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Stromtrasse Mose will keinen Konverter

2022 soll mit dem Bau der Gleichstromtrasse bei Wolmirstedt begonnen werden. Noch ist nicht klar, wo der Konverter steht.

Von Gudrun Billowie 04.09.2019, 01:01

Wolmirstedt l In Wolmirstedt wird die Gleichstromtrasse beginnen, die bis ins bayerische Isar führt. Sie transportiert den Windstrom aus dem Norden in den industriereichen Süden. Die Bayern wollen dafür jedoch keine Masten in ihr Landschaftsbild setzen und haben bundespolitisch durchgesetzt, dass diese Trasse als Erdkabel verlegt wird. Das heißt jedoch nicht, dass überall ein Kabel im Boden verlegt wird. Die Wolmirstedter Region beispielsweise hat sich für eine Freileitung ausgesprochen, unter anderem, damit der gute Bördeboden nicht beeinträchtigt wird. Das Erdkabel entwickelt Wärme, die den Boden zusätzlich austrocknet. Noch ist die Detailplanung nicht abgeschlossen, Baustart soll 2022 sein, verantwortlich ist der Netzbetreiber 50 Hertz.

Die Gleichstromleitung wird in Fachkreisen SüdOstLink genannt und gilt als Stromautobahn. Gleichstrom lässt sich verlustfreier transportieren als Wechselstrom. Wäre eine 380-KV-Leitung mit einem Intercity vergleichbar, so gliche die Gleichstromtrasse mit 525 KV dem Transrapid. Aber es gibt einen Haken. So eine Gleichstromleitung verfügt nur über einen Anfangs- und einen Endpunkt. Abzweigungen unterwegs sind nicht möglich und auch nicht vorgesehen. In Isar bei Landshut würde der Gleichstrom wieder in Wechselstrom zurückverwandelt.

Auch in Wolmirstedt kommt der Windstrom als Wechselstrom an, braucht also einen Konverter, der ihn in Gleichstrom umwandelt. Und über dessen Standort scheiden sich die Geister.

Der Netzbetreiber 50Hertz kann sich drei Standorte für den Konverter vorstellen. Einer befindet sich direkt am Umspannwerk (1, siehe Grafik), der zweite an der Straße zwischen Wolmirstedt und Samswegen (2), er könnte aber auch nordöstlich von Samswegen am Hammberg (3) stehen.

Den zweiten Standort lehnt die Stadt Wolmirstedt völlig ab, denn dabei stünde der Konverter in Sichtweite von Auerbachs Mühle. Wolmirstedt bevorzugt den Standort am Umspannwerk, nicht ohne Bauchschmerzen. „Es ist damit zu rechnen, dass der Konverter den Eindruck einer stark industriell geprägten Umgebung weiter verstärkt“, heißt es.

Gerade wegen dieser industriellen Umgebung liebäugelt auch 50Hertz mit dem Standort am Umspannwerk. Und es gibt weitere Gründe, die dafür sprechen: „Dort sind bereits Flächen vorhanden, die zum Umspannwerk gehören, bisher genutzt wurden, aber künftig nicht mehr benötigt werden“, erklärt 50Hertz-Sprecher Axel Happe. Außerdem wären keine längeren Anbindungsleitungen von Umspannwerk zu Konverter erforderlich. Ein schwerlastfähiger Transportweg über eine Gleisanbindung ist vorhanden.

Nach derzeitiger Planung werden etwa sieben Hektar zusätzliche Fläche benötigt. Weitere 1,5 Hektar werden vorübergehend von der Baustelle belegt. „Geplant sind zwei Konverterhallen“, sagt Axel Happe, „die haben nach dem heutigen Stand der Technik eine Nutzhöhe von etwa 25 Metern.“

Der Moser Ortschaftsrat mag sich mit diesem Standort nicht anfreunden. „Wir bevorzugen den Standort am Hammberg“, macht Sylva Heiland deutlich. Sie sieht Mose schon genug umbaut, durch das Umspannwerk, die Strommasten, den Recyclinghof.

Im Laufe der Planungen wurde ein Trassenkorridor ausgewählt. Der ist etwa 1000 Meter breit und innerhalb dieses Korridors wird die Stromleitung errichtet. Die Feintrassierung erfolgt erst im Planfeststellungsverfahren.

Nach Bundesbedarfsplan soll die insgesamt 540 Kilometer lange Gleichstromleitung als Erdkabel verlegt werden. In manchen Bereichen sind jedoch Freileitungsabschnitte möglich. Auch Wolmirstedt, die Niedere Börde, Barleben und die Hohe Börde können sich auf einer Länge von 15,8 Kilometern eine Freileitung in ihrem Bereich vorstellen. Wolmirstedt sähe bei einem Erdkabel besonders die Unterquerung des Mittellandkanals kritisch, da es mindestens fünf Meter unter der Gewässersole verlegt werden müsste.

Die Lieblingswunschlösung ist eine Hybridleitung. Das heißt, die Gleichstromleitung wird an den Masten befestigt, die bereits vorhanden sind, beziehungsweise demnächst für 380 KV-Leitungen aufgestellt werden. Solche 70 Meter hohen Masten für 380-KV-Wechselstromleitungen entstehen derzeit auch im Bereich Farsleben.

50Hertz-Sprecher Axel Happe erklärt auf Volksstimme-Nachfrage, dass es im Bereich von Wolmirstedt bis Neu-Olvenstedt durchaus Sinn macht, die Führung des Gleichstromkabels als Freileitung zu untersuchen. Das sei nicht in allen Bereichen möglich. Manchmal sind die Siedlungen zu nah, manchmal haben Vogelschutzgebiete Vorrang vor Freileitungen.

Allerdings, berichtet er, wird es auch in Wolmirstedt ein Erdkabel geben. Die ersten ein bis eineinhalb Kilometer ausgehend vom Konverter werde die Leitung in der Erde verlegt. „Das dient dem Schutz der Konvertertechnik.“

Wolmirstedt fordert, die eventuelle Lärmbelästigung des neu ausgewiesenen Wohngebiets nördlich der Schachtstraße zu prüfen, insgesamt alle Vorbelastungen durch Gewerbe, Straßenverkehr oder Umspannwerk mitzuberücksichtigen und den Blick auf den Konverter mit einem Grüngürtel gefälliger zu gestalten.