1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Judith hat ihr berufliches Reiseziel gefunden

Abiturientin aus Hettstedt hat sich bewusst für Bundesfreiwilligendienst in Wolmirstedt entschieden Judith hat ihr berufliches Reiseziel gefunden

Von Karl-Heinz Klappoth 03.06.2013, 03:24

Judith Lindner, 19 Jahre, aus Hettstedt, entscheidet sich nach dem Abitur für den Bundesfreiwilligendienst und findet im Tageszentrum im Bodelschwingh-Haus ihre berufliche Bestimmung.

Wolmirstedt l "Eigentlich wollte ich eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich machen", erzählt Judith Lindner (19). Nach dem Abitur sei das ihr erster Gedanke gewesen. Ganz sicher war sie sich aber nicht. Schließlich ist das eine Entscheidung, die nicht endgültig, aber langfristig ist.

Sie brauchte Zeit. Deshalb hat sich die junge Frau, die aus Hettstedt kommt, für den Bundesfreiwilligendienst entschlossen. Den absolviert sie derzeit im Tageszentrum des Bodelschwingh-Hauses in Wolmirstedt, und darüber ist sie sehr glücklich: "Das Jahr ist fast rum, und ich bin so froh, dass ich mich so entschieden habe." Den Tipp, sich in Wolmirstedt vorzustellen, bekam sie von einer Bekannten. Die Arbeit mit behinderten Menschen war Neuland für Judith Lindner. Das Interesse liegt in ihrer Familiengeschichte begründet. "Ich hatte einen Bruder, der schwerstbehindert war. Er ist sehr früh verstorben, aber die Zeit mit ihm hat mich sehr bewegt."

Völlig frei und aufgeschlossen sei sie im August 2012 ins Tageszentrum gekommen, wo Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderungen tagsüber betreut werden. Wie die Abiturientin erläutert, gebe es zehn Fördergruppen, in denen Arbeit nur in kleinsten Schritten möglich ist. Es entstehen Produkte aus Ton, Papier, Wachs, Filz oder Holz. "Eine schöne Komponente ist, dass man neben der Arbeit mit diesen Menschen eben auch handwerklich und vor allem kreativ gemeinsam mit ihnen tätig ist", sagt die junge Frau, die ihren festen Platz in der Töpfergruppe gefunden hat.

Die Teilnehmer sind Judith Lindner mittlerweile vertraut. Sie mag gar nicht daran denken, dass ihre Zeit in Wolmirstedt sich dem Ende neigt. "Die Offenheit der behinderten Menschen, der Umstand, wie sich trotzdem Probleme oft leicht lösen lassen und mit welcher Freude sie bei der Sache sind, das werde ich sehr vermissen", ist sie sich sicher.

Auch die Seminare, die es im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes gab, haben der Hettstedterin viel gegeben. "Mit anderen Bufdis ins Gespräch zu kommen, Erfahrungen auszutauschen und nicht zuletzt gemeinsam zu lernen - das hat Spaß gemacht."

Fünf Wochen lang werden die Bundesfreiwilligen geschult. Sie kommen zusammen, um Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen. Da geht es um Pädagogik, Psychologie, Rückenschule und sehr viel Persönliches. "Ich hab noch nie so schnell so viele nette Leute kennengelernt wie hier in der Ohrestadt", erzählt die junge Frau.

Zum Abschluss des Bundesfreiwilligendienstes steht noch ein besonderer Workshop auf dem Programm: "In diesem Monat fahre ich noch für eine Woche nach Taizé." Die bekannte Pilgerstätte in der Mitte Frankreichs bietet noch einmal Gelegenheit, in sich zu gehen und zur Ruhe zu kommen.

Hier kann ein letztes Mal überlegt werden, wohin die (berufliche) Reise hingehen soll. "Das steht für mich aber schon fest", verrät Judith Lindner. "Ich werde eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin machen." Und vielleicht führt sie der berufliche Weg dann wieder nach Wolmirstedt ins Bodelschwingh-Haus.