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Zu verschenken Schulmöbel sind heiß begehrt

Die Aktion „Schulmöbel zu verschenken“ in Hillersleben war ein Erfolg. Der Großteil des Inventars der Grundschule „Am Heiderand“ ging weg.

Von Sebastian Pötzsch 24.07.2020, 01:01

Hillersleben l In der ehemaligen Grundschule in Hillersleben herrscht am Dienstag trotz der Ferienzeit reges Treiben. So wuseln denn auch nicht Schüler durch die Flure des Gebäudes, sondern Erwachsene. Sie schleppen Stühle, Schulbänke, Tafeln und Regale durch das Treppenhaus, um die Möbel in die eigenen Autos oder Anhänger zu verladen.

Auch Herbert Bilang ist mit fleißigen Helfern dabei, mehrere Regale auf einen Hänger zu verladen. „Das ist eine richtig gute Sache, was hier gemacht wird. Besser, als wenn alles auf dem Müll landet, denn sind hier alles noch ordentliche Sachen“, findet der ehrenamtliche Leiter des Museumshofes in Colbitz. Gemeinsam wuchten er und Udo Fahrenwald, Gerald Ebert sowie Erwin Klebe ihre Möbel auf den Anhänger eines PKW. „Die Regale sind wie gemacht für den Museumshof“, freut sich Bilang. „Wir haben soviel Ausstellungsstücke, die wir gar nicht zeigen können, weil einfach kein Platz ist. Mit den Regalen ist es nun möglich diese Objekte im Rahmen von Sonderausstellungen zu zeigen.“ Und ein Möbelstück hat es den Colbitzern besinders angetan: Ein Regal ist bereits mit einem Piktogramm versehen, das eine Eule darstellt. „Das wird dann auch seinen Platz im Eulenmuseum finden“, erzählt Udo Fahrenwald und lacht.

Vor dem Eingangsbereich der Schule hat sich für den Moment Melanie Claßen postiert. Mit einer Liste in der einen sowie einer Kleberolle in der anderen Hand gibt die zuständige Fachdienstmitarbeiterin der Gemeindeverwaltung der Niederen Börde jedem Fragendem bereitwillig Auskunft. Insgesamt 77 Schulbänke und 130 Stühle stehen heute zur Auswahl. „Viel ist schon über Ebay-Kleinanzeigen weggegangen. Einiges wurde bereits abgeholt, anderes steht dafür bereit“, erklärt Melanie Claßen. Unter anderem die Gutenberg-Schule in Wolmirstedt habe sich einen beträchtlichen Teil gesichert. „13 Tische wurden bereits von einer Bastelwerkstatt abgeholt.

Mehrere Regale haben sich verschiedene Museen gesichert“, zählt die Mitarbeiterin weiter auf. Das Interesse von Privatleuten sei aber auch sehr hoch, „mit so viel Ansturm haben wir gar nicht gerechnet. Ich hätte nicht gedacht, dass das so gut angenommen wird.“

Hintergrund der Aktion ist der Umzug der Schule „Am Heiderand“ an ihren Heimatstandort Samswegen. Das Gebäude dort wird seit gut eineinhalb Jahren komplett saniert. Damit einher ging der Umzug der Schule mit Sack und Pack nach Hillersleben in der Nachbargemeinde. Hier wurden die 110 Mädchen und Jungen seither unterrichtet. Doch der Umbau in Samswegen steht kurz vor dem Abschluss und mit dem Schuljahresbeginn soll dort auch wieder unterrichtet werden. „Bis zum 31. Juli gilt der Mietvertrag für das Hillersleber Gebäude. Bis dahin muss alles besenrein sein“, macht Melanie Claßen deutlich. Es gibt also noch allerhand zu tun. Während für das sanierte Gebäude in Samswegen neue Möbel bestellt wurden, muss das alte Mobiliar raus. Deshalb hat sich die Verwaltung dafür entschieden, die alten Möbel zu verschenken, anstatt sie als Müll zu entsorgen.

Das freut beispielsweise auch Familie Claßen. Mutter und Tochter schleppen erst Stühle und im Anschluss eine Schulbank durch die langen Flure, über das Treppenhaus bis hin zu ihrem Auto. „Das ist alles für das Spielhaus im Garten. Darüber werden sich meine Enkel freuen“, sagt Oma Claßen. Ihre Tochter findet die Aktion der Gemeinde super, wie sie sagt. „Davon hat auch die Allgemeinheit etwas.“

Derweil hantiert Amtsmitarbeiterin Melanie Claßen weiter mit Kleberolle und Liste. Mit dem Klebeband wird jeder Klassenraum versiegelt, in dem sich keine Möbel mehr befinden. „Damit machen wir es den Bürgern etwas einfacher und auch uns“, sagt sie. Mit der Liste bewaffnet passt sie auf, dass nicht vorreserviertes Material versehentlich von den falschen Interessierten eigepackt wird. Viele Kunden haben nämlich über Ebay bereits ihre Wunschmöbel erstanden. Deshalb mussten viele der begehrten Stücke noch vor diesem Aktionstag mit Aufklebern gesichert werden.

Am Ende des Tages ist so gut wie alles verschenkt und die meisten der Räume sind leer. „Einen kleinen Teil mussten wir entsorgen lassen. Nun kann mit der Reinigung begonnen werden.“

Wenn denn alles fertig ist, wird der Umbau insgesamt rund 1,6 Millionen Euro gekostet haben. Die Ausgaben wuppt die Gemeinde komplett aus eigener Tasche. Ursprünglich war Unterstützung durch das „Stark-III“-Programm geplant. Die Gelder konnten jedoch nicht beantragt werden, weil die Kriterien nicht erfüllt wurden. Die Kommunalaufsicht hatte der Sanierung trotz Konsolidierung des Haushalts seinerzeit zugestimmt.

Der Rückzug der Schule ist für August angesetzt. Wenn alles klappt, sollen die neuen Möbel in der 33. Woche angeliefert werden, also vom 10. bis zum 14. August. Bleiben den Lehrern, Gemeindearbeitern und Helfern dann also noch gut eineinhalb Wochen, um ihre Einrichtung für den Schulbetrieb fit zu machen.