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Kirchensanierung Klein Ammensleber Kirche schlummert

Die Glocke schweigt, auch Baulärm ist nicht mehr zu hören: An der Mauritius-Kirche in Klein Ammensleben wurde ein Baustopp eingelegt.

Von Juliane Just 16.08.2018, 01:01

Klein Ammensleben l Totenstill ist es um die Kirche herum. Ein paar Vögel zwitschern, Sonnenblumen wiegen sich im Wind, doch Baulärm ist trotz des eingerüsteten Kirchenschiffes nicht zu hören – und das schon seit Monaten nicht. Eigentlich sollte das Kirchendach längst saniert sein. Bisher ist die eine Hälfte saniert, die andere wartet unter Planen noch auf ihre Schönheitskur. Doch dazu fehlt bisher das Geld.

Zuerst waren es nur kleine Risse in den Wänden. Doch da diese sich immer weiter vergrößerten, wurden die Mauern der Kirche im vergangenen Jahr einer Prüfung unterzogen. Nach Bohrungen wurde das Ausmaß klar: Die Südseite der Kirche neigt sich immer weiter nach außen. Zwischen der Innenmauer und der Außenmauer befindet sich keine Füllung mehr. Die Statik des Gebäudes ist gefährdet.

Zuerst sollte das Dach saniert werden. Die Kirchengemeinde sammelte Spenden, akquirierte Fördergelder, beantragte Fördermittel. Insgesamt 180.000 Euro musste sie stemmen, davon knapp 40.000 Euro Eigenanteil. Als sie das Geld beisammen hatte, konnten die Bauarbeiten beginnen. Doch so schnell, wie die Bagger anrollten, verschwanden sie auch wieder. „Das Geld ist uns schneller ausgegangen als die Arbeiten abgeschlossen waren“, sagt Pfarrer Thomas Wolter.

Dabei machte eine Betonkonstruktion allen Beteiligten einen Strich durch die Rechnung. Ein Betonanker wurde vor Jahrzehnten eingezogen, um die Statik der Kirche zu sichern. Dieses Gewicht drückte zusätzlich auf die dünnen Wände. Die Betonkonstruktion musste entfernt werden – das war nicht im Plan. „Man kennt das aus zahlreichen Bauvorhaben. Alte Gebäude sind ein Fass ohne Boden“, so Wolter. Nach 300 Jahren macht sich jeder Mängel in der Bauweise bemerkbar – vor allem preislich.

Lag die Summe der Dachsanierung vor Beginn bei 180.000 Euro, sind es nun 100.000 Euro mehr. Ein Schock für die Kirchengemeinde, wie Wolter sagt: „Wir haben nichts. Neue Spenden- und Fördergelder wurden beantragt, aber ob und wann wir diese Summe erreichen, ist unklar.“ Deswegen ruhen die Bauarbeiten seit Monaten. Wann das Dach fertiggestellt werden kann, ist ungewiss.

Eigentlich stand auf der Wunschliste der Klein Ammensleber vor dem Baustress eine neue Glocke. Diese erstummte vor Jahren. Doch die Kirchengemeinde wollte sie wieder zum Klingen bringen. Als klar wurde, warum die Glocke nicht mehr klingt – wegen der gefährdeten Statik des Turmes – jagte eine Hiobsbotschaft die nächste.

Inzwischen ist die Anschaffung der Glocke in den Hintergrund gerückt. Ist das Dach fertig, muss der Turm saniert werden. Auch dort bilden sich Risse. Der Fußboden muss aufgrund der herausgerissenen Bänke neu gemacht werden. Anschließend möchte die Kirchengemeinde die Wandmalereien im Innenbereich des Kirchenschiffes restaurieren lassen. Eine lange Liste an Vorhaben.

„Es ist eine sehr komplizierte Geschichte für alle Beteiligten“, sagt Thomas Wolter. Seit Monaten finden keine Gottesdienste mehr in der sanierungsbedürftigen Kirche statt, die Klein Ammensleber weichen nach Gutenswegen und Groß Ammensleben aus. Trotzdem gibt der Pfarrer die Hoffnung nicht auf, die Spenden- und Fördergelder für die Sanierung des Daches noch zu erhalten.

Mit einer besonderen Spendenaktion haben die Klein Ammensleber vor einem Jahr für die Sanierung geworben: Sie riefen zum puzzeln auf. Jedes Puzzleteil verkauften sie für 50 Euro. Über 2000 Schnipsel sind bisher verkauft, das erste Bild ist fertig. Dieses zeigt die Außenseite der Kirche. Rund 10.000 Euro kamen aus dieser Aktion zusammen. Das zweite Bild wartet noch auf Spender.

Ist die Kirche irgendwann rundum saniert, kann auch die Orgel wieder erklingen. Diese wurde vor mehreren Jahren wieder spielbar gemacht. Doch die Klein Ammensleber hatten nicht viel von ihr, dann begannen schon die Bauarbeiten. „Bleibt nur zu hoffen, dass der Staub der Bauarbeiten der Orgel nicht zusetzt“, sagt Wolter. Doch irgendwann, da ist er sich sicher, werden die Orgel und eine neue Glocke gemeinsam erklingen.