SSV Samswegen Sportler mit Visionen

Für den Sport- und Spielverein Samswegen hat jüngst eine neue Ära begonnen. Er ist nicht mehr Nutzer seiner Anlagen, sondern Pächter.

Von Sebastian Pötzsch 14.06.2020, 10:00

Samswegen l Vereinsvorsitzende Alexandra Cop hatte schon vor Monaten von der Option berichtet und ihre Mitglieder eingeschworen. Auf einer Versammlung kam dann das Ok: Der Sport- und Spielverein Samswegen (SSV) schließt einen Vertrag mit der Gemeinde Niedere Börde über die zinslose Pacht seiner Sportanlagen. Nun meldet Cop gegenüber der Volksstimme Vollzug.

Rückblick: Seit einem Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 2016 werden die Sportvereine der Niederen Börde anteilsmäßig an den Betriebskosten für die Nutzung der Sporthallen und -plätze beteiligt. Über die Gebührensatzung der Gemeinde hatte der Verein 8500 Euro pro Jahr zu zahlen. Das sind rund 80 Prozent der durchschnittlichen Betriebskosten der letzten drei Jahre.

Doch notwenige Investitionen blieben bisher auf der Strecke. Alexandra Cop macht dies an einem Beispiel deutlich. So musste in der vergangenen Saison der Sportplatz aufgrund der Dürre von 2018 auf Vordermann gebracht werden. Dieser war wegen immenser Schäden sogar gesperrt worden.

Es wurden unter anderem die Torsenken eingeebnet und der unter der andauernden Trockenheit verdorrte und hügelige Rasen kontinuierlich gemäht, vertikutiert, gewalzt und gedüngt. Außerdem spross das Unkraut. Eine Platzabnahme des Kreisfußballverbandes hatte zunächst keine Aussicht auf Freigabe.

Von der Gemeinde, obwohl Besitzer der Anlagen, konnte kein Geld zur Verfügung gestellt werden – das ließ die Haushaltslage nicht zu. Deshalb haben die Vereinsmitglieder selbst einiges in die Sanierung ihres Platzes hineingesteckt – zumeist in Eigenregie. „Wir wurden zwar von der Gemeinde unterstützt, die Kosten lagen aber vor allem beim SSV. Hier haben die Fußballer viel geleistet, denen mein besonderer Dank für die vielen Arbeitsstunden zur Beregnung des neuen Rasens gilt“, sagt Alexandra Cop

Auch die Anschaffung einer Anzeigentafel für die Bundesligawettkämpfe der Gewichtheber wurde ohne die Gemeinde gestemmt – mit Unterstüzung des Fördervereins der Abteilung Gewichtheben.

Als nächstes steht die Sanierung der Sanitärtrakte in der Turnhalle an. „Damit sich die Sportler auch weiterhin wohlfühlen, ist die Sanierung dieser Anlagen besonders wichtig“, sagt Alexandra Cop. Doch die Chance, dies in der Verantwortung der Gemeinde möglichst zeitnah über die Bühne zu bringen, sah die Vereinschefin bisher nicht. Dabei drängt die Zeit. „Es ist zwar immer mal wieder etwas gemacht worden, doch dürfte der Trakt etwa 20 Jahre alt sein“, erklärt die Vorsitzende. Die letzte große „Aufpolierung“ habe es im Jahr 2003 in Vorbereitung der Deutschen Meisterschaft im Gewichtheben gegeben. Eine Neugestaltung ist nun angepeilt, auch vor dem Hintergrund des sparsamen Einsatzes mit Ressourcen wie Wasser und Strom.

Nun, da der Verein nicht mehr Nutzer, sondern Pächter und damit Betreiber der Turnhalle ist, sieht Cop größere Chancen für eine Sanierung. „Damit übernehmen wir sämtliche Aufgaben selbst“, sagt die Vorsitzende. Nun gehe es gehe darum, ein Nutzungskonzept für die Sportanlage zu entwickeln, um diese für den Breitensport zu erhalten. Hierfür seien Investitionen dringend erforderlich. „Dafür können wir selbst jetzt Fördermittel beantragen. Das bringt zeit- und vor allem geldwerte Vorteile für die Gemeinschaft mit sich“, ist die Vereinschefin überzeugt.

„Auf mein Anraten hin haben die Vereinsmitglieder auf einer Versammlung für den Status des Vereins als Pächter gestimmt. Es ist jetzt einfacher, unsere Anlage im neuen Glanz erstrahlen zu lassen, wenn wir pachten. Als Nutzer mussten wir immer nachfragen. Und dass die Gelder des Vereins für das Gebäude der Verwaltung aufzuwenden sind, war eben auch problematisch“ hebt Alexandra Cop hervor.

Rein rechnerisch wird es für den Verein nicht teurer. Bisher betrug die Gebühr also etwa 8 500 Euro pro Jahr, die der Verein als Nutzer an die Verwaltung zahlen musste. Das ergab sich aus der Gebührensatzung der Gemeinde.

„Doch davon hatten wir aber keine Sanierung“, beschreibt Alexandra Cop das Dilemma. Und dies ist nun behoben, so die Hoffnung. Denn mit dem neuen Pachtvertrag hat der SSV zwar keinen Pachtzins zu zahlen, dafür aber die laufenden Kosten. Diese belaufen sich auf über 10 000 Euro pro Jahr. Ein Teil soll aber durch Einmietung anderer Vereine wie beispielsweise dem örtlichen Rassegeflügel- und Kaninchenzuchtverein wieder reinkommen. Und auch die Gemeinde wird nun für die Nutzung durch die Schule ein Entgelt an den Verein entrichten.

Somit sind die Samsweger Sportler nun in Eigenregie verantwortlich für die Turnhalle und den Rasen, aber eben auch für Sanierung und Investitionen.