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Freizeit Jersleber See in der Börde wird aufpoliert: Gemeinde Barleben beantragt Fördermittel für Rettungsturm und Badelandschaft

Die diesjährige Saisoneröffnung am Jersleber See steht noch in den Sternen. Die aktuelle Corona-Verordnung des Landes Sachsen-Anhalt lässt bisher keine Übernachtungen auf Campingplätzen zu, teilte die Barleber Gemeindeverwaltung mit. Unterdessen liefen die Planungen für Investitionen in Millionenhöhe für das Naherholungszentrum auf Hochtouren.

Von Sebastian Pötzsch Aktualisiert: 17.4.2021, 12:43

Barleben/Jersleber See. „Wie es im Moment aussieht, müssen wir auch in diesem Jahr wieder mit Einschränkungen rechnen“, sagt Karolin Braunsberger-Reinhold während eines Vor-Ort-Termins am Jersleber See. Die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin nennt die aktuelle Corona-Lage als Grund für den ungewissen Saisonstart im Erholungszentrum. „Im Moment können wir noch keinen Starttermin benennen, da wir bis zum 18. April noch im Lockdown sind und die Corona-Verordnung des Landes keinerlei Übernachtungen auf Campingplätzen erlaubt“, hebt sie hervor.

Saisoneröffnung erst wegen Corona im Mai?

Wie es nach dem 18. April weitergeht, sei „aufgrund der immer weiter steigenden Infektionszahlen sehr fraglich. Sollte die Änderung des Infektionsschutzgesetzes Bundestag und Bundesrat passieren, rechnen wir nicht mit einer zeitnahen Eröffnung.“ Dennoch hofft Karolin Braunsberger-Reinhold auf den Beginn des Sommerbetriebs im Monat Mai.

Im vergangenen Jahr musste der Saisonbeginn in drei Schritten erfolgen. Ab Mai 2020 war es zunächst nur Dauercampern erlaubt, das Erholungsgebiet „Jersleber See“ zu nutzen. In Abständen von mehreren Wochen war das Kleinod dann auch für Kurzzeitcamper, im Juni auch für Badegäste geöffnet worden.

Allerdings gab es Einschränkungen. Auf dem Gelände durfte sich zeitgleich nur eine bestimmte Anzahl von Besucher bewegen. Deshalb gab es für Tagesgäste am Einlass Armbändchen zur besseren Kontrolle - und teils lange Wartezeiten. Für Unmut vor allem unter Spaziergängern sorgte die Sperrung des Rundwegs. Die war zur besseren Kontrolle der Besucherzahlen erfolgt.

Dennoch zeigt sich die Verwaltung zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2020, zumindest was das reine Zahlenwerk angeht. „Insgesamt war die vergangene Saison trotz der Corona-Auflagen keine schlechte Saison“, stellt Karolin Braunsberger-Reinhold fest. Patrick Säuberlich, langjähriger Mitarbeiter im Naherholungszentrum und seit dem 1. April dessen Leiter, wird konkreter: „Bei den Einnahmen durch Urlaubscamper sehen wir, dass die Saison erst im Juni begonnen hat und nicht wie üblich schon Mitte April. Einnahmeverluste in Höhe von 34 Prozent waren zu verbuchen.“ Auch der Dauercamperbereich verzeichnete aufgrund des verspäteten Saisonstarts ein dickes Minus, wenn auch „nur“ in Höhe von 21 Prozent.

Laut Säuberlich konnte der Jersleber See von Mai bis Oktober des vergangenen Jahres insgesamt 3681 Übernachtungen von Kurzzeitcampern verzeichnen. Genau 32146 Badegäste wurden in den Monaten Juni bis September gezählt. Ein dickes Plus gibt es für den Dauercamperbereich zu vermelden. Mit Stand 12. April gibt es 195 angemeldete Freilufturlauber, die ihre Zelte und Wohnwagen dauerhaft am Jersleber angemeldet haben. Im Jahr zuvor waren es noch 161 Dauercamper. Das entspricht dem bundesweiten Trend einer Zunahme in diesem Bereich seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März des vergangenen Jahres.

Sieben Millionen Euro werden investiert

„Der Betrieb 2020 war aufgrund der erteilten Auflagen eine anstrengende Saison für die Mitarbeiter, aber auch für die Camper und Gäste“, stellt der Leiter fest. Die Umsetzung der Corona-Bestimmungen sei mit sehr viel Aufwand in Planung und Umsetzung verbunden gewesen. „Der Aufwand in finanzieller Hinsicht war etwas größer. Dennoch können wir sagen, dass sich der Großteil der Gäste an die erteilten Auflagen gehalten hat und die Saison ohne besondere Zwischenfälle abgelaufen ist“, resümiert Säuberlich.

Neben der anstehenden Saison beschäftigen sich die Mitarbeiter der Verwaltung und des Naherholungszentrums mit der Umsetzung der von den Gemeinderäten im Dezember des Vorjahres beschlossenen Machbarkeitsstudie. Diese war nach einem Ratsbeschluss wenige Monate zuvor auf den Weg gebracht worden. Das mehr als 90-seitige Papier wurde von der IFT Freizeit- und Tourismus GmbH, ein Beratungs- und Planungsunternehmen aus Potsdam, erstellt.

