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Jugendbegegnung Klima nicht nur freitags ein Thema

Wolmirstedt ist in diesem Jahr erneut Stätte einer internationalen Jugendbegegnung. 2019 geht es um das aktuelle Thema Klimapolitik.

07.08.2019, 23:01

Wolmirstedt l Im Bildungs- und Freizeitzentrum haben am Mittwoch junge Köpfe geraucht. Diskutiert haben sie über Nachhaltigkeit, das Klima und Politik. Der Anlass: Jedes Jahr treffen sich junge Menschen aus verschiedenen Ländern eine Woche lang in Wolmirstedt unter dem Titel „internationale Jugendbegegnung“. Diese Begegnung hat in jedem Jahr ein anderes Thema. Zielsetzung ist es, immer ein aktuelles Thema zu finden, das der Altersgruppe auf den Nägeln brennt, das sagt Gunter Schöndube, Geschäftsführer des Bildungs- und Freizeitzentrums.

Die Altersgruppe liegt bei den insgesamt 52 Teilnehmern zwischen 15 und 27 Jahren. In diesem Jahr mussten die Organisatoren nicht lang überlegen, für welches Thema sie sich entscheiden. Sie wählten das Thema „Europa- Grüner Kontinent auf dem blauen Planeten“ für die Veranstaltung. In Deutschland sind schon das ganze Jahr die Demonstrationen für „Fridays for Future“ , auf deutsch übersetzt „Freitage für die Zukunft“, in den Medien präsent und bei jungen Menschen im Gespräch. Weil die internationale Jugendbegegnung aus Fördermitteln des EU-Erasmus-Programms „Jugend in Aktion“ finanziert wird, müssen die Themen der Begegnungen immer einen europäischen Bezug haben, erklärt Jonas Samsel, der die Veranstaltung leitet. Ein weiterer Partner ist das Landesjugendamt. „Die Diskussion ist in Europa absolut präsent. Uns war sofort klar, das ist das Thema unserer Generation“, sagte der 23-Jährige, der in diesem Jahr spontan zum ersten Mal die Teilnehmer durch die Begegnung führt.

Eigentlich hätte er nur Renate Kriegel assistieren sollen, diese ist jedoch kurzfristig erkrankt. Ein Sprung ins kalte Wasser, aber Jonas Samsel hat bereits Erfahrung: Im vergangenen Jahr hat er die deutsche Gruppe bei der Jugendbegegnung bereits betreut. Er studiert Lehramt in Halle und ist in Zielitz aufgewachsen. Seit sechs Jahren ist er bei der Jugendbegegnung dabei. Das erste Mal war er noch Teilnehmer und war damals durch die Zeitung auf das Bildungs- und Freizeitzentrum aufmerksam geworden.

Insgesamt acht Länder, neben Deutschland Italien, Frankreich, Albanien, Griechenland, Ungarn, Polen und Armenien sind in Wolmirstedt in diesem Jahr bei der Begegnung vertreten. Am Mittwochnachmittag wurde über verschiedene Themen diskutiert. Die Fragen dazu haben die Teilnehmer am Vormittag erarbeitet.

Nur ein paar Minuten hat jede Gruppe Zeit, Fragen wie „Findet ihr die Freitagsdemonstrationen gut?“ oder „Was sollte die Regierung gegen den Klimawandel tun?“ zu beantworten, denn dann wird durchgewechselt, sodass jede Gruppe jedes Thema bearbeitet. Jedes Thema wird von Gruppenleitern aus jeweils einem anderen Land betreut. Das Prinzip, das erklärt Samsel, nennt sich „Word-Café“, also Café der Worte.

Die Italiener haben zum Beispiel das Thema „Fridays for Future“ bekommen, die Deutschen und Polen zusammen das Thema „Klimakonferenz“. Weitere Themen waren Verkehr, tägliche Müllproduktion, und nachhaltiger Lebensmittelkonsum. Wie unterschiedlich die Meinung in verschiedenen Ländern dazu ist, zeigte sich, wenn die internationalen, jungen Leute am „Fridays for future“-Tisch diskutierten. Eine der Leiterinnen der italienischen Gruppe, Marianna Tissot ist zum Beispiel selbst oft bei den Streiks dabei gewesen. „Der Streik ist nicht alles, aber es kann ein Beginn dafür sein, nachzudenken“, sagt die junge Frau. Die Mehrzahl der Teilnehmer war jedoch nicht bei den Streiks dabei, weil sie finden, dass es wichtiger ist, im Alltag etwas zu verändern. „Wir müssen unsere Mentalität ändern und in kleinen Schritten beginnen“, sagt zum Beispiel die Albanerin Angela Domi. „Wie wäre es damit, Standorte zum Recyclen aufzustellen?“, sagt sie. In ihrem Heimatland sei das Verbrennen von Müll ein großes Problem. Bash Alkurdi aus Wolmirstedt sagt: „Als Einzelner denkt man oft, dass man gar nichts verändern kann. Wenn wir aber alle damit beginnen, nachzudenken und etwas zu tun, dann können wir viel verändern“.

Wenn es sich während der einwöchigen Begegnung ergibt, zu sehen, wie das Thema in anderen Ländern dikutiert wird, sei das schon ein wichtiges Stück, meint Jonas Samsel. Am Donnerstag geht es mit internationaler Klimapolitik als Thema weiter, den Abschluss bildet ein Besuch in Berlin bei der Außenstelle der europäischen Kommission. Dabei sollen die internationalen Teilnehmer auch etwas von der Hauptstadt sehen. Aber außer den Inhalten gehe es bei der Jugendbegegnung vor allem auch darum, zu erkennen, „dass wir alle zwar aus unterschiedlichen Ländern kommen, aber doch alle gleich sind“, erklärt Jonas Samsel. Die Gruppendynamik sei ebenso wichtig wie die politische Bildung bei der Veranstaltung.

Viel Teamgeist konnte man zum Beispiel bei der Übersetzung sehen. Die ganze Werkstatt findet in englischer Sprache statt, nicht alle sprechen und verstehen es perfekt. Doch sobald jemand Verständigungsprobleme hatte, sprang sofort ein Teilnehmer ein.