Schülerlotsen leisten verantwortungsvolle Arbeit Mütze, Kelle und Weste sind ein Muss, um gut gesehen zu werden
Ob groß oder klein, der erste Schultag ist für viele Kinder und Jugendliche eine aufregende Angelegenheit. Nach den großen Ferien fällt dem einen oder anderen das frühe Aufstehen merklich schwer. Nicht viel anders ging es den Abc-Schützen, die sich gestern erstmals allein auf den Schulweg machten. Nicht wirklich, denn die Polizei half oder wie im Fall der Leibniz-Schule standen Schülerlotsen parat.
Wolmirstedt. Für die Schülerlotsen beginnt der Schultag aber deutlich früher als für ihre Mitschüler. Um kurz nach 6.30 Uhr stehen sie bereit, um ihre Uniformen entgegen zu nehmen. Denn Mütze, Kelle und Weste sind ein Muss, um auch bei schlechter Witterung oder im Dunkeln gut gesehen zu werden.
Zu Fuß beziehungsweise mit dem Rad kommen sie zum Einsatzort. Bei manchen gestaltet sich der Weg dorthin allerdings kompliziert. Weil einige Schüler mit ihrem Bus nicht pünktlich den Lotsendienst antreten könnten, holt Dieter Frinken, Betreuer des Lotsenprogramms, einige Schüler aus ihren Ortschaften ab und bringt sie pünktlich zur Schule. 6.45 Uhr beginnt die Verkehrshilfe und dauert bis 7.25 Uhr. Schließlich sollen auch die Lotsen pünktlich beim Unterricht sein.
Während des Dienstes steht Frinken den Lotsen zur Seite, koordiniert wie ein Trainer am Spielfeldrand. Das Lotsenprogramm geht nun in das sechste Jahr und erfreut sich kontinuierlicher Beliebtheit. Und Nachwuchssorgen stellen sich nicht, ist das Interesse groß.
Nach seiner Motivation gefragt, erzählt Dennis Flierler: "Ich möchte ein Vorbild sein und anderen Schülern helfen, sicher zur Schule zu kommen." Zusammen leisteten die Verkehrshelfer bis jetzt circa 1300 Einsatzstunden an zwei Orten. Sie unterstützen Fußgänger und Radfahrer an der Kreuzung Schwimmbadstraße/ Gipfelstraße und der Geschwister-Schollstraße. Ihre "Kollegen" sind am Wendehammer der Gutenberg-Schule zu Gange und begleiten den Verkehr dort mit wachem Auge.
Nachdem die Schüler fünf Doppelstunden Verkehrstheorie, eine praktische Einweisung und eine Prüfung absolviert haben, dürfen sie sich Verkehrshelfer nennen und können die Schulwege absichern. Jeden Morgen müssen sie aufs Neue Bremswege, Entfernungen und Geschwindigkeiten einschätzen und dabei immer die Schülerströme, das Verkehrsaufkommen und die Witterung beachten. Neben der Prüfung spielt auch das Alter eine Rolle, mindestens 13 müssen die jungen Lotsen sein.
Ein Dienstplan koordiniert die Arbeit der 36 Schülerlotsen. Am Ort des Geschehens teilen sie dann selbst die nötigen Gruppen ein. Der erste Schultag war für die sechs Lotsen an der Geschwister-Scholl Straße ein ungewöhnlicher Morgen. Viele Eltern brachten ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Das Verkehrsaufkommen war gewaltig.
Die Lotsen aber kümmern sich nicht nur um die Kinder. Sie achten auch auf die Busse die jeden Morgen wieder zu den Schulen unterwegs sind. Damit diese pünktlich ankommen, haben sie auf der großen Kreuzung Vorrang, auch als Linksabbieger. Gestern nun begann der Schulalltag für die Erstklässler. Versprochen: Als Verkehrsanfänger wird ihnen besonderes Augenmerk geschenkt.
Bemerkenswert ist, dass die Wolmirstedter Schülerlotsen im Bundesland Sachsen-Anhalt fast allein auf weiter Flur stehen, gewissermaßen eine Vorreiter-Rolle einnehmen. Nur in Halle an der Saale läuft ein ähnlich erfolgreiches Programm.