Das Farsleber Johannes Sültmann hat seinen ersten Honig geerntet Imkerei: Jede Biene macht die Welt besser
Johannes Sültmann hat die Imkerei für sich entdeckt. Damit sorgt der Farsleber mit dafür, dass Bienenhaltung, Honig- und Wachsproduktion allen Unkenrufen zum Trotz nicht aussterben.
Wolmirstedt l Johannes Sültmann hat in diesem Jahr erstmals Honig geerntet. 75 Kilogramm haben seine vier Bienenvölker produziert. "Es war ein klasse Gefühl, als der erste Honig aus der Schleuder lief", schwärmt der 44-Jährige. Viele Gläser hat er verschenkt. "Aus Freude und weil ich das Bewusstsein für regionalen Honig wecken will", sagt er.
Die Lust an der Imkerei kam nicht über Nacht. Sie ist eine logische Konsequenz aus Johannes Sültmanns Biografie. Als Jugendlicher hat er davon geträumt, Zoologe zu werden. "Mit Schwerpunkt Hummelforschung", präzisiert er. Nun ist er allerdings Unfallchirurg und arbeitet in der Haldensleber Klinik. Die Sache mit den Insekten behielt er trotzdem im Auge. Soweit musste er nämlich gar nicht schauen. Der Oldenburger hat eine Farsleberin geheiratet, zu deren Familienbesitz eine Streuobstwiese gehört. Die liegt fast vor der Haustür. Wer von den Dorfbewohnern Lust hatte, konnte sich dort stets mit Äpfeln versorgen. "Wir haben uns irgendwann intensiver mit dem Biotop Streuobstwiese befasst", sagt Sültmann, "und da war der Gedanke an Bienen nicht weit."
Der Nabu pflanzte auf Familienwunsch hin neue Apfelbäume. Die alten waren langsam vergreist und starben. Johannes Sültmann informierte sich verstärkt über Haltung und Pflege von Bienen. "Plötzlich gehörten kurz nacheinander zwei Imker zu meinen Patienten", erzählt Johannes Sültmann, "einer lud mich nach Haldensleben in den Imkerverein ein und erzählte etwas von einer Neuimkerschulung."
Diese Begegnungen fachten die alte Leidenschaft weiter an. "Als ich meiner Frau Kati von meinen Imkerplänen erzählt habe", sagt Johannes Sültmann, "sprach sie weniger dagegen, als ich gedacht hatte." Er hatte gelesen, dass monatlich vier bis zehn Stunden Arbeit anfallen würden. Das schien vertretbar. "Inzwischen wissen wir, es braucht mehr Zeit", sagt der Neuimker.
Zu Beginn muss viel Wissen erworben, viel ausprobiert werden, die Routine ist noch nicht eingeschliffen. Dennoch. Die ganze Familie steht hinter der Imkerei, auch die Söhne. "Jede Biene, die hier herumfliegt, macht die Welt ein wenig besser", sagt Johannes Sültmann. Es gehe schließlich nicht nur um Honig, sondern um das Gesamtgefüge, um die Bestäubung von Blüten, um die Ernte, das Leben schlechthin.
Im Neuimkerlehrgang hat er sich das notwendige Rüstzeug geholt und schließlich Bienen erworben. Im Lehrgang war er nicht mal der Jüngste. "Es gibt offenbar gerade eine Trendwende", sagt Johannes Sültmann, "Imkern ist irgendwie chic." Übrigens nicht nur auf dem Land. "Gerade in der Stadt finden Bienen gute Bedingungen vor", erklärt Sültmann, "irgendetwas blüht immer, es gibt keine Monokulturen und keine Pestizidbelastungen." Nicht umsonst stehen auf der Residenz Angela Merkels, dem Dach des Bundeskanzeleramtes, zwei Bienenvölker.
Die hölzerne Behausung für seine eigenen vier Völker, die Beute, baut Johannes Sültmann selbst. Derzeit fertigt er Rähmchen. Die halten die Wachsscheiben, auf denen die Bienen ihre Waben bauen. Und, ja, ein bisschen Geld muss ein Neuimker investieren. Ein Schleier gehört unbedingt zur Grundausstattung dazu. Ein Stockmeißel auch. Außerdem braucht der Imker einen Smoker, bevor er sich seinen Völkern nähert. "Der Rauch symbolisiert den Bienen, dass es brennt", erklärt Johannes Sültmann, "bevor sie flüchten, wollen sie ihre Beute retten und schlagen sich die Bäuche mit Honig voll." Und dann ergeht es den Bienen genau wie den Menschen. Satt sind sie weniger aggressiv. "Trotzdem haben sich schon Bienen unter den Schleier verirrt", sagt Kati Sültmann. Kein Imker bleibe von Stichen verschont.
Das beirrt Johannes Sültmann kein bisschen. Ihn fasziniert nicht nur der Honig, sondern das Volk als Gesamtorganismus, das Wechselspiel zwischen Königin, Arbeiterinnen und Drohnen. Anderthalb Jahre ist er nun dabei und sagt: "Bisher ist alles gelungen."
Die Streuobstwiese übrigens haben er und seine Frau im vergangenen Jahr von der Familie zu Weihnachten bekommen.