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Interview mit dem Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses Hohe Börde Matthias Schwenke Unternehmen brauchen konkrete Ansprechpartner

10.11.2011, 04:27

Seit einem halben Jahr arbeitet der Wirtschaftsausschuss des Gemeinderates Hohe Börde. Redakteur Maik Schulz bat für die Volksstimme den Ausschussvorsitzenden Matthias Schwenke um eine erste Bilanz.

Volksstimme: Herr Schwenke, am 12. Mai 2011 tagte der neu gegründete Gemeindeausschuss für Wirtschaft, Gewerbeansiedlung, Landwirtschaft und Verkehr zum ersten Mal. Hat der Ausschuss schon etwas erreicht?

Matthias Schwenke: Von Anfang an haben wir versucht, Kontakt zu den Unternehmen in unserer Gemeinde aufzunehmen. Mir war es wichtig, dass auch unsere Firmen eine neue Identität mit der Gemeinde entwickeln. Der Wirtschaftsausschuss hat mit Ball Packaging in Hermsdorf und Agrobördegrün in Niederndodeleben zwei Unternehmen besucht, die auch als unternehmerische Leuchttürme unserer Gemeinde gelten und viel Ausstrahlung über unsere Gemeindegrenzen hinweg haben. Dabei haben wir Interessantes über Historien der Unternehmensentwicklung, Anregungen aber auch konstruktive Vorschläge zur Vertiefung der Zusammenarbeit erfahren. So können wir zum Beispiel bei einer besseren Zusammenarbeit und mit Hilfe der Öffentlichkeitsarbeit die Identität unserer Bürger mit unseren Unternehmen stärken und bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften und Auszubildenden einen wichtigen Beitrag leisten. Auch wir als Gemeinde könnten, mehr als bisher, mit Hilfe von Partnerschaften und bei der Unterstützung von Einzelprojekten von dieser Zusammenarbeit profitieren. Wir konnten erfahren, dass die Bereitschaft seitens der Unternehmen auf jeden Fall vorhanden ist. Es gibt noch jede Menge Handlungsbedarf, aber dieser Prozess ist auf einen Weg gebracht, den wir am kommenden Freitag mit einem Unternehmerfrühstück im Hermsdorfer Mehr-Generationen-Haus fortsetzen wollen. Außerdem gibt es eine Vielzahl anderer Aufgaben, die wir als gut funktionierendes Ausschuss-Team bereits im Detail behandelt haben.

"Eine Arbeit wie beim Schulwegeprogramm kann nur ein Ausschuss leisten."

Volksstimme: Welche Aufgaben meinen Sie?

Schwenke: Da ist an erster Stelle das Schulwegeprogramm zu nennen. Wir hatten uns fest vorgenommen, die Schulwege an allen sechs Standorten sicherer zu machen. In Irxleben und Niederndodeleben haben wir bereits mit allen Beteiligten - von der Elternvertretung über Lehrer, Polizei, Verkehrswachten und Verwaltung - die Schulwegsituation vor Ort analysiert und ein Konzept zur Verbesserung entwickelt. Dieses Konzept beinhaltet auch Handlungsempfehlungen für zukünftige Investitionen der Gemeinde zur Verbesserung des Schulwegs im Einzelfall. Wir sind damit noch lange nicht fertig und wollen natürlich alle Schulstandorte erfassen und solch ein Konzept auf den Weg bringen. Dass dies basisdemokratisch geschieht, halte ich für wichtig. So etwas kann nur ein Ausschuss leisten.

Eine halbe oder ganze Personalstelle ist für die Wirtschaftsförderung der Gemeinde nötig."

Volksstimme: Wie ist es denn um den Zustand der öffentlichen Spielplätze bestellt? Der Wirtschaftsausschuss hat sich ja mehrmals mit dem Thema befasst.

Schwenke: Dieses Thema liegt uns wirklich sehr am Herzen. Inzwischen haben wir alle Spielplätze mit ihrem baulichen Zustand erfasst. Wir haben die Mittel zur schnellstmöglichen Reparatur der Spielgeräte von 5000 auf 10000 Euro angehoben und im Haushalt 2012 für die Unterhaltung der öffentlichen Spielplätze bereitgestellt. Obwohl die Kommunalaufsicht in Zeiten der Haushaltskonsolidierung über jede dieser ja "freiwilligen" Aufgaben wacht, halten wir gerade die Verbesserung der Spielplatzsituation für ein grundlegendes Ziel einer kinderfreundlichen Gemeinde.

Volksstimme: Die Gewerbeansiedlung trägt der Ausschuss ja bereits im Namen. Wie ist es darum bestellt?

Schwenke: Da gibt es noch keine Erfolge. Ein größeres Unternehmen hat sich strategisch anders entschieden. Es gibt viele Anfragen, aber keine konkreten nennenswerten Ansiedlungserfolge. Auch deshalb suchen wir ja den Kontakt zu bereits ansässigen Unternehmen, um in persönlichen Gesprächen zu erfahren, was man verbessern kann. Auch eine Unternehmensvergrößerung wie beispielsweise bei Ball Packaging in Hermsdorf ist ein Erfolg, weil es den Standtort und damit unsere Gemeinde stärkt. Meiner Ansicht nach muss in der Verwaltung eine halbe oder gar ganze Stelle geschaffen werden, die sich ausschließlich um die Wirtschaftsansiedlung und -förderung kümmert.

Unternehmen brauchen konkrete Ansprechpartner. Das kann man keinesfalls so nebenbei erledigen. Andere Gemeinden sind uns hier schon einen Schritt voraus. Diesbezüglich gibt es auch bei der Internet-Präsentation der Gemeinde noch reichlich Nachbesserungsbedarf. Auf einen Blick muss dort erkennbar sein, wie der Gemeinderat und die Ausschüsse besetzt sind und wer als Ansprechpartner dient.

Gleichzeitig gilt es, den Kontakt zum Landkreis zu intensivieren, in dessen Verwaltung sich ja ein ganzes Amt um die Wirtschaftsförderung kümmert. Zur nächsten Ausschusssitzung haben wir Landrat Hans Walker eingeladen. Dabei wird es auch darum gehen, was das Kreisamt für Wirtschaftsförderung für unsere Gewerbeansiedlungspläne tuen kann. Weitere Themen mit dem Landrat werden die geplante Erhöhung der Kreisumlage und das Thema Windenergie sein. Mittelfristig haben wir auch vor, die Wirtschaftsministerin des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Professor Wolf, zu uns in den Ausschuss einzuladen.

Volksstimme: Wie arbeitet der Wirtschaftsausschuss mit dem Gemeinderat zusammen?

Schwenke: Sinn der Ausschussarbeit ist es ja, dem Gemeinderat Arbeit im Vorfeld abzunehmen und Beschlüsse vorzubereiten. So etwas wie die Schulwegkonzepte kann- wie bereits erwähnt- nur ein Ausschuss leisten. Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat ist sehr gut. Die Beschlüsse aus dem Wirtschaftsausschuss, wie das Beispiel Spielplätze zeigt, werden bisher bei der Entscheidungsfindung im Gemeinderat berücksichtigt und umgesetzt.