Vorsitzender und Tierarzt quittieren Querelen im Tierschutzverein
Der Vorsitzende des Wolmirstedter Tierschutzvereins, Jürgen Schütt, ist von seinem Amt zurückgetreten. Als Grund führt er heftige Querelen innerhalb des Vereins an. Auch Tierheimleiter Gerd Kemesis hat sein Amt niedergelegt und Vertrags- tierarzt Christian Fröhlich seinen Vertrag fristlos gekündigt.
Wolmirstedt l Jürgen Schütt ist vor anderthalb Jahren zum Vorsitzenden des Wolmirstedter Tierschutzvereins gewählt worden und erhebt nun im Zuge seines Rücktritts schwere Vorwürfe. Er spricht von Vertrauensverlust und persönlichen Anfeindungen. "Die Auseinandersetzungen innerhalb des Vereins haben sich in den letzten Monaten so entwickelt, dass eine weitere Tätigkeit weder für mich noch für den Verein und schon gar nicht für den Tierschutz sinnvoll war", schreibt er der Volksstimme.
Jürgen Schütt kritisiert, dass mit dem Vertragstierarzt abgestimmte Anweisungen des Tierheimleiters Gerd Kemesis von den Tierheimmitarbeitern systematisch nicht befolgt wurden. "Das gipfelte zuletzt darin, dass einzelne Tiere hinter dem Rücken des Tierheimverantwortlichen und des Tierarztes anderweitig medizinisch betreut wurden, und zwar ohne Kenntnis der bereits eingeleiteten Behandlung", sagt Schütt, "das ist fahrlässig und gefährdet das Wohl des Tieres."
"Ich habe kein Problem damit, dass auch andere Tierärzte befragt werden", sagt Vertrags- tierarzt Christian Fröhlich. Dennoch hat er seinen Vertrag fristlos gekündigt. "Es gibt Mitarbeiter im Tierheim, die mit mir nicht zusammenarbeiten wollen, wenn es um die Behandlung der Tiere geht", sagt er. Fachliche Argumentation werde seiner Erfahrung nach sofort hohnlächelnd in Frage gestellt. Christian Fröhlich hat unter anderem die Erfahrung gemacht, dass Tiere, die an Verdauungsproblemen litten, trotz seines strikten Verbots mit Leckerlis gefüttert wurden, was die Verdauungsprobleme wiederum befeuerte.
Das ist nur ein Vorwurf von vielen, die Christian Fröhlich in einem vierseitigen Schreiben (liegt der Volksstimme vor) aufgelistet hat. "Unter diesen Bedingungen kann ich meine Arbeit nicht mehr leisten", schreibt er, schlägt aber die Tür zum Tierheim nicht vollständig zu: "Sollten inhaltliche Veränderungen in der Tierheimordnung umgesetzt worden seien, inklusive der Schaffung von effektiven Disziplinarmaßnahmen, und sollten personelle Konsequenzen gezogen worden seien, dann stehe ich... wieder für eine umfassende Versorgung zur Verfügung."
Doch Leckerli hin oder her, eskaliert ist der Krach im Tierheim letztlich im Zuge der Evakuierung der Tiere wegen des drohenden Hochwassers. Die rechtzeitige Evakuierung noch vor Auslösung des Katastrophenalarms war vom Amtsveterinär Dr. Karl-Heinz Genz noch in der Vorwoche als weitsichtig belobigt worden. Dennoch war es gerade diese Aktion, die das Fass wohl zum Überlaufen gebracht hatte. "Ich habe Fahrzeuge, Fahrer und andere Kräfte organisiert, die mithelfen, diese Evakuierung zu organisieren", sagt Christian Fröhlich. In der Tat war der Vertragstierarzt vor Ort und koordinierte die Abläufe.
So weit, so gut. Doch nachdem die Tiere aus dem Tierheim weggebracht worden waren, spitzte sich die Situation zu. Ein paar Tage später wollten Mitarbeiter des Tierheims und Vorstandsmitglieder diese Tiere besuchen, schauen, wie es den evakuierten Tieren geht. Aber sie wurden im Ausweichquartier Ziepel vor verschlossenen Türen stehengelassen.
Tierarzt Christian Fröhlich begründet dieses Aussperren: "Die Tierheimmitarbeiter wollten dort die Abläufe durcheinanderbringen." Ein Vorwurf, den Andreas Tschiche, Schatzmeister des Wolmirstedter Tierschutzvereins, nicht nachvollziehen kann. Auch er gehörte zu denen, die vor der verschlossenen Tür gestanden und zur Antwort bekommen hatten, dass sie nur hineingelassen werden, wenn Tierheimleiter Gerd Kemesis oder Tierschutzvereinsvorsitzender Jürgen Schütt dabei wären.
Andreas Tschiche engagiert sich seit 13 Jahren im Wolmirstedter Tierschutzverein. "Ich sehe nicht, welche Abläufe wir durcheinanderbringen, wenn wir nach den Tieren sehen", sagt er. Selbst das Gassi-Gehen mit den Hunden stellt für ihn kein Durcheinanderbringen von Abläufen dar. "Wenn ich nicht selbst dabeigewesen wäre, hätte ich es nicht geglaubt", so Tschiche.
Andreas Tschiche hat die hochgekochten Emotionen im Tierheim in der Vergangenheit bemerkt und kann auch die Rücktritte nachvollziehen. "Wenn die interne Zusammenarbeit nicht richtig funktioniert, muss ein Weg gefunden werden", sagt Andreas Tschiche, "aber ich möchte auf gar keinen Fall, dass die Menschen, die im Tierheim arbeiten, Schuld sind."
Der Schatzmeister wird wegen der Querelen auf gar keinen Fall zurücktreten. "Durch diese schwierige Situation müssen wir durch und sie lösen", sagt Tschiche, "Die Versorgung der Tiere ist in jedem Falle gesichert." Auch die tierärztliche Versorgung kann ebenso durch andere Tierärzte sichergestellt werden. Auch das Tierheimfest am kommenden Sonnabend, 6. Juli, soll wie geplant mit allen Aktionen in der Angerstraße stattfinden.
In drei Monaten steht nun die Wahl eines neuen Vorsitzenden an.