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Fotografie Als Fotos in der Dunkelkammer entstanden

Die Fotografie verdankt ihre Entstehung einem Zufall. Hartmut Lehmann aus Colbitz (Landkreis Börde) interessiert sich dafür.

Von Steffi Pretz 19.11.2020, 23:01

Colbitz l Als studierter Physiker interessierte sich der gebürtige Hallenser schon immer für die Zusammensetzung der Dinge. „Ich war immer sehr experimentierfreudig und wollte den Sachen auf den Grund gehen, deswegen habe ich auch Physik studiert“, erzählt Hartmut Lehmann. 1975 kam er nach Colbitz und arbeitete im Wolmirstedter Krankenhaus in der Medizintechnik.

Die Fotografie habe ihn schon immer begleitet. Zehn Jahre war er jung, als er seine erste Boxkamera sein eigen nannte. Das war eine Deko Pionier, ein einfacher Kasten aus Plastik mit einem sogenannten Durchsicht-Sucher, durch den man das Motiv sehen konnte. Natürlich nicht zu vergleichen mit den heute gestochen scharfen Abbildungen, die Digitalkameras aller Art, ja sogar das Smartphone auf dem LED Bildschirm zeigen. Von Handyfotos hält der fotobegeisterte Colbitzer jedoch überhaupt nichts: „Mein Handy nutze ich zur Kommunikation, Fotos versende ich nur per Mail.“ Er sagt, dass er mit Fotos nicht inflationär umgehen möchte. Was aber schnell passieren könne, so leicht, wie Fotos heute hergestellt werden können.

Seine ersten Fotos waren Reproduktionen von Abbildungen seiner Musikidole, wenn jemand eine „Bravo“ ergattert hatte und dort die umschwärmen Stars abgebildet waren. „So hatten wir die Möglichkeit, von unseren Idolen selbst Poster aus zweiter Hand zu erstellen.“ Auch mit der Entwicklung der Filme kannte sich Lehmann aus, eine Dunkelkammer gehörte für ihn immer dazu.

Dunkelkammern sind heutzutage eine Rarität geworden. Wie alles, was analog ist. Überhaupt war Fotografie früher sehr anders und in gewisser Hinsicht elitär. „Eine Fotoaufnahme war eine sehr aufwändige und auch teure Angelegenheit, die bis zur Schwelle zum 20. Jahrhundert nur von Profis gemacht werden konnte. Fotografiert wurde anfangs nur mit Plattenkameras, die in reinen Holzgehäusen verbaut waren. Später kam Aluminium dazu, die Kameras wurden dadurch leichter und erhielten handlichere Formen“. Lehmann sieht sich selbst mehr als Techniker denn als Künstler in der Fotografie, ist bis heute davon fasziniert, wie technische Finesse, die vor so langer Zeit von klugen Köpfen ausgedacht wurde, noch heute funktioniert. Das Physikerherz in ihm schlägt jedes Mal höher, wenn er diese technischen Wunderwerke in den Händen hält. Alte Kameras bringt er auch wieder zum Laufen, wenn es nur Kleinigkeiten sind, die verhindern, dass sie ihren Dienst tun.

Den Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie hat der Hobbyfotograf nicht als Bruch, sondern mehr als Bereicherung, und wie er sagt, „erst mal als technisches Experiment“, erlebt. Die Anfänge der pixelbasierten Erinnerungen waren ja noch nicht ausgereift, wie er es als Physiker empfand und da sei es spannend gewesen, was denn möglich war.

Mittlerweile besitzt er natürlich auch eine Digitalkamera. Aber im Grundw fotografiert er so wie analog, Bildverfremdung mittels Photoshop & Co. lehnt er ab. Lediglich den Bildausschnitt korrigiere er ab und zu und bleibt seiner Devise treu, mit der Fotografie so nah wie möglich an der Realität zu bleiben. Hartmut Lehmann ist nicht nur Hobbyfotograf, er ist vor allem auch leidenschaftlicher Sammler alter Kameras und interessiert sich für deren Geschichte. Von den Anfängen der Fotografie bis hin zu den modernen Kameras, die fast alles von alleine machen und die äußere Welt in Pixeln abbilden. So restaurierte er auch eine alte Reisekamera vom Anfang des 20. Jahrhunderts auf einem Stativ, wie man sie aus alten Filmen kennt.

Aber auch mit unterschiedlichen Boxkameras, in die ein Rollfilm eingelegt wurde und auch Kleinbildkameras, wie sie später dann produziert wurden, ist er auf sozusagen Du und Du. So manches alte Stück hat er von Menschen geschenkt bekommen, bei denen die Raritäten nur verstaubt wären und jede Kamera hat auch ihre eigene Geschichte.

Seine analogen Schätze können Interessierte auf dem Museumshof in Colbitz bewundern und sich von ihm dabei viel Interessantes über die Fotografie erzählen lassen. Zu besonderen Angelegenheiten, wie dem Heidefest in Colbitz, lichtet er Menschen noch analog ab. Für Kinder hält er Vorträge auf dem Museumshof in Colbitz und im Fotozirkel kann man eine Menge von ihm lernen.