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Stammzellenspende Muskelkater für eine gute Sache

Yves Bühnemann aus Farsleben hat mit einer Stammzellenspende vermutlich ein Menschenleben gerettet.

Von Christian Besecke 28.02.2020, 00:01

Farsleben l Anderen Menschen zu helfen, ist für den 20-jährigen Farsleber völlig normal. „Daher war ich seinerzeit in der elften Klasse des Wolmirstedter Gymnasiums auch sofort bereit für eine Typisierungsaktion“, erzählt er. „Es haben etliche weitere Schüler aus der Klasse mitgemacht.“ Als er dann 18 Jahre alt geworden ist, informierte ihn die Deutsche Stammzellspender Datei (DSD) in Dessau über die Aufnahme in die entsprechende Liste.

Ein wenig überraschend flatterte dann 2019 eine Nachricht ins Haus, wonach Yves Bühnemann als Spender für eine 49-jährige Frau ins Schweden in Frage kommen würde. „Ich war erstaunt und auch ein wenig froh, dass ich helfen konnte“, beschreibt er. „Den passenden Stammzellenspender zu finden, ist trotz einer mittlerweile weltweiten Datei schwer.“

Die Aktion wurde jedoch kurzfristig abgeblasen und Ives Bühnemann war schon ein wenig traurig. Er befürchtete, dass es die Frau vielleicht nicht mehr geschafft haben könnte. Ende 2019 gab es dann eine erneute Benachrichtigung, die Spende sollte stattfinden. „Ich musste bei meinem Hausarzt noch einmal eine Blutprobe abgeben und dann ging es nach Dessau zur ersten direkten Untersuchung mit allem Drum und Dran“, sagt er. „Da wurde auch der konkrete Termin Anfang Februar festgelegt.“

Im Vorfeld der Spende musste der 20-Jährige entsprechende Medikamente einnehmen, die die Teilung der Stammzellen fördern. „Das hatte bei mir gewisse Unannehmlichkeiten zur Folge, das waren in etwa Schmerzen wie bei einem Muskelkater“, erzählt er. „Für die gute Sache war das hinnehmbar. Andere Spender hatten dagegen keinerlei Probleme.“ Das weiß er, weil er mit mehreren Menschen, die die Prozedur hinter sich hatten, im Vorfeld sprechen konnte.

Einen Tag vor der Spendenabgabe in Dessau checkte Yves Bühnemann in ein Hotel ein und bereitete sich auf den entscheidenden Moment vor. Die Prozedur selber zieht sich für gewöhnlich über etwa sechs Stunden hin. „Zuvor muss man reichlich Flüssigkeit aufnehmen und kann aber nicht zwischendurch das Bett verlassen“, sagt er. Für den besonderen Notfall gibt es eine Plastikkanne. „Den Gedanken daran habe ich die ganze Zeit im Hinterkopf gehabt“, gibt er freimütig zu. „Ich war aber schon nach knapp vier Stunden fertig und musste kein zweites Mal an die Maschine.“

Beobachtet hat er den Ablauf dennoch mit wachen Augen. „Man konnte die verschiedensten Anzeigen verfolgen. Mein komplettes Körperblut ist anderthalb Mal durchgelaufen. Beschwerden hatte ich dabei keine“, sagt er. „Außerdem wurde mir quasi das Essen ans Bett gebracht und hinterher gab es ein tolles Büfett.“

Die persönlichen Folgen für den Spender waren eine Woche lang ein leichter Muskelkater. „Ich war an dem Tag ganz schön geschafft, aber sonst war alles in Ordnung“, fügt der Farsleber hinzu. „Ich würde das jederzeit wieder machen“, betont er. Für gewöhnlich bleibt es aber bei einer Spende, es sei denn es gibt weltweit keine andere Möglichkeit.

„Für mich war es ganz okay, mit dem Herumliegen auf dem Bett etwas richtig Gutes zu tun“, sagt Yves Bühnemann augenzwinkernd. „Mich würde allerdings schon interessieren, ob die Spende der Frau wirklich geholfen hat.“ Daher trägt er sich mit der Absicht, ihr bei Gelegenheit einen Brief zu schrei-ben. Das ist auch durchaus möglich und wird vermittelt. „In meiner Vorstellung hat sie eine Familie und für die ist sie da“, verrät er seine Gedankengänge.