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Corona OK-Live kämpft ums Überleben

Wie das Ensemble die kontaktlose Corona-Zeit überstehen will und welche Pläne reifen

25.03.2021, 20:44

CoronaWolmirstedt

Das OK-Live-Ensemble Barleben-Wolmirstedt erlebte am Donnerstagnachmittag eine Sternstunde. Frank Jeschke vom E-Center Wolmirstedt überreichte einen Scheck in Höhe von 5000 Euro. „Wir sind selber sehr sport- und kulturbegeistert,“ begründet er diesen Schritt, „deshalb wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen, ein Aussterben der Vereine zu verhindern.“ Von deren Not habe er durch einen Volksstimme-Artikel erfahren.

Vor Corona hat das OK-Live-Ensemble viele solcher Sternstunden erlebt. Die Auftritte beim Wolmirstedter Stadtfest, Shows beim Sachsen-Anhalt-Tag, der Applaus des Publikums, die Freude über neue Kostüme, Fördermittelzusagen und über Spenden, die von treuen und dazugekommenen Sponsoren stammten. Doch seit einem Jahr ist wegen Corona auch beim OK-Live-Ensemble nicht mehr viel los. Wie wirkt sich die Pandemie auf das Vereinsleben aus?

Auf Optimismus setzen

Ok-Live-Chefin Rebecca Lange setzt auf den Optimismus. „Ich bin sehr froh, dass die Mitglieder uns die Treue halten.“ Doch dieser Optimismus täuscht nicht darüber hinweg, dass bereits 70 Mitglieder den Verein verlassen haben, die Mitgliederzahl ist von rund 450 auf rund 380 gesunken. „Einige wollen wiederkommen, sobald es wieder losgeht.“ Rebecca Lange hofft, das Vereinsleben bis dahin am Laufen zu halten, zumindest virtuell. Beim Tanz, der Akrobatik, beim Malen und Singen ist das durchaus möglich.

Tara Matte und Mariella Enke haben sich inzwischen beinahe daran gewöhnt, im heimischen Wohnzimmer oder in der elterlichen Garage zu trainieren. Sie rollen ihre Yoga-Matten aus und folgen den Anregungen, die Trainerin Rebecca Lange über den Bildschirm vermittelt. Die Eltern fotografieren die Künste ihrer Kinder und schicken die Fotos zurück zur Trainerin. Einmal in der Woche gibt es ein gemeinsames Online-Zoom-Training.

Doch reicht das aus, ersetzt Online-Training das gemeinsame Üben in der Halle? Nur zögerlich sagen Tara und Mariella: „Ja, es wäre mal wieder schön, in der Turnhalle mit den anderen zu trainieren.“ Es scheint, als hätten die Mädchen beinahe vergessen, wie das ist.

Spendengelder wurden in der Vergangenheit unter anderem dazu genutzt, Trainerhonorare, Kostüme oder Requisiten mitzufinanzieren. Und jetzt? Die Pandemie währt ein Jahr, ein Ende ist nicht in Sicht. Ohne Auftritte sind keine Kostüme nötig, keine Requisiten, wofür braucht OK-Live zurzeit überhaupt Geld?

Die Kosten laufen weiter

„Vor allem, um den Verein aufrecht zu erhalten, die Ausbilder weiter zu bezahlen“, erklärt Rebecca Lange die Situation. Die Kassen werden klamm. Viele Sponsoren haben pandemiebedingt e Schwierigkeiten und haben sich zurückgezogen, außerdem fehlen etwa 15- bis 20000 Euro, die sonst durch Auftritte erwirtschaftet wurden. Die Stadt Wolmirstedt wird nur die vertraglich zugesicherten 5000 Euro überweisen, der freiwillige Anteil von weiteren 5000 Euro ist im Haushalt nicht vorgesehen. Allgemein wurden die freiwilligen Aufgaben Wolmirstedts um die Hälfte gekürzt.

Damit wird auch Barleben nur 5000 Euro überweisen, weil sich die Gemeinde stets am Wolmirstedter Anteil orientiert. Da hilft auch die 5000-Euro-Spende des E-Centers nicht, weil es einzig darauf ankommt, wieviel Geld die Kommune in den OK-Live-Topf wirft.

Noch weiß niemand, wann sorglose Begegnungen wieder möglich sein werden, wann gemeinsam trainiert werden kann. Trotzdem hat das OK-Live-Ensemble neue Projekte entwickelt.

Unter dem großen Dach des Projekts „Partnerschaft für Demokratie“ soll es eine Schneiderwerkstatt geben, außerdem einen Workshop für den Umgang mit sozialen Medien. Innerhalb eines weiteren Projekts wollen die Mitglieder beleuchten, was Kultur früher bedeutete, was sie heute wert ist und dabei einbeziehen, was 2020 alles nicht möglich war. Idealerweise werden die Ergebnisse bei einem Sommerfest präsentiert. Die vierte Idee gilt der Nachhaltigkeit. „Wir wollen herausfinden, wie wir Kostüme weiterverwenden können, wie wir alte Kostüme neu gestalten“, verrät Rebecca Lange. Auch die Kulissen und Requisiten können nachhaltiger gestaltet werden. „Vielleicht finden wir beim Spaziergang an der Ohre etwas, was wir für die Bühne nutzen können.“ Vor allem gehe es jedoch darum, zu überleben.