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Schwimmfest Viel Plantschen, wenig Schwimmen

Ein Schwimmfest im Wolmirstedter Freibad hat die Diesterwegschule gefeiert. Die meisten der Schüler haben Schwimmen gelernt.

02.07.2019, 23:01

Wolmirstedt l „Yeay“, schreien die Kinder der zweiten und vierten Klasse der Diesterweg-Grundsschule. Mit einem Schwimmfest ging eine erfolgreiche Schwimmunterrichtsaison für sie zuende. „Wir hatten Glück, denn 14-mal konnten wir wegen des hervorragenden Sommers ins Freibad schwimmen gehen“, das sagt Dirk Rohrbeck, der Lehrer, der für den Schwimmunterricht an der Schule verantwortlich ist. Die Kooperation mit dem Freibad sei wie immer super verlaufen. Beklagen könne er sich ebenfalls nicht über das fehlende Schwimmvermögen seiner Schüler: Von 55 Kindern hätten alle bis auf zwei das Schwimmen gelernt – gemessen daran, dass sie ein „Seepferdchen-Abzeichen“ erworben haben. Für das Schwimmabzeichen qualifiziert sich, wer 25 Meter schwimmen, vom Beckenrand springen und einen Gegenstand von unter Wasser holen, also tauchen kann.

„Es müssen nicht alle das ,Seepferdchen‘ schaffen“, das sagt Stefan Grahn, der Schwimmmeister im Wolmirstedter Freibad. „Eine halbe Bahn zu schwimmen und von alleine ins und aus dem Becken zu kommen, das reicht doch ersteinmal“. Denn der wichtigste Zweck des Schwimmunterrichts sei es, dass Kinder nicht ertrinken.

In der dritten Klasse ist der Schwimmunterricht in Sachsen-Anhalt verpflichtend. Er steht für Grund- und Förderschüler auf dem Lehrplan. Das Landesschulamt sagte im Juni gegenüber der Volksstimme, dass etwa zwei Drittel der Grundschüler als sichere Schwimmer den Schwimmunterricht verlassen. Sachsen-Anhalt stände zwar im Bundesdurchschnitt gut da, eine Tendenz, dass immer weniger Grundschüler schwimmen können, sei aber durchaus vorhanden. Das bestätigt auch Grahn: „Es gibt immer mehr Nichtschwimmer, weil zu viele Bäder geschlossen haben“, so seine Begründung. „Ich bin froh, dass überhaupt eins geöffnet hat“, sagt er mit Verweis auf das Wolmirstedter Bad. Denn Schwimmkurse finden meist im Freibad, nicht im See statt.

Eltern können viel dafür tun, ihr Kind für einen Schwimmkurs vorzubereiten. Sie sollen ihr Kind nach Möglichkeit an Wasser gewöhnen. Man merke schnell, ob Eltern mit ihren Kindern schwimmen gehen. „Ein Kind, das nicht tauchen kann, das ist keinen Umgang mit Wasser gewohnt“, so Grahn. Ein großes Problem, so erklärt es Mandy Oelke, die stellvertretende Kreisleiterin der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes in der Börde, sei es, dass viele Eltern mit ihren Kindern nicht mehr richtig schwimmen gehen, sondern baden und plantschen. „Es gibt so viele Spaßbäder. Die meisten Kinder sind aber nicht in der Lage, zwei bis drei Bahnen zu schwimmen“. Viele Eltern würden sich zudem zu sehr auf das „Seepferdchen“ verlassen. „Man kann die Kinder dann trotzdem nicht unbeaufsichtigt im Wasser lassen“, so Oelke. Denn dieses Abzeichen werde unter Aufsicht erworben. Bei der Abnahme von Schwimmscheinen trete das Phänomen immer wieder auf: Die Eltern sagen, das Kind könne schwimmen, weil es das Seepferdchen hat. Beim Test stelle sich dann heraus, dass das Kind keine längerfristige Übung im Schwimmen hatte. Rettungsschwimmer, so Oelke, können nicht alles sehen, die Aufsicht der Eltern sei unerlässlich. Auch dann, wenn das Kind Schwimmflügel trägt. Denn das sei auch ein Klassiker, so Oelke, dass Kinder allein gelassen werden, weil sie eine Schwimmhilfe tragen und diese dann verloren wird.

Doch der Hitzesommer 2019 schaffe darüberhinaus ganz andere Herausforderungen als dem Schutz vor dem Ertrinken für die Wasserwacht: Bisher habe es in der gesamten Börde zwar noch keinen schweren Badeunfall gegeben. Aber durch die hohen Temperaturen drohe in Freibädern ein Hitzschlag. Gegenmaßnahmen seien viel trinken, Kopfbedeckungen, sich immer wieder mit Sonnencréme einzuschmieren – und nicht kopfüber ins kalte Wasser zu springen.