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Detlef Schulz gibt den Dreizack nach 24 Jahren an seinen Nachfolger Ronny Eber ab Wassertaufe mit römischem Meeresgott und Nixen

Von Ragna Iser 13.08.2012, 03:30

Zahlreiche Kinder und Jugendliche wurden am Sonnabend von Neptun und seinen drei Wassernixen getauft. Zugleich war das Fest am Jersleber See das letzte für Detlef Schulz. Nach über 24 Jahren geht der Neptun in Rente und gibt seinen Dreizack ab.

Meitzendorf l "Gewitzter Hammerhai" und "funkelnder Seestern" - auf diese und ähnliche Namen wurden am Sonnabend Kinder und Jugendliche getauft. Anlass war das alljährliche Neptunfest am Jersleber See. Und doch war diesmal alles ein bisschen anders. Für Detlef Schulz war es das letzte Neptunfest als römischer Meeresgott. Nach 24 Jahren hat der Magdeburger seinen Dreizack abgeben. Er geht in Neptun-Rente. "Irgendwann reicht es aus, dann muss auch die jüngere Generation mal ran", erklärte er seinen Entscheidung. Sein Nachfolger wird Ronny Eber aus Niederndodeleben. Ganz neu ist das Prozedere des Neptunfestes für ihn nicht. Seit Jahren als Besucher mit dabei, ist er auch schon mal für Detlef Schulz eingesprungen.

"Der Trunk muss scheußlich schmecken."

Die Taufe der Mädchen und Jungen ließ sich Detlef Schulz am Sonnabend aber nicht nehmen. Nach und nach wurden die Namen aufgerufen, die Auserwählten von Häschern eingefangen, um anschließend mit Sprühsahne und Bratenwender an der Oberlippe rasiert und nach einem Schluck vom Neptuntrunk ins Wasser geworfen zu werden. Der Göttertrunk war übrigens ein Gebräu aus Wasser, Kräutern und verschiedenen Gewürzen wie Pfeffer und Kümmel - liebevoll hergestellt von Brigitte und Dirk Schulz. "Es muss abscheulich schmecken", mutmaßte Dirk Schulz. Selbst probiert habe er das Gemisch noch nicht - und auch den Kindern wurde bei der Taufe geraten, das Getränk nicht zu schlucken, sondern wieder auszuspucken.

Zu den Auserwählten gehörten unter anderem Nina Pahlmann (17) und Lena-Luisa Gebhardt (16). Die Beiden kommen mit ihren Familien schon seit einigen Jahren zum Campen an den Jersleber See. Diesmal hatten sie sich ganz spontan entschieden, an der Taufe teilzunehmen. Am Freitag Abend kurzerhand für das Fest angemeldet, kamen für die beiden Gifhornerinnen die Namen "Schlaue Seeschlange" und "Süße Seerobbe" heraus. Namen, die zu den beiden passen würden, wie sie nach einigem Zögern mit einem Augenzwinkern zugaben.

Beide hatten sich - der Tradition folgend - von den Häschern einfangen lassen. Einer von ihnen war der 18-jährige Hannes Schürmann aus Magdeburg. Zum ersten Mal zum Neptun-Team gehörend, ist ihm die Prozedur der Taufe wohl bekannt. Nicht nur weil seine Familie einen Dauercampingplatz am Jersleber See besitzt und so schon oft an dem Fest teilgenommen hat. Auch Hannes wurde vor elf Jahren von Detlef Schulz alias dem Neptun getauft. Große Erinnerungen hat er an das Erlebnis nicht mehr. "Ich glaube, ich habe geweint", gestand er. Weggerannt, wie erwartet, sei er auch nicht. Er habe sich seinem Schicksal ergeben und sei dann von selbst zur Taufe geschritten. Seine Urkunde hat er allerdings nicht mehr - und auch seinen Neptun-Namen wisse er nicht, räumte er ein.

"Irgendwann hieß es: Lasst uns ein Neptunfest feiern."

"Es geht bei dem Fest vorrangig um den Spaß", erklärte Detlef Schulz. Mit der Abgabe des Dreizacks kamen bei dem alten Neptun die Erinnerungen hoch. Immerhin seien 24 Jahre eine lange Zeit. Das Neptunfest sei damals aus einer ganz spontanen Idee entstanden. "Wir haben abends zusammengesessen - und irgendwann hieß es: Lasst uns doch morgen ein Neptunfest feiern", erinnerte er sich. Aus dem damals noch unspektakulären Fest ist mit den Jahren ein richtiges Ereignis geworden - mit den verschiedenen Ritualen und den Wassernixen, die dem Neptun bei der Taufe zur Hand gehen. In diesem Jahr waren es Sophie Mahn (4) aus Wolmirstedt, Jasmin Ruthloff (10) aus Wanzleben und Pia Leiser (9) aus Magdeburg.

Etwa 300 Besucher konnte Birgit Hagemann, Chefin des Erholungscenters am Jersleber See, für das Neptunfest verzeichnen. Neben der traditionellen Taufe stand für die jüngeren Besucher unter anderem eine Piratenschatzsuche auf dem Programm. Zum Abschluss der Veranstaltung gab es ein Feuerwerk.