Schule Zeugnisse für Barleber Schüler
Eines der ungewöhnlichsten Schuljahre überhaupt neigt sich dem Ende zu. Nun haben die Abschlussjahrgänge ihre Zeugnisse erhalten. Deren Übergaben könnten nicht unterschiedlicher ausfallen.

Barleben - Die Türen zur Aula des Internationalen Gymnasiums Pierre Trudeau in Barleben öffnen sich am Freitagnachmittag und einzeln betreten junge Menschen in roten Roben den großen Saal. Heute ist ihr großer Tag. Zwölf Jahre lange Jahre haben sie darauf hingearbeitet. Nun gibt es endlich die Abschlusszeugnisse. Das Abitur, auf das sie so lange hingefiebert haben. Allerdings ist in diesem Jahr alles anders. Durch die Coronapandemie wird die Schule vor allem für Abschlussklassen zum Spießrutenlauf. Immer wieder gibt es neue Regeln zu beachten, andere fallen weg. Eine unangenehme Situation für alle. Für Lehrer und für Schüler.
„Aber jetzt sitzen Sie hier, und das freut mich wirklich sehr“, begrüßt Dr. Michael Kleinen die Abiturienten vor ihm. „Das ist für uns alle ein außergewöhnliches Argument in einer außergewöhnlich Zeit.“ Er verweist darauf, dass auch keine Angehörigen anwesend seien. „Diese haben wir heute virtuell im Livestream zugeschaltet.“ Kleinen ist sich bewusst, dass dieser Abschlussjahrgang viel zu stemmen hatte. „Sie hatten weder eine richtige Mottowoche, noch konnte das Abklingeln im Stadtpark stattfinden und trotzdem sitzen Sie alle hier und können stolz auf sich sein.“ Kleinen spielt damit auf das Ergebnis der 77 Absolventen an. So hätten 23 von diesen Jungen und Mädchen sogar das BAC (Deutsch-Franzözisches-Doppelabitur) gemeistert. Insgesamt würde der Notendurchschnitt bei 1,9 liegen. Landesweit liegt dieser in Sachsen-Anhalt bei 2,3. Ein entsprechend sehr gutes Ergebnis.
Traumdurchschnitt für zwei Schüler
„Hinzu kommt, dass erstmals zwei Jungen an dieser Schule den Traumdurchschnitt von 1,0 gemacht haben. Bisher waren es immer Mädchen“, so der Schulleiter weiter. Das sei aber noch nicht alles. Trotz der widrigen Bedingungen, seien mehrere Schüler und Schülerinnen durch die Deutsche Physikalische Gesellschaft und der Gesellschaft Deutscher Chemiker ausgezeichnet worden. „Eine besondere Ehre, wie ich finde.“ Dass so ein Jahr nicht ohne Konflikte ablaufe, sei übrigens ganz normal. Letztendlich zähle aber das Ergebnis und dieses sei tatsächlich hervorragend. „Das zeigt, wie sehr sich alle trotz Pandemie ins Zeug gehangen haben.“
Zwei Stunden früher: Ähnlich sieht das auch Birgit Sydow von der Gemeinschaftsschule Barleben in der Feldstraße. „Dieses Schuljahr war wirklich für uns alle schwierig. Umso mehr freut es mich, dass ihr heute alle hier seid.“ Sie blickt in viele stolze Gesichter von Jungen und Mädchen in der Mensa der Schule. Hinter ihnen sitzen deren Angehörige. Wer dabei sein wollte, musste einen Schnelltest am Eingang machen oder nachweisen, dass er geimpft oder genesen ist. „Die Veranstaltung ist bei den entsprechenden Behörden angemeldet. Daher konnten wir das hier möglich machen.“ Zwischen den Zeugnisausgaben der beiden zehnten Klassen, werde alles desinfiziert und ordentlich gelüftet.
Auch Schulleiterin Sydow blickt mit ihren Schülern auf ein „nie dagewesenes“ Schuljahr zurück. „Niemand von uns hätte gedacht, dass mal solch ein Fall eintreten könnte“, erklärt sie den Anwesenden. Auch hier habe es in diesem Jahr kaum persönliche Treffen gegeben. „Keine Abschlusswoche und keine Abschlussfahrt. Trotzdem habt ihr alle das Beste daraus gemacht. Das ist sehr gut“, lobt sie das Engagement ihrer Schüler. Immerhin haben 40 Schüler und Schülerinnen ihren Abschluss an der Gemeinschaftsschule bestanden. „19 Jungen und Mädchen haben nun einen Realabschluss. Weitere 21 einen erweiterten Realschulabschluss. Das zeigt, wie sehr ihr euch hier ins Zeug gehängt habt“, erklärt sie weiter. Natürlich habe es auch hier viele Reibereien zwischen Lehrern und Schüler gegeben. Trotzdem habe man letztendlich auf der gleichen Seite gearbeitet um eben dieses Ziel zu erreichen.
Auch hierin sind sich beide Schulleiter einig. Beide Jahrgänge seien durchaus krisenerprobt. Es liege nun an ihnen, inwieweit sie dieses besondere Wissen zur Problemlösung nun auch künftig einsetzen werden. „Hoffen wir, dass es der letzte Jahrgang im Corona-Betrieb war“, so Sydow.