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Rotes Kreuz Die Tafel freut sich über Erntegaben

Erntedank ist die Zeit des Teilens. Deshalb landen in Wolmirstedt derzeit viele Erntegaben bei der Tafel des Deutschen Roten Kreuzes.

Von Gudrun Billowie 16.10.2018, 01:01

Wolmirstedt l Sanft rollt der Kleintransporter des Deutschen Roten Kreuzes vor die Tafel-Tür. Für Inge geht eine lange Tour zu Ende. Die Fahrerin hat Supermärkte in Wolmirstedt, Haldensleben, Erxleben, Irxleben, Colbitz und Barleben besucht und alles eingeladen, was die Märkte für die Tafel übrig hatten. Jeden Tag fährt sie so eine Tour. „Die Lebensmittelmärkte sind uns schon lange wohlgesonnen“, sagt Mandy Oelke, die Leiterin für soziale Arbeit beim DRK.

Die junge Frau öffnet die Tür zum Laderaum. Darin stapeln sich Kisten voller Äpfel, Zitronen, Weintrauben, Suppengrün, Rettich oder Kresse. Prompt sind die Tafelmitarbeiter zur Stelle und entladen, sortieren aus, was eine faule Stelle oder den Reifegrad weit überschritten hat. „Unsere Tafelnutzer bekommen nur einwandfreie Ware“, bestätigt Mandy Oelke. Die anderen Früchte und auch Brot und Brötchen, die niemand mehr essen mag, gehen an Biobauernhöfe. Das DRK sträubt sich, Lebensmittel wegzuwerfen.

„Es dauert so lange, bis Früchte und Getreide reifen, viele Menschen haben dabei mitgeholfen, wieder andere Brot gebacken“, zählt Ursula Geisthardt auf, „das kann man nicht genug wertschätzen.“

Sie ist für die Tafeln des Deutschen Roten Kreuzes zuständig und freute sich über eine Spende der evangelischen Kita, die sie gern persönlich abholt. Die Kinder haben die Hälfte ihrer Erntegaben der Tafel übergeben. „Sie wissen, dass es wichtig ist, zu teilen“, sagt die stellvertretende Kitaleiterin Angelika Karoske.

Auch die neuapostolische Gemeinde hat ihre Erntegaben der Tafel übergeben. Gut 40 Familien haben gespendet und sich gleichzeitig Gedanken darüber gemacht, wofür sie dankbar sind: die Kinder beispielsweise, die Arbeitsstelle oder den Gemeindechor. „Wir wollen nicht nur von der Nächstenliebe reden, sondern handeln“, begründet Gemeindeleiter Holger Wienecke die große Spendenbereitschaft.

Der Frauenkreis der Samsweger Kirche St. Sebastian spendet für gewöhnlich ebenfalls Naturalien zur Erntezeit, in diesem Jahr haben die Frauen jedoch 100 Euro übergeben. „Unsere Kirche wird renoviert, alles ist abgedeckt, wir wussten nicht, wo wir die Erntegaben lassen sollten“, erklärt Gesine Lerbs. Die Leiterin des Frauenkreises hat deshalb um finanzielle Unterstützung gebeten. Für die Tafel.

In der Wolmirstedter Tafel werden 450 Bedarfsgemeinschaften versorgt. Hinter jeder Bedarfsgemeinschaft steht eine Familie, sodass insgesamt gut 1200 Menschen von den Lebensmittelspenden leben. Obst und Gemüse können sich die Nutzer selbst aussuchen, die anderen Lebensmittel werden zusammengestellt und zugeteilt. Die Tafel ist Montag, Mittwoch und Freitag offen, an den anderen Tagen wird in Haldensleben ausgegeben. Frischware, die nicht sofort verteilt wird, geht in die Oschersleber Suppenküche und wird dort zu Mahlzeiten verkocht.

Inzwischen sind Obst und Gemüse im Regal sortiert, hinterm Tresen steht Olga und weiß, was Tafelnutzer wollen. Manche lieber Rettich, andere Kartoffeln, Russlanddeutsche beispielsweise kochen anders als „Ureinwohner“ Wolmirstedts. „Bei uns“, sagt Mandy Oelke, „ist eigentlich für jeden was dabei.“