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Friedhöfe Ortsräte wollen mitreden

Die Friedhöfe in Wolmirstedt sollen ein neues Gesicht bekommen, neu geordnet werden. Die Entwürfe liegen jetzt vor.

Von Gudrun Billowie 11.06.2020, 01:01

Wolmirstedt l Die Bestattungskultur ist im Wandel. Die klassische Erdbestattung wird längst nicht mehr so oft gewählt, wie noch vor einigen Jahrzehnten. Stattdessen werden Verstorbene in Urnengräbern beigesetzt oder auf der grünen Wiese. Andere wählen den klassischen Friedhof von vornherein ab, setzen auf die Seebestattung oder auf Friedwälder.

Diese unterschiedlichen Bestattungsformen machen große Teile der Friedhofsflächen überflüssig. Damit geraten die Kommunen finanziell unter Druck, denn Flächen, die nicht mehr als Begräbnisstätte genutzt werden, müssen trotzdem gepflegt werden, ohne dass ein Gegenwert in Form von Friedhofsgebühren in die Stadtkasse fließt. Das trifft auch auf die Friedhöfe in Wolmirstedt und in den Ortsteilen zu. Deshalb muss die Friedhofsgestaltung neu gedacht werden.

Wie die Friedhöfe Wolmirstedts künftig aussehen könnten, hat Landschaftsplanerin Katrin Schube im Auftrag der Stadt erarbeitet. Ein wesentlicher Punkt bei allen Friedhöfen soll eine stringentere Aufteilung sein. Einerseits soll es zusammenhängende Grabfelder geben, andererseits zusammenhängende Grünflächen.

Diese Trennung lässt sich nur langfristig erreichen, Grabliegezeiten werden nicht verkürzt, sondern auslaufen. Auch wenn das noch dauert, wird schon jetzt darüber nachgedacht, Teile der jetzigen Friedhofsflächen an die Kirche zurückzugeben. Ihr gehört der Grund und Boden der Friedhöfe, nur der Elbeuer Friedhof gehört der Stadt.

Das neue Konzept wird in dieser Woche den Ortschaftsräten vorgestellt. In Elbeu gab es Lob, in Mose Tadel. Debatten in Farsleben, Glindenberg und Wolmirstedt folgen.

Der Elbeuer Friedhof soll neue Urnengemeinschaftsanlagen bekommen. Der Elbeuer Ortschaftsrat hatte sich so eine Anlage in Form einer Stele gewünscht, wie sie beispielsweise auf dem Samsweger Friedhof zu finden ist. Dieser Wunsch wurde berücksichtigt.

Bei dieser Form der Bestattung werden Urnen auf einem eingefassten Feld beigesetzt, die Namen der Verstorbenen sind auf einer Platte festgehalten, die an besagter Stele montiert ist. Das lässt am Boden Platz für eine liebevoll ausgesuchte Bepflanzung.

Trotzdem bleibt auf diesem Friedhof viel Raum, neue Ideen zu verwirklichen. Die Landschaftsarchitektin schlägt vor, westlich der Kapelle eine Naturschutzfläche zu entwickeln, links des Hauptweges ein Grabfeld mit dem Thema „Rosengarten“. Hinter der Kapelle können womöglich Messen unter freiem Himmel abgehalten werden. Ortsbürgermeister Guido Kratzenberg und der Ortschaftsrat stimmten diesem Konzept zu.

Der Moser Ortschaftsrat mochte sich mit seinem Friedhofskonzept noch nicht anfreunden. Ortsbürgermeister Marco Röhrmann hätte sich gewünscht, dass der Ortschaftsrat von Anfang an mit einbezogen wird.

Großer Kritikpunkt an der Gestaltung des Moser Friedhofes ist die Lage der Urnengemeinschaftsanlage. Dass dort bisher noch niemand bestattet wurde, wundert den Ortsbürgermeister gar nicht. „Sie liegt da, neben dem Kompost, als wäre sie willkürlich vom Lkw gefallen.“ Marco Röhrmann und seine Mitstreiter wünschen sich für diese Anlage einen anderen Standort und haben das in der Vergangenheit auch schon kund getan.

„Friedhöfe sind sensible Bereiche in kleinen Ortschaften“, macht Marco Röhrmann deutlich, „ein Vorort-Termin mit den Planern wäre schön gewesen, damit wir unsere Ideen vortragen können.“

Die Verwaltung nahm sich diese Kritik zu Herzen und organisiert nun einen Termin, bei dem der Ortschaftsrat, die Planerin und Verwaltungsmitarbeiter gemeinsam auf dem Friedhof schauen, in welcher Form die Gestaltung verbessert werden kann.

Kommt dieser Vorort-Termin zu spät? Immerhin liegt das Konzept bereits vor und soll am 2. Juli im Stadtrat beschlossen werden. Welchen Erfolg soll so ein Vorort-Termin jetzt noch bringen?

Aus dem Rathaus kommt dazu eine klare Botschaft. Das aktuelle Friedhofskonzept dient tatsächlich erst einmal dazu, die Grundlage für künftige Veränderungen zu schaffen, die Flächen perspektivisch neu aufzuteilen, auf jedem der Friedhöfe neuen Bestattungs- und Gedenkformen Raum zu geben. Insofern kommt der Vororttermin noch zur rechten Zeit, denn konkret geplant wird erst im nächsten Schritt.

Dann soll auf der Basis der Flächenaufteilung ermittelt werden, ob es beispielsweise wirklich eine Wildblumenwiese auf dem Friedhofsareal geben soll oder ob sich die Ortschaften eine andere Bepflanzung wünschen. Ab da soll beraten werden, mit welchem Material die im Konzept festgelegten Wege belegt werden. Dann steht zur Debatte, welche Form neue Urnengemeinschaftsanlagen bekommen. Und mehr.

Dass Elbeu bereits erhört wurde, die Stele schon festgelegt ist, ist Glück für Elbeu. Eigentlich gehören solch konkrete Aussagen erst in die kommende Feinplanung. Die wird auch in Elbeu noch geführt, auch dort gibt es hinsichtlich konkreter Umsetzungen noch Diskussionsbedarf. Doch das ist jetzt noch nicht dran.

In Glindenberg soll sich vor allem die Wegführung ändern. Bisher gehen Besucher schnurstracks auf den Abfallcontainer zu. Künftig soll der Weg jedoch sichtbarer zum Eingang der Trauerhalle führen, der Container aus dem Blickfeld verschwinden, in die Nähe der Wasserstelle gerückt werden.

Damit nimmt der gesamte Friedhof künftig eine kleinere Fläche ein. Im hinteren Bereich soll nicht mehr bestattet, die Fläche als Begräbnisstätte entwidmet werden. Lediglich die Kriegsgräber bleiben erhalten.

Der Farsleber Friedhof soll vor allem im Nordosten Begräbnisort sein. Dort sind bereits jetzt die Grabstätten im Wesentlichen vorhanden. Für den südwestlichen Teil ist vorgesehen, die Grabliegezeiten auslaufen zu lassen und das Areal an die Kirche zurückzugeben. Der Hauptweg soll im Westen zur Kapelle führen und könnte gleichzeitig als künftige Grenze zum Areal werden, das dann nicht mehr als Friedhof genutzt wird.