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Freizeit Ferienspiele mal ganz anders

In den vergangenen drei Tagen haben mehrere Familien mit Kindern sowie Jugendlichen die Niedere Börde mit dem Handy durchstreift.

Von Sebastian Pötzsch 14.02.2021, 01:00

Niedere Börde l Celine Jahns steht an der Bushaltestelle am Wendehammer von Klein Ammensleben. Konzentriert schaut die 18-Jährige auf ihr Smartphone. „Das hier ist der Startpunkt für die Schnitzeljagd“, erzählt die Abiturientin und macht sich auf zum nächsten Ziel. Dabei folgt sie einem Pfeil auf ihrem Telefon. Ein Foto hilft ihr dabei, auch den richtigen Anlaufpunkt zu finden. Der wird die Kita „Parkstrolche“ inmitten ihres Heimatdorfes sein. Hier muss eine Aufgabe gelöst werden, damit das nächste Etappenziel vergeben werden kann.

Celine ist eine von etlichen Teilnehmern, die ein ganz besonderes Angebot der Gemeinde Niedere Börde über die Winterferien nutzt. So hatte die Mobile Kinder- und Jugendarbeit zur digitalen Schnitzeljagd eingeladen. Gestartet werden sollte das Spiel bereits am Dienstag. „Wegen Serverproblemen ging es dann am Mittwoch richtig los“, sagt Gemeindesozialpädagoge Steffen Niemann.

Dafür hat Celine Jahns die kostenlose App „Actionbound“ auf ihr GPS-fähiges Handy geladen. Nach dem Öffnen der App klickte sie den Button „In der Nähe“ an und wurde mittels Pfeil auf ihrem Bildschirm zum bereits erwähnten Startpunkt geleitet.

„Ich habe das Spiel schon mehrmals gespielt. Jeden Tag gibt es neue Aufgaben“, sagt die Schülerin. „Das ist cool, weil es die Leute in Zeiten wie dieser an die frische Luft holt“, erzählt die Teilnehmerin, während sie zum nächsten Anlaufpunkt wandert. Dabei sei sie nicht nur alleine unterwegs gewesen, sondern auch mal mit ihrem Bruder. „Wir haben schon viel gelacht.“ Vor allem bei jenen Fragen, die nicht nur durch Antworten zu lösen sind, sondern durch bestimmte Aufgaben. „Wir mussten zum Beispiel Geräusche machen“, erinnert sie sich.

Während der digitalen Schnitzeljagd geht also darum, mehrere Ziele zu durchlaufen, an denen Aufgaben und Rätsel zu lösen sind. Diese werden mit Punkten bewertet. Aus den Teilnehmern mit den meisten Punkten sollen am Ende der erste, zweite und dritte Platz ermittelt und mit Preisen prämiert werden.

In Gutenswegen beginnt die Schnitzeljagd an der „Villa Schneidewindt“. Doch das altehrwürdige Gebäude muss zunächst gefunden werden. Neben einem auf dem Bildschirm des Telefons angezeigten Foto soll auch folgender Hinweis helfen: „Es ist ein Ort gewesen, an dem viele fanden den Anfang mit Rechnen, Schreiben und Lesen.“ Am gesuchten Startpunkt angekommen ist ein erstes Rätsel zu lösen. „Wie heißt das ausgedehnte Wurzelgeflecht der Pilze“, lautet die Frage. Bei der richtiger Antwort „Myzel“ ploppt der nächste Zielpunkt auf, ohne ihn beim Namen zu nennen. Mittels Pfeil und dem Hinweis zum „heiligen Rasen“ wurden die Teilnehmer zum örtlichen Sportplatz geleitet.

„Zu Beginn waren noch ein paar Fehler im Spiel. Zum Beispiel haben die Kinder und Jugendlichen Fragen richtig beantwortet, vereinzelt wurden sie jedoch als falsch definiert“, berichtet Steffen Niemann. Diese Fehler seien noch am ersten Tag behoben worden, „Dank des Feedbacks der Teilnehmer.“

Steffen Niemann ist der Initiator dieser ganz neuen Art der Ferienspiele für die Niedere Börde. „Allerdings handelt es sich hierbei um ein gemeinsames Projekt mit der Gemeinde Elbe-Heide und Benjamin Otto, Gemeindepädagoge im evangelischen Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt“, hebt der Sozialpädagoge hervor.

Zunächst habe die Gemeinde eine Lizenz der besagten App für ein Jahr erworben. Dann hat sich Steffen Niemann an den Computer gesetzt, die Strecken für alle Orte der Gemeinde programmiert und mehrere Stationen, sogenannte Bounds, definiert. Dann hat er die gesetzten Marken mit Fragen, Aufgaben sowie Hinweisen untersetzt. „Mir ging es darum, dass die Teilnehmer Orte ansteuern, die sie selbst ganz gut kennen, wie zum Beispiel eine Kita oder eine ehemalige Schule.“ Insgesamt 70 Bounds hat der Sozialarbeiter am Ende definiert, so dass an allen drei Tagen in jeder Ortschaft der Gemeinde jeweils ab 10 Uhr je eine Schnitzeljagd durchgespielt werden konnte.

Bis Freitagmittag hätten rund 30 Familien mitgemacht. „Die Zahl der teilnehmenden Einzelpersonen kann ich im Moment noch gar nicht sagen“, erklärt Niemann und freut sich über die zahlreichen Rückmeldungen. Die Teilnehmer hätten das kalte, aber zumeist sonnige Wetter genutzt, um dem Lockdown und damit den eigenen vier Wänden zu entkommen. „Das war ja das Ziel.“

Und wie geht es nun weiter? Pro Tag und Schnitzeljagd konnten im Höchstfall 1500 Punkte erspielt werden. Nun sollen aus den Teilnehmern mit den meisten Punkten der erste, zweite und dritte Platz ermittelt und mit Preisen prämiert werden. „Das obliegt dem Kirchenkreis-Pädagogen Benjamin Otto. Er hat die Preise gestiftet. Ich bin selbst etwas gespannt“, sagt Steffen Niemann.

Er sieht die digitale Schnitzeljagd mittels der App als ein Pilotprojekt. „Ich denke, dass wir das Spiel weiter entwickeln. Die Plattform bietet so viele Möglichkeiten“, sagt der Gemeindesozialarbeiter. So könne er sich vorstellen, beim Erstellen der Bounds auch Kinder mit ins Boot zu holen.