Stadtratswahl Wolmirstedt: CDU verliert, Neulinge gewinnen
Die Kommunalwahl beschert dem Wolmirstedter Stadtrat völlig neue Mehrheitsverhältnisse.
Wolmirstedt l Der CDU gehörten bisher die Hälfte der 28 Stadtratssitze. Dieses Kräfteverhältnis hat sich mit der Kommunalwahl am Sonntag deutlich geändert. Die Christdemokraten mussten sieben ihrer bisher 14 Sitze abgeben, vor allem zugunsten der Neulinge AfD, Kommunale Wählergemeinschaft Börde (KWG) und Wolmirstedter Wählergemeinschaft Plan B (WWP).
CDU-Fraktionsvorsitzender Uwe Claus zeigt sich von diesem Ergebnis kaum überrascht. „Das habe ich kommen sehen“, sagt er gegenüber der Volksstimme, „bei so vielen neuen Kräften war es klar, dass wir Stimmen verlieren.“ Trotzdem wird die CDU weiterhin stärkste Fraktion im Stadtrat sein. „Ich hoffe“, so Uwe Claus, „dass wir mit den Kräften im Stadtrat eine ordentliche Arbeit für Wolmirstedt hinbekommen.“
Auf die SPD und die AfD entfallen jeweils fünf Sitze. Die SPD konnte damit ihr bisheriges Ergebnis verteidigen. Waltraud Wolff zeigt sich darüber sehr erleichtert. „Ich dachte, bei zehn Parteien und Wählergemeinschaften wird es bei uns auch einen Abbruch geben. Aber die Stammwähler haben uns offenbar wieder gewählt.“ Wie die Sozialdemokraten mit der neuen Konstellation im Stadtrat umgehen wollen, werden sie demnächst besprechen. Bisher haben sie mit den Grünen eine gemeinsame Fraktion gebildet.
Die AfD wird neu im Stadtrat vertreten sein und schaffte es ebenfalls auf fünf Sitze. „Das ist grandios, wider Erwarten super“, freute sich Mathias Knispel. In den kommenden Tagen wollen die AfD-Mitglieder die Füße hochlegen und sich vom anstrengenden Wahlkampf erholen. „Dann wollen wir sehen, wie die anderen Parteien und Wählergemeinschaften reagieren, ob und wie sie mit uns zusammenarbeiten wollen.“ Auf kommunaler Ebene erwartet Mathias Knispel dabei keine großen Probleme.
Ebenfalls neu angetreten war die Kommunale Wählergemeinschaft Börde. Sie bekommt drei Sitze. Mike Steffens, der bei der letzten Wahl noch für die CDU angetreten war, hatte sich mehr erhofft, kann aber mit dem Ergebnis leben. „Das ist doch schön. Dafür, dass wir aus dem Stand neu angetreten sind, haben wir gut abgeschnitten.“ Die KWG Börde war mit 20 Kandidaten in die Wahl gegangen, mehr hatte nur die CDU, auf deren Liste standen 23 Männer und Frauen.
Die Linken haben einen ihrer Plätze verloren, sitzen künftig nur noch zu dritt im Stadtparlament. „Ich habe es befürchtet, aber es gefällt mir nicht“, sagt Hans-Rüdiger Lautner. Die anderen Sitze gehen jeweils an die FDP, die UWG Wolmirstedt, die FUWG und die WWP.
Gut ein Drittel der künftigen Stadtratsmitglieder sind kommunalpolitische Neulinge. Aus der AfD-Fraktion war bisher niemand einem kommunalpolitischen Ehrenamt verpflichtet. Der jüngste gewählte Vertreter ist jedoch der 18-jährige Sean Winkler. Er war für die FDP ins Rennen gegangen und konnte innerhalb seiner Partei die meisten Stimmen erringen.
Nach dem Prinzip der Stadtratswahl bekommt die Person einen Sitz, die innerhalb ihrer Fraktion die meisten Stimmen bekommen hat, die folgenden Sitze werden ebenfalls nach Stimmenanzahl verteilt. Verzichtet ein Sitzinhaber, rückt der Kandidat mit den nächstmeisten Stimmen nach.
Wahlleiter Dirk Illgas betont, das Wahlergebnis sei ein vorläufiges. Erst am Dienstag, 4. Juni, kommt der Wahlausschuss um 10 Uhr im Ratssaal zusammen. Dann wird das Wahlergebnis sowohl für die Stadtratswahl, als auch für die Ortschaftsräte festgestellt. Diese Sitzung ist öffentlich.
Die Stimmenauszählung geriet bei diesem Wahlmarathon zu einer Herausforderung. Am Wahlsonntag war gegen Mitternacht erst in zwei von zehn Wahllokalen die Stadtratswahl ausgezählt. Sieben weitere Wahllokale lieferten ihre Ergebnisse noch in der Nacht, im zehnten hat Wahlleiter Dirk Illgas die Auszählung um 3 Uhr abgebrochen. „Dort war bereits ein Fehler bei der Auszählung zur Kreistagswahl aufgetreten“, sagt er, „dadurch hat sich alles andere verschoben. Irgendwie war der Wurm drin.“ Also wurde dort am Montag erneut und weiter gezählt. Die Niederschrift für die Stadtratswahl lag am Vormittag um 11.40 Uhr im Wahlbüro vor. Erst dann konnte im Rathaus die Sitzverteilung für den künftigen Stadtrat ermittelt werden. Auf der Internetseite war das bis zum Redaktionsschluss allerdings noch immer nicht sichtbar.
Warum die Auszählungen solange dauerten, lag zum einen daran, dass die Europawahl, die Kreistagswahl, die Stadtratswahl und den Ortschaften auch die Ortschaftsratswahl erfolgt war. Außerdem gab es einen großen Bewerberandrang, sodass die Wahlzettel sehr lang waren. Für den Wolmirstedter Stadtrat hatten 92 Männer und Frauen kandidiert, mehr als in Haldensleben (84), Oschersleben (83) und Wanzleben (68).
Sofern es keine Wahleinsprüche gibt, kann der jetzige Stadtrat das Wahlergebnis am Donnerstag, 27. Juni, bestätigen. Der neue Stadtrat konstituiert sich am Dienstag, 2. Juli im Ratssaal.