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Natura 2000 Glindenberger Elbufer unter Schutz

Das Naturschutzprojekt Natura 2000 betrifft auch das Elbufer Glindenberg. Wolmirstedt möchte, dass der Hochwasserschutz Priorität hat.

Von Gudrun Billowie 16.11.2018, 00:01

Wolmirstedt l Das Programm Natura 2000 möchte innerhalb der europäischen Union günstige Lebensräume für Tiere und Pflanzen erhalten. Das bedeutet nicht zwingend, dass sensible Bereiche komplett abgeschottet werden. Es spricht nichts dagegen, solche Bereiche naturnah zu bewirtschafteten und nachhaltig zu nutzen. Ziel des Natura-2000-Programms ist es, einen günstigen Zustand der Natur zu erhalten, damit artenreiche und vielfältige Landschaften erhalten bleiben. Dafür sollen europäische Vogelschutzgebiete und geschützte FFH-Gebiete zu einem komplexen System verbunden werden.

Das Natura-2000-Netzwerk zieht sich durch die EU-Länder. Überall sind schützenswerte Bereiche ausgewiesen, beispielsweise europäische Vogelschutzgebiete, aber auch sogenannte sensible Uferbereiche. Die gibt es auch an der Elbe in Glindenberg.

Für sensible Uferbereiche sind in der Natura-2000-Richtlinie gewisse Einschränkungen für die Bevölkerung verankert. Mit diesen Einschränkungen zeigt sich die Stadt nicht restlos zufrieden. Demnach dürfen die sogenannten sensiblen Uferbereiche zwischen dem 15. April und dem 31. Juli außerhalb der gekennzeichneten Wege weder betreten noch befahren werden, auch ein Anlanden ist nicht erlaubt.

Damit sollen unter anderem Brutplätze geschützt werden. Es gibt Vogelarten, die besonders gern in Flussauen brüten, die sich an wechselnde Wasserstände angepasst haben, am Elbufer beste Bedingungen vorfinden. Werden sie gestört, reduziert sich der Bruterfolg oder es gibt gar keinen Nachwuchs. In diesem Sinne verfährt Natura 2000 nach dem Grundsatz: Schütze ich die Struktur der Lebensräume, schütze ich die Art.

Grundsätzlich widerspricht die Stadt nicht. Die Verwaltung fordert in ihrer Stellungnahme jedoch, dass der Hochwasserschutz eine höhere Priorität bekommen muss, als der Naturschutz. Bei Bedarf sollen auch vom 15. April bis zum 31. Juli Wurzelteller oder umgestürzte Bäume aus dem Uferbereich beseitigt werden, damit das Wasser jederzeit abfließen kann und die Hochwasserschutzanlagen wie Deiche nicht beschädigt werden. Außerdem sollen Behördenfahrzeuge zur Wahrung des Hochwasserschutzes auch auf den nicht öffentlich gewidmeten Wegen unterwegs sein dürfen.

Die Stadt hofft auf eine Ergänzung der Natura-2000-Verordnung, damit sie bei drohendem Hochwasser handlungsfähig bleibt. Die Stellungnahme wird an das Landesverwaltungsamt weitergegeben. Bereits im Januar hatte die Stadt eine erste Stellungnahme zu Natura 2000 abgegeben. Darin wehrte sich die Verwaltung gegen allzuviele Einschränkungen der Bürger. „Die Anwohner sind und waren mit der Elbe und den Elbauen eng verbunden“, heißt es darin, „schon immer gehörten diese Gebiete zu ihrem Lebensumfeld.“

Baden, angeln, jagen oder spazierengehen habe schon immer zum Alltag der Uferbewohner gehört. Deshalb solle die Bevölkerung nicht mit allzuvielen Verboten und Reglementierungen belegt werden. Die Verwaltung sieht, dass die Belange des Artenschutzes schon jetzt durch die bereits festgelegten Landschaftsschutz- und FFH-Gebiete berücksichtigt sind.