1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Integration: Flucht aus Syrien – Flüchtling wird Pflegefachkraft und hilft im Ehrenamt

EIL

Auszeichnung fürs Ehrenamt Integrationspreis für Khaled Trabulsi aus Wolmirstedt

Vor sieben Jahren floh Khaled Trabulsi aus Syrien nach Deutschland - inzwischen pflegt er Kranke. Für seine ehrenamtliche Arbeit wurde er jetzt vom Land Sachsen-Anhalt ausgezeichnet.

Von Gudrun Billowie Aktualisiert: 17.07.2023, 10:00
Der Wolmirstedter Khaled Trabulsi wurde mit dem Integrationspreis des Landes Sachsen-Anhalt geehrt.
Der Wolmirstedter Khaled Trabulsi wurde mit dem Integrationspreis des Landes Sachsen-Anhalt geehrt. Foto: Gudrun Billowie

Wolmirstedt - Schlafen gehört ganz sicher nicht zu den Hauptbeschäftigungen des Khaled Trabulsi. Dafür hat der 23-Jährige zu viele Aufgaben. Für sein ehrenamtliches Engagement, unter anderem als Integrationslotse, wurde er jetzt mit dem Integrationspreis des Landes Sachsen-Anhalt geehrt.

Familie aus Syrien flüchtet nach Deutschland

Als Khaled Trabulsi 2015 mit seiner Mutter und seinem Bruder aus Syrien nach Deutschland geflohen war, brauchte er selbst Hilfe. Sie lebten im Colbitzer Heidecamp, sprachen kein Wort Deutsch, kannten niemanden und verstanden viele der Regeln nicht. Zu Hause war alles so anders gewesen, doch in Syrien war und ist Krieg, es gibt kein Zurück. Für Khaled blieb nur ein Weg: nach vorn.

Er war damals 15 Jahre alt und meldete sich in der Gemeinschaftsschule „Gottfried Wilhelm Leibniz“ an, fügte sich in die neunte Klasse ein, zu den anderen 15-Jährigen. Auch wenn er zunächst kein Wort verstand, er wollte lernen, den Schulabschluss schaffen.

Integration erfolgreich: Syrer wird Pflegefachkraft in Olvenstedt

Es gelang. „Es war sehr schwer, aber ich habe den Realschulabschluss bekommen.“ Nicht mit Bestnoten, das gaben die Sprachkenntnisse nicht her, aber er hat es geschafft. Es folgte eine Ausbildung zum Kinderpfleger, inzwischen gehört er zum Klinikum Olvenstedt und wird Pflegefachkraft. „Ich mag es, Menschen zu helfen und freue mich, wenn sie wieder gesund werden.“ Die Sprachprobleme gibt es nicht mehr, Khaled Trabulsi spricht gutes Deutsch.

Lesen Sie auch: OECD - Integration hat sich in vielen Bereichen verbessert

Denkt Khaled Trabulsi an die Anfänge in Deutschland zurück, erinnert er sich vor allem daran, dass er viel Hilfe bekommen hat. Vom Heidecamp aus ist die Familie in eine kleine Wohnung in Wolmirstedt gezogen. Mitglieder des Integrationsbündnisses sowie DRK-Mitarbeiter haben Wege in den Alltag aufgezeigt und geebnet.

Ausbilder beim THW: Syrer hilft Landsleuten bei Integration in Deutschland

Ein Lebensmotto des Khaled Trabulsi lautet: „Geben und nehmen.“ Er wollte zurückgeben, möglichst schnell. Er meldete sich beim Technischen Hilfswerk (THW) in Magdeburg an, inzwischen ist er dort Ausbilder und Prüfer. Außerdem war er Mitglied im Jugendkreistag. Von Anfang an hat er vor allem Landsleuten geholfen, sich in Deutschland zurechtzufinden, sich schließlich zum Integrationslotsen ausbilden lassen. Als solcher wird er gerade jetzt gebraucht. „Es kommen wieder sehr viele Menschen aus Syrien an.“

Die sprechen ihn zumeist im Supermarkt an, in dem er jobbt und sich ein paar Euro dazuverdient. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda hat sich herumgesprochen, dass er bei Behördenpost oder Konversation mit der Krankenkasse helfen kann. Inzwischen gibt er zunehmend Hilfe zur Selbsthilfe, denn die Schichtarbeit im Krankenhaus macht es nötig, dass er seine Kräfte gut einteilt.

Nach Schule und Ausbildung: Syrer hofft auf deutsche Staatsbürgerschaft

Es scheint gut zu laufen für Khaled Trabulsi, dennoch hat er noch einen Wunsch: „Ich möchte gerne deutscher Staatsbürger werden.“ Dafür muss er sich allerdings noch ein paar Monate gedulden. Das ist erst möglich, nachdem er acht Jahre in Deutschland gelebt hat und über ausreichend Deutschkenntnisse verfügt. Die Deutschkenntnisse hat er durch seinen Realschulabschluss bewiesen, acht Jahre sind noch nicht um.

Sein Bruder konnte bereits nach sieben Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen, weil er einen Integrationskurs besucht hat. Das wirkt fristverkürzend. Khaled Trabulsi hatte für einen Integrationskurs wegen des Schul- und Ausbildungsbesuches nie Zeit und findet die Regelung seltsam. Besonders, seit er den Integrationspreis der Landesregierung bekommen hat. Er konstatiert: „Ich bin integriert.“