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Eigentlicher Lodenmantelrenntag ist diesmal der 1. Oktober Sind 584 Mantelträger noch überbietbar?

Von Klaus Dalichow 27.08.2011, 04:36

Klein Ammensleben. Auf der Internetseite des Lodenmantelrennens wird fleißig rückwärts gezählt. Bis zum eigentlich "Renntag" heißt es vom heutigen Sonnabend an noch 34 Mal schlafen. Am 1. Oktober ist wieder Lodenmantelrennen. Ein Rennen, das eigentlich eine gemütliche Ortsbegehung darstellt. An acht Stationen sind Spiele zu absolvieren, die an einen Kindergeburtstag erinnern. Dabei gilt es Punkte zu sammeln. Wer die meisten auf dem Konto hat, wird als Sieger gekürt. Als optische Bereicherung der Dorfrunde ist ein Lodenmantel zu tragen, der dem Fest auch seinen Namen gegeben hat.

Vor 26 Jahren – genauer gesagt am 19. Oktober 1985 – fing in der Langen Straße in Klein Ammensleben alles an: mit 36 Teilnehmern (im letzten Jahr waren es übrigens 584). Vor der ehemaligen Gastwirtschaft "Brauner Hirsch" wurde das erste Lodenmantelrennen gestartet. Ein kleines Messingschild erinnert heute an dieses Datum. Es befindet sich am Fuß einer mannshohen Skulptur aus Eichenholz. Ihr Urheber nennt sein Werk "Mantelträger". Ein zweites kleines Schild aus Messing weist darauf hin, dass es sich um Kettensägenkunst handelt. Zur 25. Wiederkehr des ersten Lodenmantelrennens im letzten Jahr hat "Kettensägenpunk" Thomas Koch aus Hakenstedt dem außergewöhnlichsten Volksfest weit und breit mit der Figur vorm Haus Lange Straße 24 ein Denkmal gesetzt.

Oft wird behauptet, dass das Lodenmantelrennen einst in Opposition zu den Feierlichkeiten des 7. Oktobers in der DDR entstand. Das ist falsch. Volksfesttermine waren seinerzeit von der SED-Kreisleitung zu genehmigen. Der ursprünglich geplante Termin im Spätsommer wurde von Verantwortlichen in der Parkstraße in Wolmirstedt nicht bestätigt. Die Begründung beruhte darauf, dass zu diesem Zeitpunkt Hauptsaison in der Ernte sei. Folglich würde dort jede Arbeitskraft benötigt. Die Veranstalter in Klein Ammensleben akzeptierten die Entscheidung. Es galt einen neuen Termin außerhalb der Erntezeit zu finden. Das erste Rennen wurde schließlich als eintägige Veranstaltung am Sonnabend, dem 19. Oktober, durchgeführt. Zur Nähe zum Tag der Republik (7. Oktober) kam es erst im Folgejahr. Es stellte sich heraus, dass es Mitte/Ende Oktober schon zu kalt ist, um eine Zeltveranstaltung ohne Heizung durchzuführen.

Wer heutzutage beim Lodenmantelrennen mitmacht, weiß, ob er vormittags oder nachmittags die müden Knochen von der Party am Vortag aus dem Bett heben muss, dann in den Nadelfilz steigt und sich mit übrigen Accessoires ausstaffiert. Auf dem Laufzettel ist die Abmarschzeit vermerkt. Auch die Ankunft am Ziel wird notiert. Als goldene Regel gilt: Das Erlaufen der acht Stationen (Dartpfeile, Luftgewehr, Korkenschnippsen, Würfeln, Glücksrad, Murmeln Ringe, Korbball) sollte nicht länger als drei Stunden dauern. Gibt es gravierende Abweichungen vom Limit, werden Punkte abgezogen (wurde bisher aus Gründen der Kulanz nicht praktiziert).