Obwohl der Jersleber See mehrere Eigentümer hat, liegt der Betrieb des Erholungszentrums unter der Verantwortung Barlebens. So regeln es entsprechende Vereinbarungen. Das Gelände umfasst neben den Standflächen für Dauer- und Touristikcamping und den dazugehörigen Service-Gebäuden die Ufer- und Strandfläche sowie die Bungalowsiedlung.

In der beschlossenen und künftig umzusetzenden Machbarkeitsstudie zur Attraktivitätssteigerung des Naherholungszentrums stellten die Verfasser einerseits Potenziale im Hinblick einer Analyse des Marktumfeldes fest. Andererseits werden Vorhaben aufgezeigt, um diese Potenziale zu nutzen. Das Papier mündet in dem Vorschlag von mittelfristigen Investitionen in Höhe von sieben Millionen Euro mit dem Ziel, das Naherholungszentrum in einen „Premium-Natur-Aktiv-Campingplatz“ umzuwandeln. Das Kernangebot soll der Campingplatz mit Badestelle bleiben. Das Beherbergungsangebot soll jedoch ausgebaut und längerfristig auch auf das Winterhalbjahr ausgeweitet werden. Ein Hotel wird nicht gesehen.

Mietzelte, Elektroboote und Wasserlandschaft

Die Investitionen sollen mehr Touristen für den Campingplatz locken sowie „Gäste zu gewinnen, die mehr Geld ausgeben und den Betrieb des Naherholungszentrums rentabel machen“, heißt es in der Studie. Zur Umsetzung dieses Zieles schlagen die Verfasser zwei Ausbaustufen vor. Die erste Ausbaustufe sieht die Aufwertung des Campingplatzes vor sowie Investitionen in Sanitärbereiche, Mietzelte, Mobilheime und Mietwohnwagen verschiedener Ausstattungen, in Gastronomie mit Terrasse, in den Bau eines Kinderspielhauses, die Einrichtung verschiedener Verleihstationen, wie in Elektroboote und Elektrofahrräder sowie die Errichtung einer Wasserlandschaft mit Trampolin und Luftkissen. Hinzu kommen unter anderem Felder für diverse Ballsportarten, eine Erlebniswasserrutsche sowie die Aufwertung des gesamten Umfelds und die Einrichtung eines kleines Einkaufladens mit Backshop.

Die Ausbaustufe 2 sieht unter anderem die Vergrößerung der Dauercampingplätze sowie die Aufwertung dieser in verschiedenen Kategorien vor. Auch die Sanitärbereiche sollen erweitert werden, bis hin zur Kategorie „Premium de luxe“. Außerdem sollen Mietbungalows, Baumhäuser, Stelzenhäuser sowie Mini- und Reihenhäuser zur Vermietung sowie Saunen gebaut werden.

„Ganz oben auf der Agenda steht die Sanierung des vorhanden Sanitärgebäudes“, führt Karolin Braunsberger-Reinhold dazu aus. Außerdem soll möglichst zeitnah der Rettungsturm erneuert sowie eine schwimmende Badelandschaft angeschafft werden. Für beide Projekte sind bereits Fördermittelanträge für das europäische Programm "Leader" gestellt worden. Damit folgt die Verwaltung entsprechenden Anträgen der FDP-Fraktion, die im jüngsten Hauptausschuss vor gut drei Wochen eine Mehrheit fanden.

Vorstellungen, wie die schwimmende Badelandschaft aussehen soll, gibt es schon. Laut Patrick Säuberlich handelt es sich dabei um eine Art Geschicklichkeitsparcours auf dem Wasser mit Rutsche und weiteren Elementen. Die neue Attraktion soll eine Größe von 20 mal 30 Metern haben und für maximal 50 Personen zugelassen sein.

Was die weiteren Investitionen der ersten Ausbaustufe wie beispielsweise in Mietzelte, Mobilheime und Mietwohnwagen verschiedener Ausstattungen, in Gastronomie mit Terrasse sowie den Bau eines Kinderspielhauses angeht, laufen laut Verwaltungsmitarbeiterin Karolin Braunsberger-Reinhold bereits die Planungen. Bereits bis zur nächsten Sitzungsperiode der Gemeinderäte sollen die Papiere vorgelegt werden und spätestens im Juni vollendet sein.

Entwicklung „zum besten Naherholungszentrum“

Mit der Umsetzung der kompletten zweiten Stufe noch in diesem Jahr wird nicht gerechnet. „Zunächst muss ein Eigenbetrieb gegründet werden. Die Rechtsform ist noch nicht klar“, sagt Braunsberger-Reinhold. Dies werde geprüft.

Doch um die Attraktivität schon in der kommenden Saison zu erhöhen, soll es in der Rezeption Brötchen und Zeitschriften geben. Auch Ziegen sollen für Freude vor allem bei Kindern sorgen.

Für die kommenden Jahre verspricht die Mitarbeiterin Übernachtungsmöglichkeiten auch in Campingfässern. Ferner sollen eine Saunalandschaft installiert, die bestehenden Sportanlagen aufgewertet und erweitert und das gesamte Areal mit erneuerbarer Energie versorgt werden.

Als hehres Ziel zitiert Karolin Braunsberger-Reinhold Barlebens Bürgermeister Frank Nase (CDU): „Wir wollen den Jersleber See zum besten Naherholungszentrum Sachsen-Anhalts entwickeln.“