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Fundbüro Wenn das Geld auf der Straße liegt

In Wolmirstedt liegt das Geld buchstäblich auf der Straße. Immer wieder geben ehrliche Finder selbiges beim Fundbüro ab.

Von Christian Besecke 21.01.2020, 00:01

Wolmirstedt l Die Mitarbeiterin am Informationspunkt hat über die Jahre schon einige Kuriositäten in Empfang genommen. Seit dem Jahr 2008 ist nämlich hier im Rathaus auch das Fundbüro der Stadt Wolmirstedt zu finden.

„Ganz oben auf unserer Hitliste sind Schlüssel in allen nur möglichen Formen zu finden“, verrät Dorothea Franke. Sie platziert die „Ausbeute“ nur eines Jahres auf dem Tisch. „Die stammen aus 2019“, erzählt sie. „In unserem Lager gibt es noch viele aus den Vorjahren.“ Gleich mehrere Autoschlüssel sind darunter, das verwundert die Mitarbeiterin schon. Zudem gibt es unverkennbare Anhänger und Färbungen. Allerdings scheinen die ehemaligen Besitzer kaum auf den Gedanken gekommen zu sein, ihr Glück einmal im Rathaus zu versuchen.

Die Dunkelziffer an verlorenen Schlüsseln in Wolmirstedt muss recht hoch sein. „Es kommen im Jahresverlauf gut 60 Leute mit Hilfegesuchen zu uns“, sagt Dorothea Franke. „Manch einer hat sich schon über einen wiedergefundenen Gegenstand gefreut.“ So auch ein Fahrlehrer, der völlig aufgelöst eines Morgens im Rathaus vorstellig wurde und verzweifelt seine Autoschlüssel suchte. Zur Mittagszeit bekam er Entwarnung von der Mitarbeiterin. Ein Finder hatte sich gemeldet.

Besonders herzerweichend war der Besuch eines zehnjährigen Mädchens. Dieses hatte ein mit Maikäfern verziertes Armband beim Spielen im Sandkasten gefunden und brachte es pflichtbewusst ins Fundbüro. Das gute Stück gefiel ihr persönlich ausnehmend gut, sie gab es dann aber doch ab. „Es hätte ja sein können, dass gerade dieses Armband einem anderen Mädchen viel bedeutet“, erzählt die Mitarbeiterin und nickt dabei verständnisvoll.

Außerdem scheint der Euro in Wolmirstedt recht locker zu sitzen, denn Geldfunde sind gar nicht einmal so selten. Geldbörsen, in denen auch noch die Papiere stecken, lassen sich meist gut zuordnen. „Von ein paar Euro bis zu mehreren hundert ist so ziemlich alles dabei“, sagt Dorothea Franke. So brachte ein Ehepaar einen zusammengefalteten 50-Euro-Schein bei ihr vorbei. Beim Auseinanderfalten waren es plötzlich zwei Scheine im gleichen Wert.

Ganze 450 Euro wurden 2015 von der Polizei im Fundbüro abgegeben, ein Bürger hatte sie den Beamten überreicht. Da sich niemand meldete, der die Summe vermisste, ging das Geld an den ehrlichen Finder über. Im Jahr 2018 waren es schon 535 Euro, die auch niemand vermisste. Jetzt gehören auch sie dem Finder.

„Es gibt eine ganze Menge ehrliche Leute“, ist die Mitarbeiterin überzeugt. „Das erlebe ich ja tagtäglich.“ Neben den Bürgern kommen auch Mitarbeiter des Ordnungsamtes und Polizisten bei ihr vorbei und übergeben Fundstücke. „Diese lagern wir in einem gesonderten Raum und wenn eine gewisse Menge zusammengekommen ist, dann wird sie versteigert“, erklärt Kathrin Müller, vom Fachdienst Bau und Liegenschaften im Bereich Hausverwaltung. „Die Verfahrensweise ist vorgeschrieben, wenn sich niemand für die Fundstücke interessiert.“ Die letzte Versteigerung gab es Mitte 2019. Abstände von zwei bis drei Jahren seien da normal. Es sei denn, der vorhandene Raum wird vorher knapp.

„Vorgeschrieben ist eine Aufbewahrungszeit von sechs Monaten“, sagt Dorothea Franke. „Ist diese abgelaufen, kommen die bei uns vorgemerkten Finder zum Zug oder es wird versteigert.“ Bei 40 Fund-Fahrrädern in den vergangenen drei Jahren erscheint das auch logisch. Im Fundbüro kommen aber auch Kinderwagen, Schmuckstücke und eine erhebliche Anzahl von Handys an, sogar Deko-Stücke sind schon unter den Hammer gekommen. Die Verkaufserlöse fließen übrigens in die Stadtkasse.

„Bis auf Schusswaffen und Tiere hatten wir wirklich schon fast alles“, merkt Dorthea Franke an. „Letztere landen oft im Wolmirstedter Tierheim.“

Eine Fundanzeige wird bei der Stadt in jedem Fall ausgefertigt. „Da steht im Prinzip alles Notwendige drin“, erklärt Kathrin Müller. „Der Finder kann hier gleich Anspruch erheben und eintragen, ob er einen Finderlohn haben will.“ Auch der ist in einer Anweisung beziffert. Vereinfacht gesagt sind es acht Euro von 100 Euro Wert. Handelt es sich um einen ideellen Wert, wird nach Ermessen verfahren.