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Vorhaben Ilse-Glocke soll wieder erklingen

Die Ilse-Spoer-Glocke, die einst in der Barleber Kirche St. Peter und Paul erklang, ist seit mehr als einem Jahr im Ruhestand.

Von Juliane Just 12.05.2019, 06:00

Barleben l Manchmal kommen Barleber in die Alte Kirchstraße und besuchen die Ilse-Spoer-Glocke. Diejenige, die bis vor einem Jahr immer an einem bestimmten Tag erklang, ist den Einwohnern wichtig. Und manchmal, so Pfarrer Johannes Könitz, sieht er, wie Menschen leise an die drei Tonnen schwere Glocke klopfen, um einmal noch den Klang zu hören. Das wird bald wieder möglich sein.

Hintergrund: Die Ilse-Glocke wurde Anfang des vergangenen Jahrhunderts von der Familie Spoer gespendet. Deren Tochter Ilse war am 31. Oktober 1919 im Alter von 13 Jahren an Diphtherie gestorben. Seitdem läutete die nach ihr benannte Glocke jedes Jahr an Ilses Sterbetag. Im Februar 2018 erklang sie nach 95 Dienstjahren zum letzten Mal und wurde vom Glockenturm gehoben. Seither steht sie am Boden vor der Kirche und wartet auf ihren Ruhestand.

Mit Aktionen und Konzerten hat die Kirche für die Ilse-Glocke Spenden gesammelt, um ihr einen würdigen Lebensabend zu verschaffen. Nun sind die Pläne konkreter geworden. „Wir wollen eine hölzerne Konstruktion für die Glocke bauen lassen und sie wieder aufhängen“, so Johannes Könitz. Mit einer Vorrichtung könne die Glocke dann von außen zum Klingen gebracht werden, „und Ilse somit im Ruhestand tönen“, wie der Pfarrer sagt.

Knapp 5000 Euro sind in den Aktionen zusammengekommen. Ob das für die Idee reicht, muss noch geprüft werden. „Wir brauchen ein Betonfundament, um die Last zu tragen“, sagt Könitz. Derzeit werden die Pläne und Berechnungen erstellt. Und vielleicht könnte Ilse dann noch in diesem Jahr wieder erklingen.

Eine Idee, um weitere Spenden zu akquirieren, ist eine Plaketten-Aktion. So könnten Privatpersonen, Institutionen oder Unternehmen eine Tafel für einen bestimmten Preis beschriften lassen, die anschließend an dem Holzgestell der Glocke angebracht wird. Ähnlich haben die Magdeburger den Abriss der Hubbrücke im Herzen Magdeburgs verhindert.

Seit Ilse stillsteht, sucht die Kirche Ersatz, damit das Glockentrio im Turm wieder komplettiert wird. Doch das ist nicht so einfach. „Wir wollen den Ton D der Ilse-Spoer-Glocke wieder haben. Viele Glocken sind jedoch eine Oktave höher, das passt nicht zu uns“, so Pfarrer Könitz. Eine gebrauchte Glocke ist für etwa 32.000 Euro zu haben.

In der Vergangenheit gab es mit den verbliebenen beiden Glocken Probleme beim Läuten. Die mittlere und älteste der drei Glocken im Turm, klingt mitunter nur noch mit einem Schlag. „Sie ist wohl traurig, dass ihre große Schwester weg ist und vermisst sie“, sagt Johannes Könitz. Deshalb wird weiter nach Ersatz gesucht.

Des Weiteren muss der Glockenturm saniert werden – allen voran die Haube. Den Eigenanteil hat die Kirche bereits zusammen. „Wir warten noch auf die Freigabe der Fördermittel“, erklärt Könitz. Diese könnte im Juni oder Juli erfolgen. Dann könnten die Bauarbeiten beginnen.

Der Pfarrer zeigt sich überwältigt von der Anteilnahme der Ortschaft. „Wir haben bereits 1,2 Millionen Euro in die Kirche gesteckt. Das hätte ich mir nie träumen lassen“, sagt er. Viele Ideengeber und Vereine aus dem Ort, aber auch Partner und Institutionen seien mit Herz und Seele dabei. „Das ist bemerkenswert und gibt es nicht mehr in vielen Orten“, sagt der Pfarrer.

Am Sonntag, 19. Mai 2019, werden bei einem Frühlingskonzert ebenfalls Spenden für die Ilse-Glocke gesammelt. Der Barleber Chor „Concordia“ singt mit befreundeten Chor aus Glindenberg. Das Konzert beginnt um 16 Uhr in der Kirche. Ab 15 Uhr werden Kaffee und Kuchen serviert.