Coronavirus Warum Kurzarbeiter zur Tafel gehen
Der DRK-Kreisverband Börde erweitert ab Juli die Öffnungszeiten für seine Kleiderkammern in Wolmirstedt, Haldensleben und Oschersleben.
Wolmirstedt l Vor knapp einem Monat hat Mandy Oelke, verantwortlich für die sozialen Dienste beim DRK-Kreisverband, im Gespräch mit der Volksstimme über ein erhöhtes Aufkommen an Kurzarbeit in der Corona-Krise gesprochen. Verbunden damit war das Angebot, dass sich die betroffenen Menschen an das DRK wenden können, um befristete Bezugsscheine für die Tafeln erhalten zu können. Das ist auch immer noch so.
Dieses Angebot haben inzwischen etliche Kurzarbeiter angenommen. „Wir waren darauf vorbereitet“, sagt Mandy Oelke. „Aber auch die Nachfrage zum Besuch der Kleiderkammern gehört dazu. Deshalb haben wir reagiert.“ So gelten ab dem 2. Juli zusätzliche Öffnungszeiten. Das ist in Wolmirstedt, aber auch in Haldensleben und Oschersleben so. In Wolmirstedt soll gerade der Donnerstag den Berufstätigen die Gelegenheit bieten, die dortige Kleiderkammer aufsuchen zu können. Die Pforte öffnet sich dann nämlich ab 13 Uhr.
Gabriele Grieger, die Verantwortliche für die Kleiderkammer in der Ohrestadt sieht dem zu erwartenden Andrang mit ihrem Team recht gelassen entgegen, zumal sie seit mittlerweile über zehn Jahren dabei ist. „Ich habe hier einst ein Praktikum absolviert und dann einen Ein-Euro-Job“, erzählt sie. „Danach bin ich als Ehrenamtler dabei geblieben und habe keinen Tag davon bereut.“
Die Frauen des Teams sind in der Zeit auch oft selber aktiv geworden. So gab es Arbeitseinsätze, bei denen gemalert wurde. Den jetzigen Raum haben sie selber hergerichtet, auch die Regale haben sie selber gebaut. Angelika Rustenbach erinnert sich gern an die Zeit zurück, ist sie doch auch schon zehn Jahre für das DRK in Wolmirstedt aktiv. „So etwas stärkt das Team und es entsteht eine Verbundenheit“, sagt sie. Derzeit werden die Beiden von Elena Dite und Waltraud Herbst unterstützt. Das Team in Wolmirstedt ist Mandy Oelke dann auch ein Extra-Lob wert. „Die Frauen leisten hier eine sehr gute Arbeit“, schätzt sie ein. „Auf sie kann man sich verlassen.“
In und vor der Kleiderkammer herrscht beim Volksstimme-Vor-Ort-Termin allerhand Betrieb. Drinnen sind die Mitarbeiter eifrig dabei, neue Spenden einzuräumen, während eine Kundin die Ware in Augenschein nimmt. Das alles passiert natürlich jeweils mit einem Mundschutz. „Im Augenblick hat immer nur ein Besucher Zutritt“, erläutert die Leiterin. Der darf sich dann zehn bis 15 Minuten Zeit lassen, ehe der nächste Kunde in den Raum darf.
Daher ist es kein Wunder, dass die Leute draußen anstehen. Auch hier dürfen sie schon einmal auf einige Angebote schauen, die Masse am Schuhen, Sachen, Kosmetik, Kaffeemaschinen oder Gläsern und Bechern wartet aber drinnen.
„Wir sind ganz gut ausgestattet“, erzählt Gabriele Grieger. „Mittlerweile wird sogar der verfügbare Raum ganz schön knapp.“ Während sie das sagt, werden schon wieder neue Sachen hereingefahren. Es wird gern gespendet in der Ohrestadt. Etliches landet in den Containern, gerade ältere Menschen liefern ihre Sachen gern persönlich ab. Schließlich bringt das die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit sich. Eine ältere Frau ist sogar mit dem Rollator da und ein Mann gibt einen Anzug ab, den er nur einmal getragen hat. „Es ist schon so, dass wir viele private Spender haben“, bestätigt die Verantwortliche. Benötigt werden in Wolmirstedt Decken aller Art und Männerschuhe jeglicher Art. „Da könnten wir Nachschub brauchen.“
Gleich nebenan befinden sich die Räume der Tafel. Hier erfolgt die Ausgabe der Lebensmittel derzeit nur in vorbereiteten Beuteln. „Das ist ein ganz schöner Aufwand“, erzählt Mike Wahnschaap, der gerade Feierabend machen will. „Wir hatten ein neues System eingeführt, das uns allen sehr gefallen hat.“ Wegen Corona ist das aber erst einmal auf Eis gelegt.
„Wir wollen das aber nach Möglichkeit wieder einführen, wenn es die Vorschriften erlauben“, versichert Mandy Oelke. Die Tafel in Wolmirstedt war quasi der Vorreiter für die neue Idee. Dabei konnten die Kunden durch den Tafel-Raum gehen und sich wie in einem Kaufladen die Waren selber aussuchen. „Gerade als wir uns daran gewöhnt hatten und das erste Lob für die neue Handlungsweise bekamen, da kamen die Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie“, blickt Mandy Oelke zurück.
Derzeit werden Beutel vorgepackt und dann durch das Fenster herausgegeben. Das wird auch noch so lange gehandhabt, wie die Verordnungen des Landes Sachsen-Anhalt dies vorschreiben. Seit Anfang Juni wird für das Tafelangebot wieder vor Ort kassiert. „Das haben die meisten Leute auch ganz gut aufgenommen, es sind ja nur zwei Euro“, sagt Mike Wahnschaap. Den Kurzarbeitern macht er Mut, den Weg zur Tafel zu gehen. „Wir sind gut versorgt mit Spenden und wir bekommen viel Obst und Gemüse. Es muss sich niemand schämen. Im Gegenteil, wir wollen helfen. In eine Notlage kann jeder kommen.“