Zeitzeuge Alfred Schubert hält Vortrag über Geschichte der Colbitz-Letzlinger Heide Panzer dröhnten am Sonnenhof vorbei
Alfred Schubert, Oberförster im Ruhestand, hat einen gut besuchten Vortrag über die Geschichte der Colbitz-Letzlinger Heide gehalten. Dabei ging er auch auf die Historie des Wohnparkes Sonnenhof ein, der in diesem Jahr sein 65-jähriges Bestehen feiert.
Dolle l Humorvoll, mit vielen Fakten untermauert, nahm Alfred Schubert die Besucher seines Vortrages mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Colbitz-Letzlinger Heide.
Die war vor etwa 120000 Jahren als Folge der letzten Eiszeit entstanden. "Die großen Findlinge, wie der Backenstein oder der Altarstein, haben die Gletscher bis aus Schweden hierhertransportiert. Forschungen haben ergeben, dass sie dafür rund 4000 Jahre benötigten und rund 200 Meter im Jahr zurücklegten." Die Colbitz-Letzlinger Heide stelle sich wie ein umgestülpter Teller dar, so Schubert. Sie sei etwa zehn Meter höher als das Umland.
"Die relativ dichte Besiedelung war nach der so genannten kleinen Eiszeit im 15. Jahrhundert und dem Dreißigjährigen Krieg fast verschwunden", machte Schubert einen zeitlichen Sprung, um dann auf die Anfänge der Forstwirtschaft ab 1756 hinzuweisen. Die Heide sei ab 1843 dann preußisches Hofjagdgebiet geworden. Zuvor hatten Wolf und Luchs den Wildbestand immer wieder dezimiert. "Diese Räuber hat man aber erfolgreich zurückgedrängt", so Schubert. 1756 sei die letzte große Wolfsjagd veranstaltet worden. Drei Jahre später wurde der letzte Luchs in der Heide geschossen.
Später bekam die Colbitz-Letzlinger Heide den Ruf als wildreichstes Jagdgebiet in Mitteleuropa. "Bei der letzten Kaiserjagd 1912 soll allein der Kaiser 107 Stück Wild geschossen haben", berichtete Alfred Schubert.
Als Hitler 1934 den Bau der Schießbahn für die Heeresversuchsanstalt bestätigte, zog das Militär in die Heide ein. Nach der Wehrmacht kamen die Amerikaner, die am 11. April 1945 in Dolle einrückten. Kurz danach übernahm die Rote Armee die Colbitz-Letzlinger Heide. "Direkt hier am Wohnpark sind die sowjetischen Panzer vorbeigedonnert, um über die Kastanienstraße auf die B189 zu kommen", erinnerte sich Schubert. Er habe damals in seiner Funktion als Oberförster sechs Jahre gekämpft, damit der Panzerverkehr auf Marschstraßen kanalisiert wurde.
Die Ursprünge des heutigen Wohnparks waren Forstgebäude, die nach dem Krieg als Flüchtlingsheim fungierten. In den 50-er Jahren richtete der Kreis hier ein Altersheim ein. Inzwischen werden im Wohnpark Dolle viele Senioren liebevoll betreut, gibt es eine spezielle Abteilung für an Demenz erkrankte Menschen.
Viel Beifall gab es am Schluss für Alfred Schubert. Er war seit 1958 Burgstaller Revierförster. Viel Wissenswertes und Bildmaterial hat er von seinem Vorgänger, dem Revierförster Klose, bekommen.