Wanderung jenseits der Lutherwege

Wolmirstedt l Die Wanderer störte es nicht, dass Martin Luther unterwegs keine Rolle spielte. Sie genossen es, unterwegs zu sein, anderen Menschen zu begegnen und fühlten sich zudem in den Kirchen, in die sie einkehrten, gut aufgehoben.

Die Wanderung wurde von Cornelia Wesemann geführt, die in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv ist. Die Tour begann in Elbeu. In der kleinen Feldsteinkirche wurde ein Andacht gefeiert, bevor sich die Wanderer auf den Weg machten. „Auf diese Weise lernen wir auch einmal andere Kirchen kennen“, sagt ein Herr, der aus Wellen nach Wolmirstedt gekommen war. In der Neuapostolischen Kirche wurden die Wanderer zu einer musikalischen Rast eingeladen. Isabella Petereit spielte die Orgel, Jan Petereit entlockte der Geige zauberhafte Töne.

Das anschließende Ziel sollte der jüdische Friedhof sein, doch der liegt zu weit außerhalb. Deshalb führte der Weg nur bis zu einer Kreuzung hinterm Gymnasium, von der aus dieser Friedhof sichtbar war. Simone Günther nutzte die Gelegenheit, an dieser Stelle vom Schicksal der jüdischen Familie Herrmann zu berichten. Die Herrmanns hatten in Wolmirstedt einen Kurzwarenladen geführt und wurden 1944 in Auschwitz ermordet. Die Tochter Inge überlebte, weil sie als 15-Jährige per Schiff nach Australien gelangt war. Inzwischen erinnern Stolpersteine vor dem ehemaligen Geschäft an die Herrmanns.

In der katholischen Kirche wurden die Wanderer von Karl-Josef Grau empfangen. Er erzählte von der Geschichte dieser recht jungen Kirche und spielte die Orgel. Die Königin der Instrumente erklang auch in der Katharinenkirche. Dort spielte Kantorin Stefanie Schneider und weihte die Wanderer in die Geheimnisse dieses imposanten Instruments ein.

Diese Wanderung war im Kirchenkreis die dritte ihrer Art, die nächste führt am Sonnabend, 16. September, von Wedringen bis nach Hillersleben.