Stromtrasse Das Brummen bleibt

Die 380-Kilovoltleitung zwischen Stendal-West und Wolmirstedt ist in Betrieb genommen.

Von Gudrun Billowie 13.05.2020, 01:01

Wolmirstedt l Immer mehr Windstrom aus dem Norden landet im Wolmirstedter Umspannwerk und wird von dort aus in alle Richtungen, vor allem aber in den Süden und Westen der Republik verteilt. Längst reicht das 220-Kilovolt-Netz nicht mehr aus, deshalb musste die Übertragungskapazität auf 380 Kilovolt erhöht werden. Dafür wurden neue Masten gebaut und neue Leitungen gehängt. Seit Dienstag kann zwischen Stendal-West und Wolmirstedt Strom durch diese neuen Leitungen fließen. 87 Masten wurden auf einer Strecke von 37 Kilometern neu gesetzt, ein Helikopter half, die Leiterseile einzuziehen. Doch das ist nur einer von insgesamt sechs Abschnitten.

Die gesamte neuer 380-Kilovoltleitung führt von Wolmirstedt bis Güstrow im Landkreis Rostock, durchquert also Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Doch so schnell wie in Sachsen-Anhalt ging der Bau in den anderen Bundesländern nicht voran. Deshalb muss die alte 220-Kilovoltleitung, die bereits aus den 1950er Jahren stammt, noch etwa zwei bis drei Jahre in Betrieb bleiben. Unangenehme Folge für die Wolmirstedter: Damit muss auch der 220-Kilovolt-Trafo im Wolmirstedter Umspannwerk noch zwei bis drei Jahre arbeiten. Sein Brummen nervt Anwohner seit Jahrzehnten.

Der sollte eigentlich abgeschaltet werden, sobald die 380-Kilovoltleitung in Betrieb geht. Sobald die starke Leitung den Strom transportiert, wäre die alte 220-Kilovoltleitung überflüssig. Doch wegen der Verzögerungen im Norden wird sie noch gebraucht und mit ihr der Trafo.

Andreas Mötzing, Chef des Wolmirstedter Umspannwerks, ist darüber nicht glücklich. Doch die Verzögerungen im Norden des Landes sind von Wolmirstedt aus nicht steuerbar.

In Wolmirstedt kommt die Leitung aus Richtung Osten am Umspannwerk an. Im Wald zwischen Farsleben und Mose wird sie über eine Steilverbindung auf die alte 220-Kilovoltleitung gespannt und verläuft darauf bis zum Umspannwerk. Die alten Masten stehen noch, werden aber demnächst zurückgebaut. Zwischen der Kiesgrube Farsleben und Uchtdorf soll das bis zum Jahresende passiert sein.

In die neue 380-Kilovoltleitung werden rund 40 Millionen Euro investiert. Verantwortlich ist für das Projekt ist Netzbetreiber 50Hertz, der im Norden und Osten Deutschlands agiert, in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie die Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Etwa 1 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichern die Stromversorgung von 18 Millionen Menschen. Erneuerbare Energien nehmen dabei einen großen Raum ein. Über 60 Prozent des verbrauchten Stroms stammt bereits jetzt aus regenerativer Erzeugung, Tendenz steigend. Unter anderem die großen Windparks der Ostsee speisen Energie ins Netz. Das Höchstspannungsnetz im 50Hertz-Gebiet hat eine Stromkreislänge von etwa 10 490 Kilometern, das entspricht der Entfernung von Berlin nach Rio de Janeiro.

Nächstes Großprojekt wird die Gleichstromtrasse, der SüdOstLink, die von Wolmirstedt teilweise als Erdkabel bis ins bayerische Landshut führt. Anfangspunkt wird ein Konverter in Wolmirstedt sein.Dessen Standort ist bei den Bürgern umstritten.