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Kreativität Upcycling - aus Abfall wird Kunst

Die "Kreativmädels" von Gersdorf fertigen aus Altem neue Dekorationen für Haus und Hof.

Von Sebastian Pötzsch 17.01.2020, 00:01

Gerdsorf l Im Schulungsraum des Feuerwehrgerätehauses in Gersdorf herrscht Superstimmung am Mittwochabend. Seit 19 Uhr wird gebastelt, gefalzt, geklebt – und viel geschnattert. Das Lachen der neun Frauen ist bis hinaus auf die Straße zu hören. Die Damen gehören allesamt den „Kreativmädels“ an, einer Gruppe innerhalb des Vereins „Förderverein Gersdorfer Kessel/Niedere Börde“.

„Uns gibt es jetzt seit gut zwei Jahren. Wir treffen uns jeden dritten Mittwoch des jeweiligen Monats“, erzählt Iris Herrmann. „Und wir halten zusammen“, ertönt es aus einer anderen Ecke des großen Raumes. Gelächter erschallt. Wenn es in Gesprächen darum ginge, woher sie stamme, sagten die Leute stets: „‚Ach sie kommen aus dem Dorf der kreativen Mädels‘. So bekannt sind wir schon“, erzählt Iris Herrmann weiter. Wieder lachen alle Damen wie um die Wette.

Doch dabei verlieren die Kreativmädels nie den Blick für ihren Arbeitsplatz. „Heute ist das Thema ‚Basteln mit Naturmaterialien‘“, wirft Petra Wischniowski ein. Ina Stimpel beispielsweise und ihre Nachbarin Uta Schielke gestalten Blumengestecke, während Angela Meier an einem Rahmen aus Zweigen werkelt, um diesen dann mit Muscheln zu dekorieren.

Derweil zeigt Antje Roßau, was in den vergangenen Monaten in ihren Händen und denen ihrer Mitstreiterinnen so alles entstanden ist. „Wir basteln zum Beispiel Weihnachts- und Osterdeko“, erzählt sie und präsentiert große Sterne aus weißem Papier. Aber auch kleine sogenannte Fröbel-Sterne, ebenfalls aufwendig gefaltet, liegen zur Präsentation auf einem Tisch bereit.

Auffällig sind mehrere farbenfrohe Bilder, die an Batik-Kleidung erinnern. „Die haben wir mit der sogenannten Acrylic-Pouring-Technik erstellt“, sagt Antje Roßau und ergänzt: „Das Internet hält dazu viele Tipps parat.“ Und Flavie Wagener führt weiter aus: „Verschiedene Acrylfarben werden in einen Becher gegeben, ohne sie zu mixen. Anschließend werden sie auf einen Malgrund aufgebracht und mit verschiedenen Techniken verteilt. Dabei entstehen ganz unterschiedliche Muster.“

Dann präsentieren die beiden Frauen einen Kerzenleuchter, der aus einem harten Material zu bestehen scheint. Doch in Wirklichkeit ist er aus Holz, jedoch mittels der Dekopatch-Technik veredelt. Dabei werden Motive aus Papier, Servietten oder Zeitungen ausgeschnitten und mit einem speziellen Kleber auf Objekte oder Gegenstände aufgebracht.

„Im Prinzip machen wir hier Upcycling, also aus Abfallprodukten, die niemand mehr benötigt, neue Deko-Artikel“, klärt Antje Roßau auf und verweist parallel auf alte Bücher, die mit spezieller Falttechnik nun als Skulpturen beispielsweise für das Wohnzimmerregal ein neues Dasein fristen.

All diese Utensilien finden dann wieder den Weg in die Häuser der „Kreativmädels“. Dort dekorieren sie die Zimmer, Verandas, Treppenstufen und Vorgärten. „Oder Freunde und Familie freuen sich dann über ein Geschenk“, sagt Flavie Wagener. Einige der Deko-Artikel seien auch schon gespendet worden, zum Beispiel an einen Verein. Oder sie wurden verkauft. Die Einnahmen gingen dann ebenfalls in eine Vereinskasse.

„Doch das ist nicht der Hauptgrund unserer Treffen“, sagt Antje Roßau, und ergänzt: „Wenn wir zusammenkommen, treffen dann immer ganz viele kreative Ideen zusammen.“ Petra Wischniowski, die ganz in der Nähe sitzt, fügt hinzu: „Das ist schon ganz schön interessant: Kommt nämlich einer mit einer einfachen Idee, fragt man sich, warum man selbst nicht schon längst darauf gekommen ist“. „Es ist vor allem die Geselligkeit, die uns immer wieder zusammenfinden lässt“, ruft ein Kreativmädel herüber. Und Iris Herrmann meint dazu: „Wir sind eine Supertruppe und eine feste Größe. Unsere Treffen machen immer sehr viel Spaß.“

So gern die „Kreativemädels“ weitere Mitglieder in ihrem Kreis begrüßen würden – zur Zeit sind es insgesamt 13 Damen: Für noch mehr Mitstreiterinnen ist leider kein Platz mehr in der Truppe, erzählen sie. Aber vielleicht fühlen sich ja die Frauen anderer Ortschaften in der Gemeinde animiert, in naher Zukunft ebenfalls eine Kreativtruppe ins Leben zu rufen.