Unterstützung aus Zethlingen Wie lebten die Langobarden?
Eine Abordnung der Langobardenwerkstatt Zethlingen wird den Festumzug zur 950-Jahrfeier Barlebens bereichern. Langfristig ist eine Kooperation mit dem museums-pädagogischen Zentrum angedacht.
Barleben l In fünf Monaten beginnen die Feierlichkeiten zur urkundlichen Ersterwähnung Barlebens vor 950 Jahren. Die Vorbereitungen in den Arbeitsgruppen und im Festkomitee laufen jetzt auf Hochtouren. Die AG Historie unter Leitung von Bürgermeister Franz-Ulrich Keindorff beschäftigt sich besonders intensiv mit der Aufarbeitung der Ortshistorie, wobei die Entwicklung des Ortsnamens und der Barde aus dem Barleber Wappen eine besondere Rolle spielen. Recherchen führten auf die Spur der Langobarden, eines germanischen Stammes, der um Christi Geburt an der unteren Elbe siedelte und ursprünglich aus Skandinavien stammte. Archäologische Funde beweisen, dass sich Langobarden an der fruchtbaren Elbe bei Barleben zu Hause fühlten. Sie verschwanden zwar mit Beginn der großen Völkerwanderung von hier, doch ein Teil wurde sesshaft. Aus dieser geschichtlichen Tatsache entstand die Idee, zur 950-Jahrfeier eine Symbolfigur zu schaffen, die ähnlich wie das Stadtmaskottchen Trinchen in Wolmirstedt für den Ort werben soll. Geeinigt hatte man sich schließlich auf eine weitgehend historisch korrekte Darstellung. Schnell war auch ein großer, stattlicher Barleber gefunden, der in die Rolle des Bardo schlüpfen soll.
Rund 4000 Besucher
Wie aber lebten die Langobarden, wie sahen sie aus? Antworten fand das Gemeindeoberhaupt kürzlich bei einem Besuch der Langobardenwerkstatt in Zethlingen (museumspädagogisches Zentrum im Altmarkkreis Salzwedel). Über diesen Ausflug berichtete er in der jüngsten Sitzung der AG Historie. Begleitet wurde Keindorff von Dr. Eckart Frey, Althistoriker an der Magdeburger Uni und 1. Vorsitzender des Fördervereins der Langobardenwerkstatt. Einen passenderen Ort für die Erforschung des germanischen Stamms könnte es nicht geben. Vor einiger Zeit war hier ein etwa 2000 Jahre altes Brandgräberfeld gefunden worden. Seitdem beschäftigt sich der Verein mit der weiteren Erforschung der Langobarden. Häuser und Werkstätten, die nach den archäologischen Funden rekonstruiert wurden, vermitteln einen Einblick in das damalige Leben. Rund 4000 Besucher zählt die Werkstatt pro Jahr. Sie können ganz praktisch selbst mit Hand anlegen. Beispielsweise beim Backen, Töpfern, Weben und Färben oder dem Gebrauch von Bogen und Speer. "Das war alles sehr eindrucksvoll, und ich freue mich, dass die Langobardenwerkstatt uns bei unserem Vorhaben unterstützen will, sich beispielsweise um die maßgeschneiderte Einkleidung und Ausstattung unseres Bardo kümmert", berichtete Keindorff.
Zudem sei vereinbart worden, dass eine Abordnung kostümierter Langobarden aus Zethlingen den Barleber Festumzug am 17. Juni 2012 bereichert. Langfristig ist eine Kooperation angedacht, "auch weil der Verein interessiert ist, dass das museumspädagogische Zentrum für Projekte der Barleber Schulen genutzt wird." Schüler der Sekundarschule haben sich bereits sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt und zum letzten Tag der offenen Schultür eine Ausstellung zum Leben des germanischen Stamms präsentiert. Damit sich alle Mitglieder der AG Historie ein Bild machen können, hatte Erich Wehner die Dokumentation der Schüler zur Sitzung mitgebracht.