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Bundeswehrsoldaten schlugen ihr Basislager an der Irxleber Sporthalle auf - Heute Verabschiedung Herzlichkeit spornt an für den Einsatz am Deich

Von Maik Schulz 13.06.2013, 01:14

Fünf Tage lang war Irxleben die Basis für 250Bundeswehrsoldaten. Zwei Bataillone aus Bayern rückten von hier aus in die Hochwassergebiete zwischen Glindenberg und Bertingen. Ein Bericht aus dem Hinterland der Fluthilfe.

Irxleben l "Papa, aber am Freitagabend bis Du doch wieder zurück?", hatte die kleine Milena, Tochter von Hauptmann Stephan Knaute, Mitte letzter Woche zuversichtlich gefragt. "Ich glaube nicht, dass das Hochwasser dann schon wieder weg ist", musste der Papa in Bundeswehruniform antworten. "So ist eben der Beruf", sagt der Vater von drei Kindern.

Einige Soldaten waren gerade aus dem Kosovo zurückgekehrt

Am Donnerstagmorgen waren im unterfränkischen Volkach die 350 Soldaten des Instandsetzungsbataillons 466 und des Logistikbataillons 467 aus ihrem Standort an der Main-Schleife bei Würzburg in Richtung Börde abmarschiert. "Einige Soldaten waren erst wenige Tage zuvor von einem KFOR-Einsatz im Kosovo zurückgekehrt", berichtete Bataillonskommandeur Oberstleutnant Stefan Ley.

"Wir fühlen uns hier gut aufgenommen. Das motiviert auch für den Einsatz draußen."

Oberstabsfeldwebel Robert Baumgärtner

Eigentlich war für das vergangene Wochenende ein Tag der offenen Tür in der Kaserne geplant gewesen. Stattdessen hieß es Ausrücken zum Hochwassereinsatz mit 100 Fahrzeugen - vor allem Schwerlasttransporter und Kräne für die Sandsäcke. Die Einheit hat Hochwassererfahrung, war 1997 bei der Oderflut im Einsatz gewesen. Nach dem Hochwassereinsatz 2013 werden einige Soldaten auf einem Truppenübungsplatz auf neue Einsätze vorbereitet.

250 Soldaten beider Bataillone hatten am Freitag Quartier in Irxleben bezogen. Das Büro von Ortsbürgermeister Thomas Schultze wurde Gefechtszentrale. In der Wildpark-Halle ist das Nachtlager mit 250 Feldbetten aufgeschlagen. "Die Bedingungenen sind spitze. Wir bekommen jede Unterstützung, die wir brauchen - von den Frühstücksbrötchen bis zu Nachfragen, ob etwas benötigt wird", hatte der stellvertretende Bataillonskommandeur, Major Jens Oberreuther, am Sonntag während eines Besuches des Irxleber Gemeinderates Matthias Schwenke betont.

"Die Soldaten haben schon sofort nach dem Eintreffen mit den Füßen geschart. Die wollten los, brannten darauf, den Menschen zu helfen", berichtete Oberstabsfeldwebel Robert Baumgärtner. Der 59-Jährige ist Reservist und hätte gar nicht mit ausrücken müssen. "Für mich ist das Ehrensache zu helfen. Ich bin gern hier und ich kann für die Truppe sagen: Wir fühlen uns hier gut aufgenommen. Das motiviert auch für den Einsatz draußen."

Rund um die Uhr waren die Soldaten nördlich des Mittellandkanals vier Tage lang im Einsatz gewesen. In den Nächten gab es kurze Ruhepausen, die Soldaten wechselten sich ab, nur wenige Stunden Schlaf pro Tag waren drin gewesen.

Die Verbindungsstraße zwischen Wolmirstedt und Glindenberg konnte die Bundeswehr zusammen mit freiwilligen Helfern retten. In 25-köpfigen Abteilungen mit je vier Fahrzeugen versorgte die Truppe die Deiche und andere wichtige Anlagen mit Sandsäcken - in Zielitz, Farsleben, Wolmirstedt, Heinrichsberg, Glindenberg, Loitsche, am Sandkrug und in Bertingen.

Irxleber bringen den Soldaten Brötchen, Obst, Kuchen vorbei

"Bis zum Dienstag haben wir bei der Deichüberwachung geholfen. Bis 1 Uhr nachts haben wir noch einmal eine Ladung mit 30000 Sandsäcken an die brisanten Stellen gebracht, damit bei Bedarf genug Material vor Ort ist. Da hat keiner gemurrt, obwohl sie schon vier Tage in den Gliedern hatten", erzählte Hauptmann Knaute. Milena würde stolz auf ihren Papa sein. Knaute ist stolz auf seine Truppe. "Es macht Spaß, zu sehen, dass man etwas bewegen kann - zusammen mit den vielen Freiwilligen. Die Aufrufe über Facebook haben sehr gut funktioniert. Die Helfer kamen so schnell an die Orte, wo Unterstützung von Nöten war", erklärte der Hauptmann. Sein Kommandeur, Oberstleutnant Ley, ergänzte: "Die Soldaten berichten von der tollen Atmosphäre an den Deichen, von der Dankbarkeit und der Freude der Betroffenen, nicht alleingelassen zu werden. Genauso willkommen sind wir hier in Irxleben. Das ist richtig herzlich."

Wie auf Bestellung bringt da gerade der Irxleber Gerhard Meister ein Kuchenblech vorbei. Die Soldaten begrüßen ihn mit großem Hallo. "Den Kuchen hat meine Frau gebacken. Das machen wir gerne für die Jungs", erklärte Meister. Detlef Hopfgarten, der Vorsitzende des Irxleber Sportverein, erkundigte sich bei der Truppe. Auch seine Firma in Magdeburg hat heftige Probleme mit Hochwasser bekommen, wiewohl alle Irxleber irgendwie Verbindungen zu Betroffenen im Großraum Magdeburg haben.

Heute werden die beiden Bataillone wieder in Richtung Volkach aufbrechen. Frische Kräfte der Bundeswehr werden als Ersatz nachrücken. Dorthin, wo sie am dringendsten gebraucht werden.