Polizei Warum ein Hubschrauber zum Familienstreit in Wolmirstedt anrückt
Der Schreck vieler Wolmirstedter war groß, als am Abend des 18. Dezember ein Hubschrauber zwei Stunden lang über der Stadt kreiste. Wie es zu diesem Großeinsatz der Polizei kam.

Wolmirstedt. - Die Szenerie war erschreckend. Zwei Stunden stand ein Hubschrauber über Wolmirstedt in der Luft, bewegte sich nur kurze Strecken über der Stadt, dröhnte, leuchtete. Am Boden waren bewaffnete Polizisten in Aktion. Grund war ein Familienstreit, aber warum erfordert der ein so großes Polizeiaufgebot?
Als der Hilferuf am Montag vor Weihnachten bei der Polizei einging, schrillten alle Alarmglocken. Am Abend des 18. Dezember meldete ein Bürger, am Bahnhof sei eine Person durch den Gebrauch einer Schusswaffe verletzt worden. Beim Verdacht einer so schweren Straftat, sobald Schusswaffen im Spiel sind, reagiere die Polizei besonders sensibel, erklärt Polizeisprecher Martin Klinge. Die Folge: Sämtliche verfügbaren Polizeikräfte rückten in Wolmirstedt an.
Der Hubschrauber flog um 21.30 Uhr über der Stadt ein und beleuchtete die nächtliche Szenerie aus der Luft. Am Boden, im Bereich des Bahnhofs und später auf dem Friedhof, war ein großes Polizeiaufgebot präsent. In Schutzausrüstung gekleidet, bewaffnet mit Maschinenpistolen, waren Polizisten des Polizeireviers Börde, aus Magdeburg sowie von der Bereitschaftspolizei unterwegs.
Das Dröhnen des Hubschraubers schreckte die Wolmirstedter auf, immer mehr Bürger kamen trotz der nächtlichen Stunde aus ihren Häusern, liefen auf die Straßen. Viele berichteten von großer Angst, auch geschürt durch die vielen bedrohlichen Nachrichten aus aller Welt.
Clan-Krieg und Schüsse?
Doch was fanden die Polizisten vor Ort? Hatte es eine Schießerei am Bahnhof gegeben? „Bei Prüfung des Sachverhalts konnte keine durch Schusswaffenverwendung verletzte Person gefunden werden“, berichtet der Polizeisprecher. Heißt: Niemand war angeschossen worden. Eine Auseinandersetzung allerdings gab es.
Es habe sich um den Streit zweier Familienmitglieder gehandelt, den sie beim nächtlichen Treffen am Bahnhof beilegen wollten. Hat dieser Streit seinen Ursprung in der berüchtigten Clankriminalität? „Nein, keine Clans“, versichert die Polizei. Es sei ein persönlicher Streit innerhalb einer Familie gewesen. Ob es zur Versöhnung gekommen ist, ist nicht bekannt.

Als die Polizei gegen 21.30 Uhr am Wolmirstedter Bahnhof eintraf, fand sie nur einen der beiden Streithähne vor. Der andere war über alle Berge getürmt. Die Polizei hat die Verfolgung aufgenommen, suchte auch mit Hilfe des Hubschraubers, konnte den Flüchtigen jedoch nicht aufgreifen. Jedoch ist die Identität des Mannes bekannt, sodass weiter nach ihm gefahndet werden kann.
Wie aber kam es zu der Meldung mit dem Schusswaffengebrauch? Wer hat eine Waffe gesehen, einen Schuss gehört? Im Nachhinein weiß die Polizei: Es war eine übertriebene Erstmeldung. Die Person, die sich bei der Polizei gemeldet hatte, war selbst nicht vor Ort gewesen, hatte von dem Familienstreit über „drei Ecken“ erfahren, über Handykontakt. Die Informationskette lief in etwa nach dem Prinzip der stillen Post, bei der sich die Nachricht mit jedem Weitererzählen verändert. Die Schießerei, von der berichtet wurde, habe es nicht gegeben.
Polizeisuche auf Friedhof

Warum aber blieb der Hubschrauber so lange und was suchten Polizisten auf dem nächtlichen Friedhof? Während die Polizei nach dem flüchtigen „Streithahn“ am Bahnhof suchte, wurden weitere Personen auf dem Friedhof gesichtet. Die Polizei ging dem Hinweis nach, suchte, auch mit der Hilfe des Hubschraubers, wollte die Identität der Personen feststellen. Am Ende wurde auf dem Friedhof und in dessen Umgebung niemand gefunden. Diese Suche hatte nichts mit dem ursprünglichen Polizeieinsatz am Bahnhof zu tun, sondern sich aufgrund der aktuellen Hinweise ergeben.
Der Hubschrauber flog 23.30 Uhr davon, der Polizeieinsatz am Boden dauerte bis weit über Mitternacht hinaus und endete 2.43 Uhr.