StandardsDie Kita-Verbesserer
In den Kitas in Trägerschaft der Gemeinde Niedere Börde wird ein Konzept erarbeitet, das einheitliche Standards bringen soll.
Groß Ammensleben l Wenn Eltern ihre Zöglinge tagsüber in der Kita abgeben, möchten sie ihr Kind in besten Händen wissen. Damit die sieben Einrichtungen in Trägerschaft der Gemeinde Niedere Börde nach einem einheitlichen Standard arbeiten, hat vor fünf Jahren das Mammutprojekt mit dem sperrigen Namen „Qualitätsmanagementsystem“ begonnen. Dabei wird vor allem klar: Alle Kitas über einen Kamm zu scheren, ergibt keinen Sinn.
Zu der Erarbeitung des Qualitätsmanagements ist die Gemeinde laut des Kinderförderungsgesetzes verpflichtet. Damit soll die Qualität der Kinderbetreuung messbar gemacht werden. Acht Bereiche wurden seit 2014 von der Gemeinde mit den Kitas und externen Helfern erarbeitet.
Das bedeutete für die insgesamt 63 Mitarbeiter in den kommunalen Einrichtungen, sich schulen zu lassen, neue pädagogische Ansätze zu finden und teilweise umzudenken. So ging es beispielsweise im Bereich „Ruhe und Schlaf“ darum, dass die Kitas im Rahmen ihrer Möglichkeit eine angemessene Schlafsituation für die Kinder herrichten. Viele der Einrichtungen haben keine gesonderten Schlafräume, sondern funktionieren die Gruppenräume für den Mittagsschlaf um.
Wie kann es für die Kinder gemütlicher werden? Wie schafft man eine Wohlfühlsituation? Fragen, die jede Einrichtung für sich beantworten musste. So wurden in der Kita „Villa Kunterbunt“ in Gutenswegen kurzerhand die Gitterbetten auf die Seite gelegt, um eine kuschelige Atmosphäre zu kreieren. Die Kinder durften ausprobieren, wo sie am liebsten schlafen – und sei es unter dem Tisch.
Doch dort stößt das Projekt auch an seine Grenzen, wie Daniela Baars, Leiterin des Fachdienstes Bürgerdienste in der Gemeinde und Zuständige für das Projekt, zugibt. „Die Eltern äußerten für diese Methoden Unverständnis“, sagt sie. Doch auch das gehöre zur Bildung: Anders denken, neue Perspektiven aufzeigen, Neues ausprobieren, Erfahrungen sammeln.
Anhand von verschiedenen Indikatoren wird anschließend gemessen, ob der Standard in der Einrichtung eingehalten wird. Hat die Kita für eine bessere Schlafsituation gesorgt? Kann diese beibehalten werden? Welches Fazit ziehen die pädagogischen Kräfte?
„Es ist eine Herausforderung, alle Erzieher und alle Einrichtungen auf ein Qualitätsniveau zu bringen“, sagte Daniela Baars zu Beginn des Projektes im Jahr 2014. Daran hat sich auch fünf Jahre später nichts geändert. „Der Aufwand ist riesig. Kleine Kitas stemmen die gleichen Aufgaben wie große Einrichtungen“, sagt sie.
Einige der Mitarbeiter seien auch an ihre Grenzen gestoßen. Denn das Projekt läuft während des normalen Kita-Alltags. Teamberatungen, Kita-Konferenzen und weitere Termine müssen im alltäglichen Geschehen mit untergebracht werden. „Es ist ein enormer Aufwand für die Gemeinde und die Kitas. Die Leiterinnen der Einrichtungen müssten eigentlich freigestellt werden“, moniert Daniela Baars.
Nach fünf Jahren soll das Qualitätsmanagementsystem nun im November ein Ende finden. Dann erhalten die Einrichtungen ein dickes Handbuch mit den Standards, die einzuhalten sind. Ob der Landkreis die Einhaltung der erarbeiteten Normen in irgendeiner Art und Weise prüft, ist noch unklar. Eine sechsstellige Summe hat das Projekt verschlungen, die die Gemeinde selbst tragen muss.
Zwei externe Dozentinnen der Fachstelle für elementare Bildung des Landes Sachsen-Anhalt haben das Projekt begleitet. Sie bescheinigten den Kitas in der Niederen Börde einen hohen Standard. „Es gibt viele Dinge, die wir schon gut machen“, resümiert Daniela Baars. „Es gibt aber eben auch Baustellen, an denen wir noch arbeiten müssen.“