Zerstörung Gerber-Brunnen nachts gesprengt
Der Gerber-Brunnen auf der Schlossdomäne in Wolmirstedt ist zerstört. Unbekannte haben die Bronzefigur vermutlich mit Pyrotechnik gesprengt.
Wolmirstedt l Der Knall hat Anwohner nachts aus dem Schlaf gerissen. Gegen 2.30 Uhr war in großem Umkreis die Detonation zu hören und eine Rauchwolke zu sehen. Bei Tageslicht war das traurige Ergebnis sichtbar: Der Gerberbrunnen ist zerstört. Der Waschtrog der Figur steht nur noch halb, die Brunnentechnik ist hinüber, über das linke Handgelenk des Gerbers zieht sich ein langer Riss. Die Polizei sicherte die Spuren, immer wieder kamen Bürger, zeigten sich erschüttert über so viel Zerstörungswut.
„Wer macht bloß sowas“, fragt Karl-Heinz Hoppe fassungslos. Der Anwohner hatte den Knall gehört. Auch Frank Tuchen schaut sich den zerstörten Gerber an und sagt: „Ich bin untröstlich. Wie kann man das kaputtmachen.“
Frank Tuchen wohnt nah der Schlossdomäne und erzählt, der Knall habe das Haus erschüttert. Auch die Rauchwolke sei groß und deutlich zu erkennen gewesen. Mit so einer Zerstörung habe er trotzdem nicht gerechnet. „Wir dachten, dass es Böller waren.“
Pyrotechnik könnte tatsächlich als Sprengmaterial verwendet worden sein, mutmaßt die Polizei. Die Detonation muss eine große Wucht entwickelt haben. „Teile der Brunnenanlage sind noch 50 Meter weit entfernt gefunden worden“, sagt Polizeisprecher Joachim Albrecht.
Die Kriminaltechniker haben die Schlossdomäne akribisch abgesucht. Sie fanden neben Bronzeteilen auch Fetzen, die Überreste von Pyrotechnik sein könnten. Nun werden Teile des verwendeten Sprengmaterials durch Experten des Landeskriminalamtes untersucht. Außerdem wurden Anwohner und mögliche Zeugen befragt, die Polizei will wissen, ob jemand etwas von der Tat gesehen hat.
Personen wurden nach bisherigen Erkenntnissen nicht verletzt, der materielle Schaden kann noch nicht genau beziffert werden. Die Polizei rechnet mit mindestens 20 000 Euro.
Die Gerber-Plastik hat Bildhauer Werner Bruning angefertigt. Er lebt in der Nähe von Münster in Westfalen und ist entsetzt, als er von der Zerstörung hört. „Ich war erst vor vier Wochen in Wolmirstedt“, erzählt er im Volksstimme-Telefongespräch, „und habe mich gefreut, dass die Figuren in einem solch guten Zustand sind.“ Ob sich der Gerber reparieren lässt, kann er nicht sagen. Selbst, wenn es technisch möglich ist, bleibt ein Problem: „Die Figur hat ja bereits eine Patina angenommen, die haben neue Teile lange nicht.“
Die Schlossdomäne war in der Vergangenheit immer wieder Ziel für Vandalismus. Bodenstrahler wurden oft zerstört, regelmäßig liegt viel Müll herum - kaputte Flaschen, Zigarettenkippen, auch Spritzen wurden schon gesehen. Nach dem Wolmirstedter Frühjahrsputz wurden sofort frischgepflanzte Primeln aus dem Blumenkübel vor dem Bürgerhaus gestohlen, Sperrmüll aus dem Container gezerrt. Täter wurden bisher nicht gefunden.
Die Plattform vor der Schlosskapelle hat sich zum abendlichen Jugendtreff entwickelt, besonders freitags und sonnabends kommen dort viele Menschen zusammen, die Musik ist laut gedreht. Beschwerden hat es oft gegeben, doch es ist legitim, sich an öffentlichen Plätzen aufzuhalten.
Die Polizei wird nach der Sprengung des Gerber-Brunnens dennoch ihre Präsenz verstärken. „Die Domäne wird ab sofort öfter bestreift“, sagt Joachim Albrecht. Außerdem wollen die Beamten künftig wissen, wer sich auf der Domäne aufhält, gegebenenfalls werden Identitäten überprüft.
Auch die Stadt beschäftigt sich bereits mit einem Überwachungskonzept für die Domäne. Vier Vorschläge liegen auf dem Tisch und werden demnächst intensiv beraten. Die Verwaltung favorisierte bisher die teilweise Videoüberwachung durch zwei Kameras ohne Datenspeicherung. Die Bilder würden aus der Ferne von einer Sicherheitsfirma verfolgt. Werden bedenkliche Ereignisse erkannt, wird alarmiert und vor Ort nachgeschaut. Die anderen Varianten sind eine totale Videoüberwachung durch sieben Kameras mit Datenspeicherung oder eine unregelmäßige Kontrolle durch eine Sicherheitsfirma, die bei Bedarf die Polizei hinzuholt. Möglich sind auch stichpunktartige Kontrollgänge zwei bis drei Mal monatlich durch Ordnungsbehörden und Regionalbereichsbeamte. Die Entscheidung steht noch aus.-