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Ernte 48 Würfelzucker stecken in jeder Rübe

Die Rübenernte läuft momentan auf Hochtouren. Bei Buhlendorf ist der Rübenroder fast pausenlos im Einsatz.

Von Thomas Höfs 13.10.2017, 01:01

Buhlendorf l Mit rund 75 Tonnen Rüben pro Hektar rechnet Hans-Joachim Wuttig. Das Vorstandsmitglied der Lindauer Agrico hat sich intensiv mit der zuckerhaltigen Frucht befasst. Im Buhlendorfer Speicher hat er wichtige Zahlen rund um die Zuckerrübe aufgeschrieben. Gut 140 Gramm Zucker lässt sich im Durchschnitt aus einer Rübe gewinnen. Das sind immerhin 48 Stück Würfelzucker. Auf 650 Hektar Fläche werden die Rüben angebaut von dem Unternehmen.

Bereits im September begann die Ernte der im Boden wachsenden Frucht. Im März hatten die Landwirte die Samen in den Boden gelegt. Die späten Nachtfröste in diesem Frühjahr machten den Landwirten anschließend große Sorgen. Die Kälte ist vor allem für kleine Rübenpflanzen eine große Gefahr.

Früher sei die Zuckerrübe die Königspflanze in der Landwirtschaft gewesen, erinnert sich Hans-Joachim Wuttig. Heute sei dies vorbei, fügt er an.

In diesem Jahr wurde die Zuckerqoute freigegeben. Der Zuckerpreis wird nun von den Kräften im freien Markt bestimmt. Dass es zu Schwankungen komme werde, damit rechnet er fest. Zu gut ist den Landwirten noch das Ende der Milchquote in Erinnerung. Seit dieser Zeit schwankt der Preis für die Milch stark.

Wenige Hundert Meter von Buhlendorf entfernt lenkt Lutz Linke den gut 30 Tonnen schweren Rübenroder über das Feld. 1978 hat er als Auszubildender in der Landwirtschaft angefangen. Früher waren ein Haufen Mitarbeiter bei der Rübenernte auf dem Feld, weiß er noch. Inzwischen ist das Erntekommando auf zwei Mitarbeiter geschrumpft. Ein Kollege begleitet ihn in einem Traktor mit Anhänger. Der Traktor soll die Rüben an den Ackerrand bringen.

Über mehrere Monitore in der Fahrerkabine überwacht Lutz Linke die Ernte. Die Maschine findet selbst die Reihen, schildert er. Einmal eingestellt, fährt der Koloss selbständig über das Feld und holt die Zuckerrüben aus dem Boden. Zuerst wird das Kraut abgemulcht, bevor große, keilförmig zueinander stehende Räder die Rüben aus dem Boden befördern. Über Förderbänder landen sie im Bunker der Maschine.

In der kommenden Woche wird der Rübenroder Tag und Nacht im Einsatz sein, weiß Lutz Linke schon. Hoffentlich hält die Maschine durch, ist seine größte Sorge dabei.

Am Ackerrand abgelegt, warten sie auf den Transport in die Zuckerfabrik. „Dann kommt die Rübenmaus und transportiert sie auf die Sattelschlepper“, erzählt er.

In der Zuckerfabrik Könnern wird der Zucker aus den Rüben geholt. Dazu wird der süßen Saft solange gekocht, bis das Wasser verdampft ist. Zurück bleiben dann Zuckerkristalle. In diesem Jahr werden viele Landwirte eine ordentliche Rübenernte einbringen, ist Hans-Joachim Wuttig überzeugt. Die Wetterbedingungen haben in diesem Jahr gut gepasst.

Die Rübe, schätzt er ein, profitiere vom Klimawandel am meisten. Die Pflanzen werden permanent weiter gezüchtet. Das Verhältnis zwischen Rübe und Blättern habe sich in den vergangenen Jahren zugunsten der Rübe verschoben, schildert er. Das Wetter sei allerdings die große Herausforderung für die Landwirtschaft. „Ich trage keinen Stein auf der Brust und beschwere mich darüber“, sagt er. Die wechselnden Wetterbedingungen machten den Beruf gerade für ihn interessant und abwechslungsreich. Immer wieder müssten die Landwirte sich den sich ändernden Bedingungen anpassen, schwärmt er.

In diesem Jahr ist er gespannt, wie sich der Rübenanbau auszahlt. Aber auch im kommenden Jahr soll die Zuckerrübe angebaut werden, kündigt er an.