1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Angeraner leben im Funkloch

Mobilfunk Angeraner leben im Funkloch

Mobiles Telefonieren im ländlichen Raum stößt mitunter an Grenzen. Zu den betroffenen Gemeinden zählt Angern.

Von Detlef Eicke 08.09.2019, 02:00

Angern l Seit über einem Jahr hat ein knapp 60 Meter hoher Funkturm seinen Platz im Dorf. Er ist installiert worden, um die Gemeinde für die Zukunft „empfangsbereit“ zu machen.

Auf die Inbetriebnahme warten die Bürger bislang allerdings vergeblich, weiß Oberarzt Dr. Steffen Heinemann. Der Angeraner ist Orthopäde und Unfallchirurg an einem Burger Krankenhaus – Bereitschaftsdienste inklusive. „Habe ich Bereitschaft, kann ich mein Haus nicht verlassen. Handyempfang außerhalb meiner vier Wände? Fehlanzeige!“

Mit erhobenem Arm durch den Garten zu laufen, auf der Suche nach Empfang, sei weder zielführend noch zeitgemäß. Derart eingeschränkt, sei die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nicht umfänglich möglich. Abhilfe könne der Anschluss des Funkturmes ans Netz schaffen. Alle technischen Voraussetzungen seien gegeben. Schließlich gehe es nicht nur um eine notwendige Erreichbarkeit im Dienst, sondern eben auch in der Freizeit.

Zum Hintergrund: Im Frühjahr 2016 war das Projekt „Funkturm in Angern“ mit den Planungen begonnen worden. Die Baugenehmigung erfolgte im Sommer 2017. Der Bauauftrag wurde im April 2018 erteilt, einen Monat später begannen die Bauarbeiten. Man habe den Funkturm wachsen sehen, erinnern sich viele Angeraner. Die Masten des Turms wurden aufgebaut, Antennen installiert, die Außenanlagen inklusive Steuerschrank errichtet. Parallel sei vor dem Gelände am Funkturm der Stromhausanschluss erfolgt. Inzwischen liegt auch das Erdkabel am Steuerkasten an. Abgehend vom Verteilerkasten am Konsum über die Fleischergasse bis in den Vogelgesang und über knapp einen Kilometer Freilandleitung entlang der Bestandstrasse der Deutschen Telekom führt es direkt an den Steuerkasten.

Nun stehe nur noch der Anschluss aus. Die Steigleitung vom Steuerschrank des Turmes bis an die Antennen her-an sowie Steuerungsmodule und -einschübe würden noch fehlen.

Warum dies bislang nicht geschehen ist, kann sich Steffen Heinemann nicht erklären. „Für die Inbetriebnahme muss die Deutsche Telekom den Auftrag erteilen. Ganz offensichtlich ist das bislang noch nicht erfolgt.“

So sei ein Ende des Vorhabens „Mobilfunknetz“ nicht abzusehen und werde die Lebensqualität der Angeraner beeinträchtigt. Die Verzögerung der Inbetriebnahme des Mobilfunknetzes sei logisch einfach nicht nachzuvollziehen. Es müsse angestrebt werden, diese bestehende Versorgungslücke möglichst zeitnah zu schließen. Die Gemeinde brauche den Zugang zu moderner Telefonie, sonst werde sie abgehängt. Er spricht auch für die Angeraner, deren Interessen er im Gemeinderat vertritt. Der Anschluss des Funkturms und dessen Nutzung müsse doch auch im Interesse der Telekom liegen, schließlich zahle sie dafür Nutzungsgebühren. Für jedes Problem gebe es eine Lösung. Um eine Klärung herbeizuführen, sei ein Gespräch mit Vertragspartnern und Besitzern des Funkturmes von wesentlicher Bedeutung.

Breitbandanschlüsse sind eine reine Wettbewerbsleistung der Anbieter. Die Bundesnetzagentur hat keine Handhabe, Unternehmen zu zwingen, breitbandige Anschlüsse flächendeckend mit der gewünschten Datenrate anzubieten. Alle Anbieter auf dem Breitbandanschlussmarkt sind privatwirtschaftlich agierende Unternehmen und haben im Wettbewerb die Möglichkeit, eine breitbandige Versorgung auf eigenen oder gemieteten Anschlüssen vorzunehmen. Die Entscheidung darüber, in welchen Regionen zu welchem Zeitpunkt Endkunden breitbandige Internet-anschlüsse mit welcher Leistungsstufe angeboten werden, obliege den Unternehmen, hieß es auf Anfrage seitens der Bundesnetzagentur.