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Breitbandausbau Schnelles Internet für Wolmirstedt

Wolmirstedter bekommen schnelles Internet, das ist deutlich zu erkennen. Überall in der Stadt sind kleine Baustellen verteilt.

Von Gudrun Billowie 08.02.2018, 00:01

Wolmirstedt l Eine große Trommel steht am Straßenrand, sieht aus, wie eine Kabeltrommel. Doch der Anblick täuscht, um diese Trommel windet sich ein langes, leeres Mehrfachrohr. Das wird in einem Schacht unter der Erde hindurch geführt, bis zum nächsten grauen Kasten. Dieses leere Mehrfachrohr ist nur eines derer, die dabei helfen, dass Wolmirstedt mit schnellem Internet versorgt wird. Bis zur Jahresmitte sollen 4700 Haushalte versorgt sein.

In der Wolmirstedter Kernstadt kümmert sich die Telekom um die Internetversorgung. Das schnelle Netz soll möglich machen, dass in einem Haushalt gleichzeitig telefoniert, im Internet gesurft und ferngesehen werden kann. Auch Streamen von Musik und Videos oder das Speichern in einer Cloud, einer virtuellen Wolke, wird bequemer. Für Kenner: Das maximale Tempo beim Herunterladen steigt auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde.

In den grauen Kästen, fachleute nennen sie Multifunktionsgehäuse, wird das Lichtsignal von der Glasfaser in ein elektrisches Signal umgewandelt, erklärt die Telekom, und schließlich über die vorhandenen Kupferkabel zum Kunden übertragen. Das heißt, bis zum Verteilerkasten gibt es eine Datenautobahn und vom Verteilerkasten bis ins Haus die zuckelige Dorfstraße. Keine schöne Aussicht für die Menschen, die am Rechner sitzen und große Datenmengen durch das Netz jonglieren wollen. Wäre da nicht ein Trick. Um die Kupferleitung schnell zu machen, kommt sogenanntes Vectoring zum Einsatz, eine Technik, die elektromagnetische Störungen beseitigt. Dadurch werden beim Hoch- oder Herunterladen höhere Bandbreiten erreicht. Und: Wer näher am grauen Verteilerkasten wohnt, hat schnelleres Internet als die weiter entfernt Lebenden.

Carsten Stave, Vertriebsleiter von MDDSL, vergleicht die Bandbreiten der Internetversorgung mit den Spuren einer Autobahn. „Je mehr Menschen zeitgleich im Internet unterwegs sind, um so mehr „Spuren“, also Bandbreiten, werden benötigt. Mit großer Bandbreite wird also gesichert, dass sich Daten nicht in die Quere kommen, so wie Autos auf einer zu engen Autobahn.

100 Megabit pro Sekunde reicht für den gewöhnlichen Haushalt völlig aus, selbst 30 Megabit pro Sekunde seien oft genügend. Wer sich an das schnelle Internet anschließen möchte, findet die zuständigen Adressen von MDDSL oder der Telekom im Internet.

MDDSL hat in Glindenberg bereits das schnelle Internet verlegt und will das auch in Farsleben und Mose erledigen. Die Kernstadt Wolmirstedt und Elbeu hingegen werden von der Telekom bedient.

Die Farsleber und Moser müssen sich jedoch noch ein wenig gedulden. Dort soll das schnelle Netz erst Anfang 2019 verfügbar sein.

Noch ist nicht klar, auf welcher Strecke die Leitungen in den Ortsteilen und dazwischen verlegt werden. Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen. „Auf gar keinen Fall verlegen wir querfeldein“, versichert Carsten Stave, „wir orientieren uns immer an Land- und Kreisstraßen oder Feldwegen.“ Die Leitungen werden 50 bis 60 Zentimeter tief in die Erde gebracht. Auf langen freien Strecken wird der Boden aufgefräst, innerorts meist mit sogenannten Kopflöchern gearbeitet. Dahinein werden die Leitungen in die Erde geschoben und unterirdisch hindurchgeschossen, bis zum nächsten Kopfloch. Auch das Bohrspülverfahren wurde bereits in Wolmirstedt eingesetzt. Dabei wird der Weg für das Kabel mit Wasser aufgeweicht.

Welche Technik bei der Verlegung zu und in den Ortsteilen angewendet wird, ist noch nicht bis ins Letzte ausgetüftelt.

In Wolmirstedt sind Schächte für die Leitungen weitgehend vorhanden. Das Glasfaser wird darin ähnlich gut verpackt, wie diese Scherzgeschenke, die als riesiger Karton daherkommen, in dem immer kleinere versteckt sind, bis zum Schluss ein kleiner Kasten den eigentlichen Schatz verbirgt. In ein sogenanntes Hunderter-Rohr wird das Mehrfachrohr geschoben, das eigentlich aus vier Röhren besteht. In eines dieser Röhren passt ein sogenanntes Speed-Pipe-Röhrchen, das ist sehr bunt und lang und ziemlich dünn. Erst in dieses dünne, bunte Röhrchen wird später die Glasfaser eingeblasen und auf diese Weise gut verpackt bis zum Verteilerkasten gebracht.

Das Glasfasernetz in Deutschland ist längst länger als die Autobahnen. „Allein die Telekom“, sagt Andreas Meyer, der Regiomanager für den Landkreis Börde, „hat bereits weit mehr als 400.000 Kilometer deutschlandweit verlegt.“ Das würde für die Strecke zehnmal um die Erde reichen. Das deutsche Autobahnnetz ist hingegen „nur“ 13,000 Kilometer lang, eine Strecke, die nur etwa vom Berlin bis Honolulu reicht.

An das endlos lange Glasfasernetz werden in Wolmirstedt nun gut 32 Kilometer drangeknüpft.