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Schule Eine Bereicherung mit Mängeln

Der Sozialausschuss hat die neue Turnhalle in Zerbst-Nord besichtigt. Seine Fazit: Es ist nicht alles perfekt, jedoch ein Gewinn.

Von Katrin Wurm 13.11.2015, 12:43

Zerbst l Erst seit wenigen Wochen können die Schüler des Francisceums und viele Vereinssportler der Stadt in der neuen Turnhalle Nord Sport treiben. Über ein Jahr dauerten die Bauarbeiten an dem Objekt an. 2,2 Millionen investierte die Landkreis-Tochter Anhalt-Bitterfelder Kreiswerke (Abikw) und vermietet die Halle nun wiederum an den Kreis.

Nun haben sich auch die Mitglieder des Zerbster Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportausschusses auf den Weg gemacht, um das moderne Objekt zu besichtigen. Die Zweifeldsporthalle werde von morgens bis abends genutzt, erst durch die Schüler und dann durch die Vereine, erklärte Doris Baumgarten vom Amt für Hochbau, Tiefbau und Gebäudemanagement des Kreises. Sie führte den Fachausschuss durch die neue Turnhalle. Derzeit gebe es noch keinen Hallenwart. „Momentan schaltet eine Sicherheitsfirma abends das Objekt scharf. Einen Hallenwart soll es aber bald geben“, erklärte sie auf Nachfrage eines Ausschussmitgliedes.

Die alte Turnhalle, direkt hinter der neuen, soll nun bis Ende des Jahres beräumt werden. Zuletzt konnte hier kein Sport mehr getrieben werden, da die Heizung defekt ist. „Laut Plan soll die alte Halle dann Anfang des Jahres abgerissen werden“, so Baumgarten.

„Moderne Dusch- und Ankleideräume, ein qualitativ hochwertiger Fußboden – die neue Turnhalle ist eine Bereicherung. Toll ist, dass die Halle abteilbar ist, so dass auch zwei Vereine parallel Sport machen können“, resümierte Bernd Adolph, Vorsitzender des Fachausschusses. Nur das Sichtmauerwerk bemängelten die Mitglieder. „Hier sieht man, dass schlecht gearbeitet wurde“, sagte Adolph und erhielt Zustimmung von den Ausschussmitgliedern.

Erich Mühlbauer, Dezernent für Bau und Umwelt beim Landkreis, sagte: „Mich ärgert das schon seit mehreren Wochen.“ Es sei so gewesen, dass der Rohbauer, der den Auftragt hatte, das als Sichtmauerwerk zu errichtende Bauteil in der Turnhalle nicht in der vorgestellten Qualität ausgeführt hat. Das betreffe die Verwendung des Materials bis zur Ausführung. Dort sollte Proton als Sichtmauerwerk verbaut werden, erklärte er. „Es gebe andere Hallen, wo das wunderbar funktioniert hat.“ Dort habe sowohl die Qualität des Materials als auch der Handwerker gestimmt.

In Zerbst seien es ausländische Arbeitnehmer gewesen, „die wahrscheinlich preiswert eingekauft wurden“, so Mühlbauer. Schon während des Prozesses habe er mitbekommen, dass „die alles andere als das schonmal gemacht haben“, konstatierte er. „Als sie anfingen, hab‘ ich das schonmal wegreißen lassen in der Hoffnung, dass es besser wird.“ Das trat jedoch nicht ein. „Wir hatten aber zwei Probleme. Das waren die Zeit und das Geld.“ Daher habe man sich pragmatischer Weise dafür entschieden, damit zu leben. Hinzu sei gekommen, dass die Firma relativ instabil gewesen sei. Ein Konkurs habe sich abgezeichnet. „Ich bin froh, dass wir die Halle überhaupt noch so hingekriegt haben, was das Rohbaugewerk betrifft.“ Ob es die Firma überhaupt noch gebe, könne er nicht mit Sicherheit sagen.

Letztendlich sei es ein optisches Problem, die Funktionalität sei nicht eingeschränkt. „Ich ärgere mich am meisten darüber“, so Mühlbauer. „Ich bau ja auch gern schöne Objekte. Außen gibt es nichts zu meckern, aber das Sichtmauerwerk ist nicht das, was wir uns zu Beginn vorgestellt haben.“

Es sei ein grundsätzliches Problem, dass bei Ausschreibungen der Günstigste zu nehmen sei. „Das ist immer der Billigste. Und der Billigste ist niemals der Beste.“ Billig und gut passe nicht zusammen, so Mühlbauer.

Sonst gebe es nur kleine Nachbesserungen, die bei einem solchen Bau völlig im Rahmen des Normalen liegen und von den Firmen nun abgearbeitet werden.