905 und wird von den Kameraden gehütet, wie ein wertvoller Schatz.

So ein Schatz ist sie tatsächlich, denn sie ist original erhalten und funktioniert einwandfrei. Experten nennen sie auch Handdruckspritze, denn das Wasser wird per Hand in den Schlauch gelenkt. Sechs Leute müssen die Spritze per Muskelkraft bedienen.

Hans-Joachim Kühne gehört zu denen, die ihr Herz an die historische Spritze verloren haben. „An dieser Handdruckspritze wird nichts verändert“, sagt er, „sonst verliert sie ihre Originalität.“ Etwa alle drei Jahre werden die Holzräder abmontiert und gewässert, damit das Material nicht zu sehr austrocknet und schlimmstenfalls reißt. Auch die Ledersitze werden immer wieder gereinigt.

Über zwei solcher Sitze verfügt die Pferdespritze, einer dient dem Kutscher, der andere dem Bremser. Gewöhnlich wird diese Handdruckspritze von zwei Pferden gezogen, darauf wurde beim Stadtfest auf der Freilichtbühne aus Sicherheitsgründen verzichtet. Aber wie gelangte sie dann nach Wolmirstedt?

„Wir haben sie auf einem Tieflader transportiert“, erzählt Hans-Joachim Kühne, „der wurde von einem Feuerwehrauto gezogen.“ Das letzte Stück bis zur Freilichtbühne schoben die Feuerwehrleute per Muskelkraft an der Ohre entlang, auf dem Jungfernstieg.

Mit dieser Pferdespritze haben die Glindenberger schon bei historischen Handdruckspritzen-Wettbewerben beeindruckt. Den ersten Platz belegten sie 2008, als dieser Wettbewerb anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Landesfeuerwehrmuseums ausgetragen wurde. Einen zweiten Platz erreichten sie zehn Jahre später, als dieses Museum seinen 25. Geburtstag feierte. Wie aber funktioniert die Spritze?

„Zunächst wird Wasser mit dem Schlauch in die Wanne gesaugt“, erklärt Hans-Joachim Kühne, „oder die Wanne wird per Hand befüllt.“ Früher wurde dafür eine Eimerkette gebildet. Dann muss das Wasser in jenen Schlauch befördert werden, der auf das Feuer gerichtet werden soll. Dafür müssen sechs Kameraden mit Hilfe der Holzstangen pumpen. „Im Druckbehälter baut sich ein Druck von vier bis fünf Bar auf. Daraus resultiert ein gleichmäßiger Wasserstrahl“, weiß Kühne und betont: „Es bedarf schon einiger Übung, um das Gefühl für die Pumpe zu entwickeln.“ Stark und ausdauernd müssen die Männer ebenfalls sein. Bei Einsätzen wurde die Mannschaft alle halbe Stunde gewechselt.

Wann die Pferdespritze zum letzten Mal im Einsatz war, kann Achim Kühne nicht mit Bestimmtheit sagen. Er weiß aber, dass sie geholfen hat, einen Brand auf Wolmirstedts Schlossdomäne zu löschen. Dieser Brand scheint im kollektiven Gedächtnis vergessen.

Ein Wunsch ist noch offen: Eine handgedrehte Kordel für die Glocke. Die alte ist - äußerst historisch - ausgefranst.